Flutschfinger und Brady-Rückkehr: Mahomes schreibt verrückte Geschichte ohne Taylor Swift
Sport
NFL-Ekstase in Woche 4: Die Kansas City Chiefs entkommen gerade noch der ersten Pleite wegen Patrick Mahomes' verrückter Statistik. Taylor Swift glänzt mit Abwesenheit. Die Vikings bleiben das heißeste Team der NFL dank eines "Staubsaugers", die Bengals siegen erstmals – und ein Superstar wird geboren.
Comeback-König Patrick Mahomes
Bei dieser NFL der Superlative gibt es natürlich auch eine riesige Menge an verrückten Statistiken. Hier ein Beispiel: Chiefs-Superstar Patrick Mahomes hat zwölf Siege und keine einzige Pleite auf seinem Konto, wenn er in einem Spiel genau mit 10 Punkten zurückliegt. Ob die Chargers diese Zahlen kennen? Eher nicht, denn Mahomes und Co. geraten gleich im ersten Viertel gegen Los Angeles mit 0:10 in Rückstand. Anschließend wird das Team aus der Stadt der Engel keinen einzigen Punkt mehr erzielen und Kansas City wehrt die erste Niederlage der Saison spät mit einem 17:10-Erfolg gerade noch ab.
Mahomes, der gleich zu Beginn eine Interception wirft, und Rookie Xavier Worthy wollen den frühen Rückstand nicht auf sich sitzen lassen. Im zweiten Viertel macht der Quarterback mal wieder Mahomes-Dinge und feuert eine 54-Yard-Rakete ab, die sein Receiver trotz eines Foulspiels seines Gegenspielers sicher in der Endzone zum Touchdown fängt. Wow. Travis Kelce, der zuletzt viel Kritik einstecken musste, liefert mit einem 38-Yard-Catch seinen längsten dieser Saison. Seine Freundin, Pop-Weltstar Taylor Swift feuert diesmal nicht aus dem Stadion an. Aber viel bitterer für den Meister: Receiver Rashee Rice muss nach einer Knieverletzung vom Feld gebracht werden.
In der zweiten Hälfte sehen die Chargers in der Offensive um den aufgrund einer Knöchelverletzung eingeschränkten Quarterback Justin Herbert völlig verloren aus, verschießen ein Field Goal und vermasseln einen vierten Versuch nur drei Yards vor der Endzone. Die Chiefs dagegen treffen ihr Field Goal zum 10:10 und übernehmen sechs Minuten vor Schluss die Führung: Mahomes führt seine Offense in fünf Spielzügen und 60 Yards über das Feld, ehe Samaje Perine den entscheidenden 2-Yard-Touchdown erzeilt. Es ist keine überragende Leistung des Super-Bowl-Siegers, aber genau diese engen Spiele gewinnen eben wahre Champions. Auch dafür gibt es Statistiken. Die ungeschlagenen Chiefs bleiben weiter das Team, das es in der NFL zu schlagen gilt.
Vikings bleiben das heißeste Team der NFL
Die aktuell heißeste Mannschaft kommt aber aus dem kalten Minnesota: Als die Vikings Mitte des zweiten Viertels mit 28:0 gegen die Green Bay Packers führen, glaubt niemand mehr wirklich an ein spannendes Spiel. Zu dominant treten die "lila Menschenfresser" (TV-Sender CBSSports) auf. Doch im Football ist immer alles möglich. Und so bleiben die Vikings ungeschlagen – doch der 31:29-Sieg wird auf der Zielgeraden noch mal richtig spannend.
Sam Darnold wirft drei Touchdowns, darunter einen traumhaften Pass auf Justin Jefferson. Der Star-Receiver hat sechs Catches für 85 Yards – keiner davon schöner als sein Touchdown, bei dem er, obwohl eng verteidigt, den Ball in der Endzone förmlich ansaugt. "Justin Jefferson is a vacuum cleaner", flippt TV-Kommentator Scott Hanson vom TV-Sender "NFL RedZone" aus und nennt den Wide Receiver damit einen Staubsauger. "Soll das ein Scherz sein", kommentiert die NFL den Catch auf X.
