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News: Olaf Scholz, Russland-Ukraine-Krieg, Leopard-Panzer, Joe Biden

January 25
08:37 2023

Scholz bekommt von Biden, was er wollte

Die Ukraine erhält die westlichen Kampfpanzer, die sie so dringend braucht, um einer russischen Frühjahrsoffensive standzuhalten. Und zwar sowohl deutsche Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 als offenbar auch amerikanische vom Typ M1 Abrams. Damit neigt sich ein wochenlanges Ringen dem Ende zu, das die Beziehungen zwischen den westlichen Verbündeten stark strapaziert hat.

Die Bundesregierung hat entschieden, selbst den Leopard 2 zu liefern (und zwar mindestens 14 Stück von der modernen Variante 2A6). Zugleich will sie anderen Ländern erlauben, ihre Leoparden an die Ukraine zu exportieren. Das hat der SPIEGEL gestern Abend exklusiv gemeldet . Kurz davor hatten amerikanische Medien wie das »Wall Street Journal« berichtet, dass die US-Regierung ihre eigenen Militärs überstimmt habe und nun doch der Lieferung von M1-Abrams-Panzern in die Ukraine zustimme.

Damit bekäme Bundeskanzler Olaf Scholz am Ende das, was er vom amerikanischen Präsidenten Joe Biden so dringend wollte: dass auch die USA sich an der Lieferung von Kampfpanzern beteiligen. Die Idee dahinter: Es wären dann nicht nur »deutsche Panzer« auf dem ukrainischen Schlachtfeld im Einsatz – denn als solche könnten die Leoparden auch dann gesehen werden, wenn andere Nationen sie liefern. Sondern neben den bereits angekündigten britischen »Challenger«-Kampfpanzern auch die Kampfpanzer der USA.

Das wäre ein deutlicher Schwenk der USA: Die hatten stets betont, Abrams-Panzer machten strategisch für die Ukraine keinen Sinn, weil sie einen Düsenantrieb und andere Kraftstoffe bräuchten, zudem technisch zu komplex wären.

Wie viele Panzer die Ukraine am Ende erhalten wird, zeigt sich wohl in den nächsten Tagen. Benötigt werden laut Militärexperten mehrere hundert. Neben Polen, das seinen Exportantrag bereits gestellt hat, will auch Norwegen offenbar acht Leoparden entsenden. Die Niederlande wollen 18 schicken. Spanien hatte schon früher seine Bereitschaft erkennen lassen. Weitere Länder könnten ihre Pläne in den nächsten Tagen verkünden. Die USA planen laut verschiedenen Medienberichten, zwischen 10 und 50 Abrams-Panzer zu liefern.

  • Entscheidung in Berlin: Deutschland schickt Leopard-Panzer in die Ukraine

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  • Die jüngsten Entwicklungen: Der ukrainische Präsident reagiert zurückhaltend auf Berichte über Leopard-Lieferungen. Kommt bald die Forderung nach Kampfflugzeugen? Und: Moskau wirft den USA eine »eklatante Provokation« vor. Der Überblick.

  • »Am Ende unausweichlich«: Deutschland will Leopard-Kampfpanzer liefern: Scholz' schärfste Kritiker zeigen sich erleichtert, doch seine Zögerlichkeit wird weiterhin moniert.

  • Warum der Leopard 2 so begehrt ist: Der Leopard 2 ist der vielleicht mächtigste Kampfpanzer der Welt. Die Konstrukteure lösten dafür ein ballistisches Dilemma und ebneten den Weg zu großer Feuerkraft. Damit die Ukraine profitiert, braucht es aber noch mehr.

  • USA wollen offenbar bis zu 50 Abrams-Panzer in die Ukraine schicken: Wie die »New York Times« meldet, wird die US-Regierung zwischen 30 und 50 Kampfpanzer vom Typ M1-Abrams an die Ukraine liefern.

  • »Wir haben die Chance, dem russischen Militär den Rücken zu brechen«: Der republikanische Senator Lindsey Graham fordert von Kanzler Scholz und Präsident Biden die Lieferung schwerer Waffen und gibt ein neues Kriegsziel aus: den vollständigen Rückzug Russlands aus der Ukraine.

