Polizei Essen: Rechtsextreme Chatgruppen aufgeflogen – Hetzer auf der Wache
Um sechs Uhr morgens schwärmten am Mittwoch mehr als 200 Polizisten in Nordrhein-Westfalen zu einer wohl beispiellosen Operation aus. Im Fokus der Beamten der Soko „Parabel“: Kollegen von der Polizei.
Sie durchsuchten deren Wohnungen und Dienststellen in Duisburg, Essen, Mülheim an der Ruhr, Oberhausen, Moers und Selm. Orte, wo diese Kollegen leben und arbeiten, 29 Polizistinnen und Polizisten. Sie sollen rechtsextreme Nachrichten in fünf Chatgruppen empfangen oder abgeschickt haben. "Tiefbraune Sauce", nennt ein mit dem Fall vertrauter Beamter die geteilten Inhalte.
Nordrhein-Westfalen erlebt einen Polizeiskandal, dessen Ausmaß noch nicht absehbar ist. Klar ist: Nicht zum ersten Mal fallen Polizisten mit rechtsextremen Einstellungen auf. Doch diesmal deutet sich ein eklatantes Führungsversagen an. Und der Fall dürfte wegen seiner Dimension das Vertrauen in die Sicherheitskräfte besonders stark untergraben.
Denn unter Verdacht stehen vor allem jene Polizisten, die das Bild der Organisation prägen. Die den Bürgern häufig begegnen. Beamte, die Streife gehen, Unfälle aufnehmen oder Familienstreitigkeiten schlichten. Polizistinnen und Polizisten von Mitte 20 bis Mitte 50, manche haben Migrationshintergrund. Alle seien bislang "unauffällig gewesen", so der Essener Polizeipräsident Frank Richter. Und ausgerechnet diese Männer und Frauen sollen "rechtsextreme Propaganda" ausgetauscht haben. Über Jahre. Hundertfach.