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Russland-Ukraine-News: Das geschah in der Nacht zu Sonntag

June 04
09:37 2023

Am Morgen haben Luftabwehrsysteme Angriffe in der Nähe von Kiew abgewehrt, teilt die Militärverwaltung der ukrainischen Hauptstadt über den Messaging-Kanal Telegram mit. Zeugen berichten, dass in der Gegend um Kiew mehrere Explosionen zu hören gewesen seien, die sich anhörten, als hätten Abwehranlagen Ziele getroffen. In der gesamten Ukraine herrschte über drei Stunden Fliegeralarm.

Auch die Millionenstadt Dnipro wurde in der Nacht angegriffen. In einem Vorort haben Rettungskräfte die Leiche eines zweijährigen Mädchens unter den Trümmern eines Hauses gefunden. Die Behörden meldeten am frühen Morgen zudem 22 Verletzte, darunter auch fünf Kinder.

Das sagt Kiew

Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte am Abend in Kiew gesagt: »Wieder hat Russland gezeigt, dass es ein Terrorstaat ist.« Der Staatschef veröffentlichte ein Video , auf dem ein völlig zerstörtes zweistöckiges Gebäude zu sehen war. Einsatzkräfte suchten noch nach Überlebenden. Behördenangaben zufolge wurden in dem Ort auch zehn Privathäuser, ein Auto, ein Geschäft sowie Gaspipelines beschädigt.

Russische Raketen- und Drohnenangriffe treffen in der Ukraine immer wieder auch zivile Infrastruktur. Laut Selenskyj schlug ein Geschoss zwischen zwei zweistöckigen Wohnhäusern ein. »Die Russen werden die Verantwortung tragen für alles, was sie unserem Staat und den Menschen angetan haben«, sagte Selenskyj. In seiner abendlichen Videobotschaft dankte er Rettungskräften, Kämpfern und allen, die ihren Beitrag leisteten im Kampf gegen die seit mehr als 15 Monaten dauernde russische Invasion. Selenskyj rief die Menschen auf, den Soldaten und allen, die für die Existenz der Ukraine kämpften, immer wieder auch persönlich einmal Dank auszusprechen.

Selenskyj sieht Ukraine bereit für Gegenoffensive

In einem Interview sagte Selenskyj, dass er das Land bereit für die seit Langem angekündigte Gegenoffensive zur Befreiung seiner Gebiete von der russischen Besatzung sehe. »Ich denke, wir sind heute dafür bereit«, sagte er dem »Wall Street Journal« . Die US-Zeitung veröffentlichte das Interview auch als Video auf ihrer Internetseite. Selenskyj betonte, dass die Ukraine gern noch einige Waffen für die Offensive gegen die russische Invasion gehabt hätte, aber nicht mehr Monate warten könne auf deren Lieferung.

»Wir glauben sehr an den Erfolg, ich weiß nicht, wie lange wir Zeit brauchen«, sagte er. Zugleich wies er darauf hin, dass es dauern könne und der Preis für den Erfolg hoch sein werde. Seit Monaten wird über den Beginn der Offensive spekuliert, zeitweilig hatte es in Kiew geheißen, die Operation laufe bereits.

Zugleich forderte Selenskyj erneut deutlich mehr US-Flugabwehrsysteme vom Typ Patriot, in dem Interview nannte er die Zahl 50. Die Patriot-Raketen böten den besten Schutz vor Russlands Terror. »Heute ist Patriot die einzige Waffe, die in der Lage ist, einige der Raketentypen zu stoppen, die die Russische Föderation gegen unsere Zivilbevölkerung, Schulen, Infrastruktur und Energiesysteme einsetzt«, sagte er dem »WSJ«. »50 Patriot-Batterien – und die Mehrheit der Menschen stirbt nicht.« Aktuell dürfte die Ukraine dem US-Fernsehsender CNN zufolge zwei Patriot-Systeme im Einsatz haben.

Selenskyj hatte am Samstag auch ein Video von einem Gespräch mit Journalisten aus Lateinamerika veröffentlicht, in dem er erneut betonte, dass mit der derzeitigen russischen Führung keine Verhandlungen für eine Beendigung des Krieges möglich seien. Die einzige Chance für Russland sei, seine Truppen aus der Ukraine abzuziehen, sagte er. Der 45-Jährige bekräftigte, andernfalls bis zum Sieg der Ukraine und einer Niederlage Russlands in dem Krieg zu kämpfen. Im Fall einer Niederlage Russlands drohe dort eine Revolution, meinte er.

Drohne in Dschankoj auf der Krim abgeschossen, meldet Moskau-treuer Beamter

Auf der Halbinsel Krim, die Moskau 2014 von der Ukraine annektiert hat, ist nach Angaben eines von Russland eingesetzten Beamten am Sonntag eine Drohne abgeschossen worden. Durch den nächtlichen Vorfall seien Fenster in mehreren Häusern eines Wohnviertels beschädigt worden, teilte Oleg Krjutschkow, ein Berater der von Moskau installierten Verwaltung der Krim, über die Messaging-App Telegram mit . »Alle Dienste funktionieren. Offizielle Informationen – am Morgen«, schreibt er.

