“In Abwägung mehr Vorteile”: Krankenkassen wollen Telefon-Krankschreibung beibehalten
Wirtschaft
Die Fehlzeiten von Angestellten sind in diesem Jahr hoch. Liegt das daran, dass es für Angestellte so einfach ist, sich per Anruf krankzumelden? Die Krankenkassen haben eine klare Meinung.
Die Möglichkeit zur telefonischen Krankschreibung sollte nach Ansicht der Vorstandsvorsitzenden von AOK und Techniker Krankenkasse erhalten bleiben. "Für den hohen Krankenstand der letzten Monate und Jahre gibt es eine Vielzahl von Gründen. Die telefonische Krankschreibung gehört nach allem, was wir wissen, nicht dazu", sagte AOK-Vorstandsvorsitzende Carola Reimann dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Die Erfahrungen aus der Pandemie hätten gezeigt, dass die telefonische Krankschreibung verantwortungsvoll genutzt worden sei. Daher solle diese Möglichkeit beibehalten werden.
Eine Krankmeldung per Anruf möge niedrigschwelliger sein als der Gang in die Arztpraxis, sagte Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse. Allerdings sei sie auch nur für die Patientinnen und Patienten eine Option, die der Arztpraxis bekannt seien. "In der Abwägung bringt die telefonische Krankschreibung aus meiner Sicht mehr Vorteile mit sich", so Baas. "Bei der persönlichen Arztpraxis anzurufen, anstatt krank im Wartezimmer sitzen zu müssen, entlastet das Praxispersonal und reduziert die Ansteckungsgefahr."
Bundesregierung will Regelung überprüfen
Die Möglichkeit, sich per Telefon krankschreiben zu lassen, war in der Corona-Pandemie eingeführt worden. Im Dezember 2023 beschloss der Gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten, Krankenkassen und Kliniken eine dauerhafte Regelung. Patientinnen und Patienten können sich dann telefonisch krankschreiben lassen, wenn sie in der Praxis bekannt sind und keine schweren Symptome haben. Im Zuge ihrer Wachstumsinitiative für die Wirtschaft hat die Bundesregierung wegen des erhöhten Krankenstands eine Überprüfung der Maßnahme vereinbart.
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Die Bundesvereinigung der Arbeitgeber (BDA) forderte kürzlich eine Abschaffung der Telefon-AU. Unterstützung kommt von Finanzminister Christian Lindner. Der FDP-Politiker hatte imSeptember angekündigt: "Man wird für die Krankmeldung zukünftig wieder zum Arzt gehen müssen und das nicht einfach nur telefonisch erledigen können."
Laut einer Auswertung der Krankenkasse DAK-Gesundheit wurden zuletzt die meisten Ausfälle durch Muskel-Skelett-Erkrankungen verursacht. Danach folgen psychische Erkrankungen und Atemwegserkrankungen. Eine telefonische Krankschreibung ist nur bei Patienten möglich, die keine schweren Symptome haben.
Quelle: ntv.de, ino/dpa