Türkei: Recep Tayyip Erdoğan setzt sich in Stichwahl gegen Kemal Kılıçdaroğlu durch
Recep Tayyip Erdoğan bleibt Staatschef der Türkei: Der Amtsinhaber hat sich gegen den Oppositionskandidaten Kemal Kılıçdaroğlu durchgesetzt, wie die Wahlbehörde offiziell mitteilt.
In der Türkei wird es keinen Machtwechsel geben, Recep Tayyip Erdoğan bleibt Präsident. In der Stichwahl um das Amt hat er sich gegen Kemal Kılıçdaroğlu durchgesetzt. Erdoğan sei zum 13. Präsidenten der Türkei gewählt worden, sagte der Chef der Wahlbehörde Ahmet Yener in Ankara. Damit steht der 69-jährige Erdoğan vor einer weiteren fünfjährigen Amtszeit.
Nach der Auszählung fast aller Stimmen lag der Amtsinhaber den Angaben zufolge mit 52,14 Prozent deutlich vor Kılıçdaroğlu, der 47,86 Prozent erreichte.
Der türkische Präsident hatte den Sieg zuvor bereits für sich reklamiert, als die Auszählung noch lief. In einer Balkonrede dankte er allen, die es ihm ermöglicht hätten, die nächsten fünf Jahre zu regieren. Erdoğan sagte vor jubelnden Anhängern in Istanbul: »Der einzige Sieger ist die Türkei.« Er war als Favorit in die Stichwahl gegangen.
Kılıçdaroğlu räumte seine Niederlage indirekt ebenfalls bereits vor Bekanntgab des offiziellen Endergebnisses ein. »Ich bin zutiefst traurig angesichts der Schwierigkeiten, die das Land erwarten«, sagte er. Zugleich sprach er von der unfairsten Wahl seit Jahren.
Im ersten Wahlgang zwei Wochen hatte Erdoğan ebenfalls vor Kılıçdaroğlu gelegen, aber die absolute Mehrheit verfehlt. Beide traten darum erneut in einer Stichwahl an.
Erdoğan führt die Türkei seit 20 Jahren. Seit Einführung eines Präsidialsystems 2018 hat er so viel Macht wie nie zuvor. Befürchtet wird deshalb, dass er nach der Wahl noch autoritärer regieren wird. Die Türkei ist Nato-Mitglied, pflegt aber enge Beziehungen zu Russland ebenso wie zur Ukraine und ist Akteurin im syrischen Bürgerkrieg. Die Wahl wurde entsprechend auch international mit großer Aufmerksamkeit verfolgt.
Amtsinhaber Erdoğan verfügt seit der Einführung des Präsidialsystems 2018 über weitreichende Befugnisse. Seither regierte er in der Regel an den 600 Parlamentariern vorbei. Im Parlament konnte sich Erdoğans Regierungsbündnis bereits bei den Wahlen vor zwei Wochen erneut die absolute Mehrheit sichern. Offizielle Ergebnisse liegen wegen der Bearbeitung zahlreicher Einsprüche auch zwei Wochen danach noch nicht vor.