Jordan Love erlebt ein Comeback (verletzte sich in Woche 1 am Knie), das von rabenschwarz zu furios variiert. Der Quarterback wirft für 389 Yards und vier Touchdowns, die Packers schaffen dabei 22 unbeantwortete Punkte in der zweiten Halbzeit, auch wenn am Ende die dominante erste Hälfte Minnesotas ein zu großes Hindernis ist. Love ist aber auch für drei Interceptions verantwortlich. Green Bay dürfte außerdem zwei verpasste Field Goals und einen weiteren Ballverlust verfluchen. Die Vikings schrauben ihre Bilanz auf 4:0, die Packers stehen bei 2:2.
Rookie entzaubert Altmeister Rodgers
Überraschung bei der Regenschlacht in New York, denn Rookie Bo Nix von den Denver Broncos schlägt Altmeister Aaron Rodgers. In einer vom strömenden Regen geprägten Partie gelingt dem Jets-Quarterback kein einziger Touchdown. Weil Denver anderthalb Minuten vor dem Ende ein Field Goal verschießt, haben die Jets beim Stand von 9:10 sogar noch einmal die Chance auf den Sieg, aber mit 47 Sekunden auf der Uhr verschießt auch Rogers' Team. Beide Teams haben nun eine ausgeglichene 2:2-Bilanz.
Buccaneers dominieren bei Brady-Rückkehr
Temperaturen weit über 30 Grad herrschen dagegen in Florida. Dort genießt Tom Brady lang andauernde Standing Ovations, denn er ist als TV-Experte erstmals zurück bei seinem alten Team, mit dem er 2021 den Super Bowl holte. Die Quarterback-Legende sieht, wie seine Tampa Bay Buccaneers die Philadelphia Eagles früh überrollen und sein Nachfolger Baker Mayfield einen heißen Start hinlegt: Der Spielmacher bringt 12 seiner ersten 13 Pässe für 138 Yards und zwei Touchdowns an. Anschließend läuft Mayfield selbst in die Endzone und die Bucs führen mit 21:0 gegen Philly.
Doch die stets kämpferischen Eagles kommen kurz vor der Halbzeit bei einem ausgespielten vierten Versuch noch einmal auf 7:24 heran mit einem Touchdown und legen einen Blitzstart in die zweite Hälfte hin: Saquon Barkley zaubert einen grandiosen 59-Yard-Lauf auf den Rasen, anschließend erfolgt ein Touchdown zum 14:24. Dann wird es kurios: Nach einem weiteren Bucs-Touchdown blocken die Eagles den Extrapunkt und laufen über das gesamte Feld zu einer 2-Point-Conversion. Weil die Buccaneers danach aber keine Punkte mehr zulassen, fahren sie einen 33:16-Erfolg ein und haben nun durchaus überraschend bereits drei Siege auf dem Konto.
Burrow und Bengals können es doch noch
Er ist einer der größten Stars der NFL und einer der bestbezahlten Football-Profis. Aber vor dem Spiel hat Joe Burrow noch keinen Sieg mit seinen Cincinnati Bengals errungen. Gegen die Carolina Panthers gelingt der erste Triumph und die Offensive der Bengals sieht endlich wieder wie früher aus. Doch wohlgemerkt: Es geht "nur" gegen die Panthers, die nur ein Spiel gewonnen haben, und nicht gegen ein Top-Team.
Burrow wirft beim 34:24-Erfolg zwei Touchdowns und zeigt, dass er doch noch ganz der Alte sein kann. Als es so aussieht, als würde die Partie mit 14:14 in die Halbzeit gehen, führt der Quarterback seine Mannschaft in weniger als einer Minute noch einmal bis in die Redzone. Zack Moss hechtet mit einer Sekunde auf der Uhr zum Touchdown. Danach übernehmen die Bengals das Zepter und geben es nicht mehr her. Der Höhepunkt des Tages ist ein unglaublicher 63-Yard-Touchdown-Fang und -Lauf von Ja'Marr Chase.