Innenpolitisch ein Erfolg – und außenpolitisch?

Für Scholz ist das ein innenpolitischer Erfolg: Er kann die Leopard-2-Lieferung als Teil eines größeren Pakets zusammen mit den USA ankündigen.

Die Frage ist, zu welchem außenpolitischen Preis das geschieht: Die deutsche Blockade hat das Verhältnis zu Washington und vielen Alliierten in den vergangenen Tagen stark belastet. Die USA, die ein Vielfaches der europäischen Waffenlieferungen in die Ukraine gesendet haben, wollten, dass die Deutschen zumindest in dieser Frage vorangehen – schließlich betrifft der Krieg in der Ukraine die Europäer deutlich stärker als die weit entfernten USA.

Im Interview mit unserem Washington-Korrespondenten René Pfister antwortet der republikanische US-Senator Lindsey Graham auf die Frage, wie groß der Frust über Deutschland in der US-Politik sein: »Er ist weit verbreitet und reicht sehr tief.«

Man kann die deutsche Entscheidung zum Leopard so sehen, dass Scholz das dringend Gebotene verzögert hat, um schließlich das zu tun, was unausweichlich war. Nur, dass er dabei einmal mehr international den Eindruck erweckte, Deutschland handle nur unter Druck. Zudem verstärkte er bei Alliierten den Eindruck deutscher Unentschiedenheit.

Scholz wird es anders sehen, und als Teil seiner Maxime darstellen, dass man nichts allein mache, sondern alles gemeinsam mit den Verbündeten. (Auch wenn man die Verbündeten dazu unter Druck setzen muss.) Die Gelegenheit, sich zu erklären, hat der Bundeskanzler heute zur Genüge: Im Bundestag gibt es heute nämlich eine von der Union erbetene Regierungsbefragung mit Scholz – und danach eine Aktuelle Stunde zu den Panzerlieferungen.

Es wäre eine willkommene Gelegenheit für den Kanzler, an seine »Zeitenwende«-Rede vor einem Jahr anzuknüpfen und wieder einmal auszuführen, was die Bundesregierung in der Ukraine tut und warum sie es tut und warum sie es für wichtig hält. Zwar scheint Scholz auf diese Art von Kommunikation mit dem Land selten Lust zu haben, doch selten war die Gelegenheit besser.

  • US-Senator über Panzerlieferungen: »Wir haben die Chance, dem russischen Militär den Rücken zu brechen«

Ein Regierungs- und Mediendrama in der Schweiz

Es geschieht nicht oft, dass es in der Schweiz zu einem politischen Skandal kommt – aber gerade herrscht große Aufregung im Land. In den Hauptrollen: erstens Innen- und Gesundheitsminister Alain Berset und zweitens einer der mächtigsten Medienmanager des Landes – Marc Walder, Chef des Ringier-Konzerns, der die Boulevardzeitung »Blick« herausgibt. Worum geht's? Der Pressechef des Gesundheitsministers soll von Beginn der Pandemie an praktisch eine Standleitung zum Medienmanager unterhalten und ihn laufend mit vertraulichen Informationen zur Pandemiepolitik der Regierung gefüttert haben.

Das Schweizer Parlament will nun die Informationspolitik Bersets unter die Lupe nehmen. Er ist in diesem Jahr turnusgemäß für ein Jahr Schweizer Bundespräsident. Die Geschäftsprüfungskommissionen der Parlamente haben jetzt eine Untersuchung gegen ihn eingeleitet – und in der Öffentlichkeit fordern insbesondere rechtskonservative SVP-Politiker den Rücktritt des sozialdemokratischen Regierungsmitglieds. Der ist vorerst nicht zu erwarten. Das letzte Mal, dass ein Mitglied der Schweizer Regierung zurücktreten musste, ist 34 Jahre her.

