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“Wirst du zurücktreten?”: Der Schach-König teilt im Streit um WM-Titelverbot mächtig aus

February 06
14:26 2025

Sport

Carlsen hat seinen Feind genau im Blick.

Carlsen hat seinen Feind genau im Blick.

Er sieht sich als mächtigen König, daran lässt Magnus Carlsen keinen Zweifel. Mit dem Schach-Weltverband FIDE liefert er sich einen öffentlichen Zoff um die Deutungshoheit des Sports. Weil er keinen WM-Titel verteilen darf, setzt er sogar auf das Ende seines Gegners.

Magnus Carlsen scheut sich nicht vor (Bauern-)Opfern. An der holsteinischen Küste will der Schach-König seine neue Turnierserie im Alternativ-Modus eröffnen, einen eigenen Weltmeister darf er allerdings nicht krönen. Der Weltverband FIDE hat das verboten – und kriegt nun die volle Breitseite ab. "Nötigung der Spieler", "Machtmissbrauch" und "gebrochene Versprechen" prangerte der Norweger Carlsen in seiner auf X veröffentlichen Brandrede an, seine Ansprache an den FIDE-Präsidenten Arkadi Dworkowitsch kommt einer Aufforderung gleich: "Wirst du zurücktreten?"

Wochenlang befanden sich der Weltverband und die "Freestyle Chess Operations GmbH", im Vorjahr von Carlsen gemeinsam mit dem millionenschweren deutschen Unternehmer Jan Henric Buettner gegründet, in intensiven Gesprächen. Eine freundliche Co-Existenz hatten beide Seiten einander versichert, nur eine letzte große Frage hing noch in der Luft: Darf das Unternehmen am Ende der fünf Stationen umfassenden "Grand Slam Tour" einen Weltmeister küren?

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Im "Schach960" wohlgemerkt – einem Format, bei dem die Anordnung der Figuren auf der Grundreihe ausgelost wird. Eröffnungstheorie ist somit passé, stattdessen sind Kreativität und Flexibilität gefragt. Unlängst ließ Carlsen – immerhin fünfmaliger Titelträger im traditionellen Modus – in der "Financial Times" verlauten, er sei "der tiefen Überzeugung, dass dies ein besseres Spiel" sei als das klassische Schach. Auch weite Teile der Schach-Elite sind begeistert, beim am Freitag beginnenden Auftaktevent in Weissenhaus (bis 14. Februar) sind auch der aktuelle Weltmeister Dommaraju Gukesh aus Indien und das deutsche Schachtalent Vincent Keymer mit von der Partie.

WM-Titelverbot für Carlsen

"Nein", beschloss der Weltverband nun aber nach reiflicher Überlegung, er wolle die Integrität des WM-Titels nicht gefährden – und überhaupt treibe Freestyle die "Untergrabung des klassischen Schachs" voran, von den "unbegründeten Anschuldigungen gegen die FIDE" mal abgesehen. Das Unternehmen müsse von der Weltmeisterschafts-Referenz absehen, ansonsten werde der Verband von jedem Spieler eine Verzichtserklärung fordern.

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Freestyle verschob den WM-Anspruch zum Schutz der Teilnehmer – und setzte Dworkowitsch mit der Veröffentlichung der Kommunikation unter Zugzwang. Denn der FIDE-Präsident soll versprochen haben, dass die Spieler "in keinster Weise" betroffen sein würden. Dieses Versprechen sei aber gebrochen worden. "Die Spieler rufen mich alle an, fühlen sich hilflos, unter Druck gesetzt", erzählte Buettner dem NDR. Am Sonntag will er die Teilnehmer am runden Tisch entscheiden lassen: "Wenn die sich einig sind und nicht mehr bei der FIDE mitmachen wollen – vielleicht ist das der Beginn vom Ende der FIDE."

Das Ende des herkömmlichen Schachs?

Denn auf klassisches Schach hat vor allem Carlsen lange schon keine Lust mehr, stattdessen ist der einstige Wunderknabe nun lieber das Problemkind der FIDE. Seinen WM-Titel mochte er schon 2023 nicht mehr verteidigen, bei der Blitzschach-WM im letzten Jahr zog er sich zunächst zurück, weil er nicht in Jeans antreten durfte. Der Verband lenkte ein, Carlsen kehrte ans Brett zurück und sorgte prompt für den nächsten Eklat: Im Finale bot er seinem Kontrahenten kurzerhand an, den Weltmeisterschaftstitel zu teilen.

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Als eine "Lektion im Bezug auf die Regeln" wertete Dworkowitsch dies noch und gab sich geschlagen – diesmal aber griff er voll durch. Und König Carlsen tobte. Schließlich leitet der 34-jährige Norweger die Geschicke nicht nur auf, sondern auch abseits des Schachfelds. Der Zug vor das Gericht ist bereits angekündigt. Die Hängepartie geht weiter.

Quelle: ntv.de, ara/sid

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