Russland hat einen Militärstützpunkt in der Nähe von Dschankoj. Die Stadt gilt als wichtigster logistischer Knotenpunkt der russischen Armee auf der Krim, von dort führen zwei Bahnstrecken von dort in den besetzten Süden der Ukraine.

Russisches Militär baut Musterungspunkte für Krieg aus

Dagegen denkt Russland laut Regierung nicht ans Aufgeben. Das russische Verteidigungsministerium hat nach eigenen Angaben die Zahl der Musterungsstellen zur Anwerbung Freiwilliger für den Kriegseinsatz in der Ukraine ausgeweitet. Es gebe mehr solcher Punkte und mehr Instrukteure, um mit den Kandidaten zu arbeiten, teilte das Ministerium via Telegram mit. So könnten mehr Verträge mit Bürgern für den Kriegsdienst abgeschlossen werden. Die Zahl der Bewerber, die »ihr Leben mit dem Kriegsdienst verbinden wollen«, sei in »bedeutendem Maße« gestiegen, hieß es in der Mittelung.

Nach offiziellen Angaben hatten sich in den vergangenen Monaten im Zuge einer Werbekampagne des Verteidigungsministeriums mehr als 100 000 Russen Freiwillige zum Kriegsdienst gemeldet, etwa ein Viertel der geplanten Zahl. Unter der Losung »Gemeinsam zum Sieg« hofft das Ministerium nun auf mehr Zulauf. Zehntausende sind in dem Krieg bereits getötet worden.

Öffentliche Kritik an Kriegsführung in Russland nimmt zu

In Russland wächst derweil die öffentliche Kritik an der eigenen Kriegsführung, weil die Truppen Moskaus keine militärischen Erfolge gegen den Widerstand der ukrainischen Streitkräfte vorweisen können. Der prominente Parlamentsabgeordnete Konstantin Satulin von der Regierungspartei Geeintes Russland beklagte bei einer Konferenz zum Thema »Welche Ukraine brauchen wir?« Versagen und Fehler Moskaus.

Die »militärische Spezialoperation« hätte gleich von Anfang als »Krieg« bezeichnet werden müssen, sagte Satulin . Es sei nicht nur eine Fehleinschätzung gewesen, den Krieg innerhalb weniger Tage gewinnen zu können; es sei auch nicht ein einziges vom Kreml ausgegebenes Kriegsziel erreicht worden.

Solche Aussagen von Abgeordneten sind ungewöhnlich. Allerdings ist Satulin auch auf Kreml-Linie, da er den Krieg unterstützt. Der Abgeordnete bejahte jedoch die Frage, ob die Ukraine als Staat überleben werde. »Weil unsere Kräfte nicht ausreichen, um das zu verhindern – bei solch einer Unterstützung, die sie erhält«, sagte er mit Blick auf die westliche Hilfe für die Ukraine.

Wagner-Chef beklagt »Chaos« in russischer Militärführung

Der Chef der russischen Wagner-Söldner, Jewgenij Prigoschin, hat dem russischen Verteidigungsministerium Versagen vorgeworfen. »Das Ministerium ist nicht in der Lage, etwas zu tun, weil es de facto nicht existiert. In dem Ministerium herrscht Chaos«, sagte er in einer Audiobotschaft auf seinem Telegram-Kanal. Er bezieht sich dabei besonders auf die Situation in der Grenzregion Belgorod, die unter Beschuss steht. Prigoschin kündigte an, selbst mit seinen Wagner-Truppen in der seit Tagen beschossenen Region einzumarschieren, wenn das russische Militär dort nicht »schnellstens« Ordnung schaffe.

»Es sterben friedliche Menschen«, sagt Prigoschin. Die Bevölkerung brauche Schutz. »Wir werden nicht auf eine Einladung warten«, betonte Prigoschin. Allerdings müsse das russische Militär Munition bereitstellen. »Sonst sitzen wir, wie es heißt, mit dem nackten Arsch auf dem Frost.« Das sei auch in der Vergangenheit das Problem gewesen: »Man hat uns keine Granaten gegeben. Und ich habe eine große Zahl von Toten zu beklagen.«

Seinen Streit mit dem tschetschenischen Machthaber Ramsan Kadyrow sei inzwischen beigelegt, sagt Prigoschin. Zuletzt hatte es Androhungen von Gewalt gegen Prigoschin aus der tschetschenischen Armeeeinheit gegeben. Er habe mit Kadyrow telefoniert, sagt Prigoschin, der Konflikt sei ausgeräumt. Den Mund verbieten lasse er sich aber nicht.

Was am Sonntag wichtig wird

Die Ukraine bereitet sich weiter auf ihre Großoffensive vor, während sich die regulären Kämpfe auf den Donbass konzentrieren. Auch in der von ukrainischer Seite seit Tagen beschossenen russischen Grenzregion bleibt die Lage laut Behörden gespannt. Dort wurden teils ganze Ortschaften evakuiert.

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