Ein Problem ist die Affäre vor allem für die Boulevardzeitung »Blick«: Durch die engen Kontakte des Ringier-CEOs zum Minister entsteht der Eindruck, es könnte gefällige Berichterstattung im Austausch gegen exklusive Informationen gegeben haben. Schon vor einem Jahr hatte ein geleaktes Video des Ringier-Chefs Walder für Aufsehen gesorgt, in dem dieser sagte: »Wir hatten in allen Ländern, wo wir tätig sind – und da wäre ich froh, wenn das in diesem Kreis bleibt – auf meine Initiative hin gesagt: ›Wir wollen die Regierung unterstützen durch unsere mediale Berichterstattung, dass wir alle gut durch die Krise kommen.‹«

Die »Blick«-Redaktion betont nun öffentlich und lautstark, dass sie unabhängig berichte – und druckte in Großbuchstaben auf die Titelseite: »Niemand beeinflusst Blick!«

  • »Wir wollen die Regierung unterstützen«: Videomitschnitt über Schweizer Medienmanager sorgt für Empörung

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Die Startfrage heute: Wie viele Kinder hat Donald Trump?

Gewinnerin des Tages…

… ist die demokratische Gewaltenteilung. Denn das Bundesverfassungsgericht hat in einem Urteil eine Anhebung der staatlichen Finanzierung für Parteien gekippt. FDP, Grüne und Linkspartei hatten gegen die Reform der Parteienfinanzierung geklagt, die 2018 noch die Große Koalition beschlossen hatte. SPD und Union hoben die Obergrenze der Finanzierung auf damals 190 Millionen Euro im Jahr an – ein Anstieg um 25 Millionen Euro. Die drei Parteien fanden, sie erhielten dadurch zu viel Geld, es könne der Eindruck einer Selbstbedienung aus staatlichen Töpfen entstehen. Und sie erhielten von den Karlsruher Richtern Recht.

Welche Auswirkungen das nun konkret hat und ob die Parteien Geld zurückzahlen müssen, ist zwar noch nicht klar. Aber dass die Entscheidung zeigt, was für ein wichtiges Korrektiv die Bundesverfassungsrichter für die Politik ist – das wiederum ist eindeutig.

  • Urteil zur Parteienfinanzierung: Warum die Parteien ihr Millionenplus womöglich doch behalten können

Die jüngsten Meldungen aus der Nacht

  • USA betonen Wunsch nach Nato-Beitritt von Schweden und Finnland: Die beiden Länder streben eigentlich gemeinsam in die Nato. Die Türkei blockiert das wegen eines Streits mit Schweden. Von einem alleinigen Beitritt Finnlands will das US-Außenministerium aber nichts wissen.

  • Rupert Murdoch zieht Vorschlag zur Fusion von Fox und News Corp zurück: Der Medienmogul wollte seine Zeitungen und TV-Sender unter einem Dach vereinen und sein Medienimperium wieder in alter Größe aufleben lassen. Nun scheiterten die Pläne offenbar am Widerstand von Investoren.

  • »Doomsday Clock« nur noch 90 Sekunden vor Mitternacht: Die Weltuntergangsuhr soll ein Symbol sein für die Bedrohung der Menschheit. Die vergangenen zwei Jahre blieb sie unverändert. Nun zeigt sie noch eineinhalb Minuten bis Mitternacht – so wenig Zeit bis zum Weltuntergang wie noch nie.

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  • So pünktlich sind die Züge an Ihrem Bahnhof: 2022 war kein gutes Jahr für Bahnkunden: Nur rund zwei Drittel der Fernverkehrszüge erreichten ihr Ziel wie geplant. Wie schneidet Ihr Bahnhof ab?

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  • »Kämpft mit allem, was ihr finden könnt«: Die Nazis wollten ihren Tod, und Jüdinnen und Juden wehrten sich – mit allen Mitteln, wie man erst spät herausgefunden hat. Denn sogar die Forschung hat viele Formen der Gegenwehr lange übersehen .

  • Die neue Neuerfindung des Bob Dylan: Mit dem Album »Time Out of Mind« katapultierte sich Bob Dylan 1997 wieder ins Rampenlicht. Jetzt erscheint der Remix des Albums, er zeigt dessen Bedeutung – und entfacht dessen ganze musikalische Kraft .

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag.

Ihr Mathieu von Rohr, Leiter des SPIEGEL-Auslandsressorts

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