Viele Tote im Sudan: RSF und Armee werfen sich gegenseitig Massaker vor
Politik
Seit 18 Monaten tobt im Sudan ein katastrophaler Bürgerkrieg, von dem die Weltöffentlichkeit kaum Notiz nimmt. In den letzten Tagen sollen sowohl die RSF-Miliz als auch die Armee zahlreiche Zivilisten – auch gezielt – getötet haben.
Die Kriegsparteien im Sudan machen sich gegenseitig für tödliche Angriffe auf Zivilisten verantwortlich. Die von der Armee unterstützte Regierung warf der RSF-Miliz vor, den Tod von mindestens 120 Zivilisten binnen zwei Tagen im zentral gelegenen und seit letztem Monat von heftigen Kämpfen betroffenen Bundesstaat Al-Dschasira verursacht zu haben. Die RSF beschuldigte ihrerseits die sudanesische Armee, bei einem Luftangriff in Nord-Darfur 60 Menschen getötet zu haben.
In dem nordostafrikanischen Land liefern sich die Armee von Militärherrscher Fattah al-Burhan und die RSF-Miliz seines früheren Stellvertreters Mohammed Hamdan Daglo seit April 2023 einen blutigen Machtkampf. Zehntausende Menschen wurden nach UN-Angaben bei den Kämpfen getötet, mehr als zehn Millionen Menschen sind auf der Flucht. Es handelt sich um eine der schwersten humanitären Krisen weltweit.
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Die RSF "beging in den vergangenen zwei Tagen ein neues Massaker im Ort Hilalija im Staat Al-Dschasira", erklärte das Außenministerium der Armee-gestützten Regierung am späten Donnerstag. 120 Menschen seien entweder durch "Schüsse" oder an "Lebensmittelvergiftungen oder Mangel an medizinischer Versorgung" gestorben. Die Ärztegewerkschaft des Sudan gab an, dass die Miliz den Bewohnern Hilalijas allen Besitz "gestohlen" und die Menschen dann in Moscheen festgehalten habe, aus denen sie nur durch die Zahlung von großen Geldsummen freigelassen wurden. Augenzeugen berichteten davon, dass die RSF den Ort zwei Wochen lang belagert habe und die Bewohner in der Folge keine sicheren Lebensmittel, Wasser oder Zugang zu medizinischer Versorgung hatten.
Guterres spricht von "Albtraum der Gewalt"
Die RSF hingegen warf der sudanesischen Armee vor, dass ein Luftangriff mehr als 60 Menschen in einem Vertriebenencamp in Nord-Darfur getötet habe. Die Attacke habe eine Grundschule im Ort Al-Kuma zerstört, in der 35 Familien Zuflucht gesucht hätten, erklärte ein Sprecher der Miliz bei Telegram.
Die Armee und ihre Verbündeten halten in der riesigen Region Darfur nur noch Teile des Bundesstaates Nord-Darfur unter Kontrolle. Vertreter der Vereinten Nationen haben wachsende Sorgen über die Zustände in Darfur und im ganzen Sudan geäußert. "Die Menschen im Sudan durchleben einen Albtraum der Gewalt, in dem tausende Zivilisten getötet wurden und zahllose Weitere unsäglichen Gräueltaten ausgesetzt sind, darunter weit verbreitete Vergewaltigungen und sexuelle Übergriffe", sagte UN-Generalsekretär António Guterres letzte Woche vor dem UN-Sicherheitsrat. Von sexueller Gewalt sind nach UN-Angaben auch Männer betroffen. Der Sicherheitsrat habe zwei Vertreter der RSF wegen ihrer Taten im Sudan auf die Sanktionsliste gesetzt, wie der britische Ratsvorsitz mitteilte.
Quelle: ntv.de, ino/AFP