Jaguars jagen weiter ersten Erfolg
Was die Bengals schaffen, gelingt den Jaguars nicht. Das Team aus Jacksonville wartet immer noch auf den ersten Saisonsieg. Lange riecht es nach einer Überraschung gegen die Houston Texans, aber Quarterback-Star C.J. Stroud bringt 18 Sekunden vor Spielende seinen Runningback Dare Ogunbowale in Position und verschafft seinen den Texans den 24:20-Erfolg. Weil Star-Runningback Joe Mixon verletzt fehlt, zeigt Wide-Receiver Nico Collins eine beeindruckende Leistung und fängt 12 Pässe für 151 Yards und einen Touchdown. Stroud und Hoston (drei Siege, eine Niederlage) beweisen, dass sie auch komplizierte Spiele gewinnen können und dass mit ihnen in den Playoffs gerechnet werden muss in dieser Saison.
49ers feiern Sieg und Rückkehrer
Nach zwei Pleiten in Folge wollen die San Francisco 49ers unbedingt den Katastrophen-Start in die Saison vermeiden: Dementsprechend angeheizt legen Brock Purdy und Co. los und führen 20:3 zur Halbzeit gegen die New England Patriots. Doppelte Freude für die 49ers-Fans dabei: George Kittle und Deebo Samuel sind zurück. Der Tight End Kittle überzeugt direkt mit einem komplizierten Touchdown-Catch zum 20:0, bei dem er höher als drei Verteidiger steigt. Receiver Samuel geht sogar mit einer Verletzung in das Spiel, sieht bei Purdys Pässen und seinen Catches durchaus gesund aus. Die Patriots antworten zwar mit einem langen Field Goal aus 63 Yards, aber in der zweiten Halbzeit plätschert die Partie ausgeglichen dahin, sodass die Niners einen wochenlang ersehnten 30:13-Sieg feiern.
Superstar Daniels wird geboren
Damit hatten die wenigsten gerechnet: Dritter Sieg in Folge für Washington mit Rookie Jayden Daniels, der immer mehr zu einer Sensation wird und zu einem Superstar aufzusteigen scheint. Der 23-jährige Quarterback, der mit seinen akkuraten Pässen und seinem enorm hohen Completion-Prozentsatz überzeugt (87 Prozent seiner Pässe bringt er an diesem Sonntag an), zaubert auch früh gegen die Arizona Cardinals und schließt eine grandiose Serie ab: Als er in der ersten Halbzeit eine Interception wirft, endet zum ersten Mal nach 16 Drives einer seiner Spielzüge (seit dem ersten Spieltag) ohne Punkte. Am Ende springt ein dominanter 42:14-Erfolg heraus und völlig überraschend schrauben die Commanders ihre Bilanz auf 3:1 hoch. Daniels empfiehlt sich immer stärker als Kandidat für den Award des Offensive Rookie des Jahres.
Flutschfinger-Rache Sekunden vor dem Ende
Die New Orlens Saints werden geerdet nach ihrem Superstart in die Saison, aus 2:0 mach 2:2. Dabei führt das Team aus der Stadt, in der im kommenden Februar der Super Bowl stattfindet, mit nur noch einer Minute auf der Uhr mit 24:23 gegen die Atlanta Falcons. Spektakulär dabei: Die ersten Punkte der Partie erzielen die Falcons, weil Rashid Shaheed von den Saints den Ball nach einem simplen Punt aus den Händen in die eigene Endzone flutschen lässt. Atlanta springt als erstes auf das Ei und geht in Führung. Die Flutschfinger rächen sich am Ende, weil die Falcons die späte Saints-Führung mit einem spektakulären 58-Yard-Field-Goal von Kicker Younghoe Koo (weitestes Field Goal seiner Karriere) zum Sieg kontern.
Colts verlieren Quarterback
Die ungeschlagenen Pittsburgh Steelers haben eine der besten Defensiven der Liga, aber den in der Saison zuvor wenig überzeugenden Indianapolis Colts ist das an diesem Sonntag egal. An Dramatik mangelt es diesem Spiel nicht. Als Anthony Richardson, der Quarterback der Colts, die Partie bei einer komfortablen Führung aufgrund einer Hüftverletzung verlassen muss, ahnen seine Fans Böses. Und tatsächlich dreht Steelers-Spielmacher Justin Fields auf, erläuft zwei Touchdowns und wirft einen weiteren. Aber am Ende kann der eingewechselte Veteran Joe Flacco das Team aus Indianapolis zu einem so überraschenden wie hart umkämpften 27:24-Sieg führen.
Quelle: ntv.de