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DFB-Pokal: RB Leipzig besiegt Eintracht Frankfurt

June 04
01:08 2023

Szene des Spiels: Nur so konnte in diesem Finale ein Tor fallen. Christopher Nkunku kurvte von links in die Mitte, zog ab und der Schuss wurde erst von Aurelio Buta und dann auch noch von seinem Teamkollegen Evan Ndicka abgefälscht. Frankfurts Torhüter Schlussmann Kevin Trapp schaute dem Ball nur noch ohnmächtig hinterher, wie er rechts von ihm im Tor einschlug. Der – jaja – Dosenöffner.

Ergebnis: RB Leipzig hat mit einem 2:0 (0:0) gegen Eintracht Frankfurt seinen Titel im DFB-Pokal verteidigt. Hier geht es zur ausführlichen Meldung.

Das Wichtigste zuerst: Mit einer Schweigeminute wurde vor dem Anpfiff an den gewaltsamen Tod eines 15 Jahre alten Jugendspielers aus Berlin erinnert. Beide Fanlager stellten ihre Choreografien und das Anfeuern ein. Auf einem Banner und den Banden war der DFB-Aufruf »Gemeinsam gegen Gewalt« zu lesen. Der junge Fußballer vom JFC Berlin war am vergangenen Sonntag in Frankfurt bei einem tätlichen Angriff eines Gegenspielers lebensgefährlich verletzt worden und am Mittwoch gestorben.

Erste Hälfte: Mit einer guten Gelegenheit von Timo Werner, der aus halblinker Position Kevin Trapp prüfte, begann die Partie (4. Minute) vielversprechend. Danach: Zweikämpfe, Zweikämpfe, Zweikämpfe, hier mal ein Pfiff, da mal ein Protest und dann waren die ersten 45 Minuten auch schon rum. Oder wie es ZDF-Kommentator Oliver Schmidt weltexklusiv einordnete: »Ein wildes Spiel, ein emotionales Spiel!«

Zuschauer des Abends: Bei der WM 2022 hatte sich Kroatiens Joško Gvardiol zu einem der heißesten Transferziele im europäischen Klubfußball gemausert. Das Pokalfinale blieb dem Umworbenen aber verwehrt, weil er sich im Halbfinale in Freiburg beim Stand von 4:0 für seine Leipziger eine Rote Karte abgeholt hatte. Beim erfolgreichen Finale 2022 hatte er bereits 113 Minuten auf der Bank gesessen. So richtig genossen haben dürfte Gvardiol zuletzt das Pokalfinale 2021 in Kroatien – damals hatte er beim 6:3-Sieg von Dinamo Zagreb 90 Minuten durchgespielt. Man darf gespannt sein, was er sich für das mögliche FA-Cup-Finale 2024 einfallen lässt.

Zweite Hälfte: Der Anpfiff verzögerte sich um einige Minuten, weil auf den Rängen noch Leuchtware, Vernebelndes und Böllerartiges zum Einsatz gebracht werden wollte. Damit war das Aufregende auch zunächst erzählt. Der Abnutzungskampf setzte sich unter den Augen der 75.000 – hauptsächlich den Frankfurtern zugeneigten – Zuschauern fort. Mit dem ersten Leipziger Torschuss in der zweiten Hälfte ging RB in Führung (71. Minute). Frankfurts Wille war weiterhin vorhanden, das Fleisch allerdings schwach. Nkunku spielte Dominik Szoboszlai frei, der mit einem Schuss aus halbrechter Position für die Entscheidung sorgte (85.). Das war’s dann auch schon in einem Pokalfinale, von dem wenig bleiben wird. Allerdings hatte ZDF-Kommentator Schmidt seine Form wiedergefunden: Der Leipziger Titelgewinn sei sicher »kein Erfolg fürs Herz«. Wer außerhalb des RB-Kosmos möchte da widersprechen.

Alter Mann Makoto: Makoto Hasebe war der einzige Frankfurter in der Startelf, der bereits beim bislang letzten Pokalsieg der Eintracht 2018 zum Einsatz gekommen war. Mit dem Auftritt im 2023er-Finale wurde er zudem mit 39 Jahren und 136 Tagen zum zweitältesten Spieler, der in einem Endspiel des DFB-Pokals dabei war. In dieser Rangliste liegt nur noch der damalige Bremer Manfred Burgsmüller vor ihm, der beim Finale 1990 bei seiner Einwechslung in der 52. Minute bereits die 40-Jahre-Marke geknackt hatte.

Glasners Goodbye: Zwei Jahre war Oliver Glasner Trainer der Frankfurter Eintracht. In der ersten Saison gewann er die Europa League, im zweiten Jahr gelang ihm erneut die Qualifikation für den internationalen Wettbewerb und er erreichte das Finale des DFB-Pokals. Eigentlich eine beeindruckende Bilanz, aber langsam und konsequent entfremdeten sich Klub und Coach in den vergangenen Monaten. »Gekommen als Langweiliger, gegangen als hochemotionaler Typ«, fasste Glasner seinen Abgang sinngemäß mit einem Lächeln bei der Spieltags-Pressekonferenz zusammen. Und ziemlich erfolgreich dazu.

Leipziger Jubel: Nkunku jubelte vor seinem mutmaßlichen Transfer zum FC Chelsea, Konrad Laimer jubelte vor seinem mehr als mutmaßlichen Wechsel nach München, Trainer Marco Rose durfte sich über seinen ersten Titel in Deutschland freuen, Neu-Geschäftsführer Sport Max Eberl seinen ersten seit der B-Jugend im Dress des FC Bayern auf der Visitenkarte vermerken. Außerhalb Leipzigs dürfte die größte Hoffnung sein, dass Kevin Kampl im Gegensatz zum Vorjahr den Pokal nicht erneut für billige Brause-Provokationen nutzt.

Wer spielt jetzt wo in Europa? RB Leipzig hatte durch den dritten Tabellenplatz bereits die Teilnahme an der Champions League sicher. Eintracht Frankfurt wäre als Pokalsieger in die Europa League gerutscht, so bleibt es als Bundesligasiebter bei der Conference League. Freude auf dem Sofa deshalb bei Bayer Leverkusen. Sie wären bei einem Frankfurter Sieg in die Conference League abgerutscht, so bleibt es bei der Teilnahme an der Europa League. All die Rechnerei wollte Leverkusens Torhüter Lukáš Hrádecký nicht mitmachen: Daumendrücken für Leipzig, weil man dann in einem höherwertigen Europacup spielen darf? »Für RB bin ich nicht. Ganz ehrlich.«

Schlusspunkt, fast egal: RB-Botschafter Perry Bräutigam brachte den Pokal mit erhobenem Daumen zur Siegerehrung. Die Klublegende, die nie für RB gespielt hat. Danach dann Spalier, Klatschen, Konfetti – wie von der DFB-Choreographie und ihrem Stadionmarktschreier vorgesehen und wegmoderiert. Hrádecký dürfte längst abgeschaltet haben.

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