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Beirut: Heftige Explosion erschüttert Hauptstadt des Libanon

August 04
19:59 2020
Nach der Explosion zogen Rauchwolken über die zerstörten Gebäude in Beirut Icon: vergrößern

Nach der Explosion zogen Rauchwolken über die zerstörten Gebäude in Beirut

Foto: Issam Abdallah/ REUTERS

Die libanesische Hauptstadt Beirut ist von zwei gewaltigen Explosionen erschüttert worden. Die Detonationen waren in mehreren Teilen der Stadt zu spüren, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Auch eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur berichtete von einer starken Erschütterung im Stadtzentrum und von großen Schäden.

Durch die Wucht der Explosionen, die sich am späten Nachmittag offenbar in Nähe des Hafens der Küstenstadt ereigneten, gingen auch zahlreiche Fenster zu Bruch, wie auf Fotos in sozialen Netzwerken zu sehen war. Die Druckwelle ließ auch in kilometerweiter Entfernung Scheiben zerbersten. Die Schnellstraße auf dem Weg zum Hafen war mit Glasscherben übersät. Über der Stadt stieg eine große Rauchwolke auf.

Der Journalist Borzou Daragahi, der nach eigenen Angaben als Korrespondent für den britischen "Independent" arbeitet, teilte ein Video der Explosionen auf Twitter. Ähnliche Aufnahmen waren in zahlreichen anderen Posts zu sehen.

Die Hintergründe waren zunächst unklar. Örtliche Medien zeigten Bilder von Menschen, die unter Trümmern feststeckten. Einige waren blutverschmiert. Das libanesische Rote Kreuz bestätigte die Explosion auf Twitter. Auch die libanesische Armee half dabei, die Verletzten in Krankenhäuser zu bringen.

Laut AFP wurden bei zwei Explosionen Dutzende Menschen verletzt. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge sprach der libanesische Gesundheitsminister Hamad Hassan im Sender LBC von einer "sehr großen Zahl" an Verletzten. Lokalen Medienberichten zufolge ereignete sich die Explosion in einem Bereich des Hafens mit Lagergebäuden, in denen sich womöglich Feuerwerkskörper befanden. Die staatliche Nachrichtenagentur NNA berichtete hingegen, am Hafen sei in einem Lagerhaus in der Nähe mehrerer Getreidespeicher ein Feuer ausgebrochen.

"Ich dachte mir noch, klingt so ein Luftangriff, als ein Schlag mich zu Boden warf"

Die deutsche Stiftungsmitarbeiterin Sina Schweikle, die im Viertel Gemmayze in Küstennähe wohnt, berichtete dem SPIEGEL, wie sie die Explosionen erlebte. Sie habe zu Hause im vierten Stock eines massiven Altbaus am Schreibtisch gesessen und zuerst "ein dumpfes, durchdringendes Dröhnen" gehört. "Ich dachte mir noch, klingt so ein Luftangriff, als ein Schlag mich zu Boden warf." Sie überstand die Explosion bis auf eine leichte Splitterverletzung am Rücken unbeschadet.

Im Hof des Hauses habe das Rote Kreuz eine Sammelstelle für Verletzte eingerichtet, die teils schwer blutend dorthin gewankt seien.

Joachim Paul, Leiter des Regionalbüros der Heinrich Böll-Stiftung in Beirut, hielt sich zum Zeitpunkt der Explosionen in einem Einkaufszentrum in Aschrafiye auf. Das Viertel liegt nur wenige Kilometer vom Hafen Beiruts entfernt. Er habe dort eingekauft, als er "diese unglaubliche Druckwelle spürte, die selbst in diesem massiven Bau zig Fenster zerrissen, Inneinrichtungen der Läden zerstört hat", sagte Paul dem SPIEGEL. "Ich bin erstmal da drin geblieben, weil ja niemand wusste, was überhaupt passiert ist. Als ich Minuten später herauskam, stand noch immer eine rot-graue Rauch-, Staubwolke über der Stadt."

"Es war ein Glück, dass ich nicht zu Hause war"

Auf dem Weg nach Hause sei er kilometerweit "nur über Glassplitter, Scherben, Trümmer gelaufen". Er habe etliche Verletzte gesehen, sagte Paul, allerdings keine Schwerverletzten. "Es war ein Glück, dass ich nicht zu Hause war: Hätte ich Homeoffice gemacht wie gestern und am Schreibtisch gesessen, wäre mir das große Fenster samt Rahmen entgegengekommen. Das hat es, ebenso wie sämtliche Fenster der Wohnung, herausgerissen. Sogar meinen Kühlschrank hat es umgeworfen."

Icon: Der Spiegel

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