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Eine für alle (Sommeredition): Pizza, Eis und peinliche Mütter

July 13
11:16 2024

Panorama

Die Sommerferien stehen vor der Tür!!

Die Sommerferien stehen vor der Tür!!

Die Kolumnistin sitzt bei geöffneter Tür zum Vorgarten am Laptop, ganz draußen hätte sie kein WLan mehr, und träumt vom Urlaub am Meer. Von hier kann sie sehr schön beobachten, und belauschen, was in ihrer Straße kurz vor den Ferien so abgeht.

"Ich bin einfach enttäuscht von der Welt". Eine weibliche Stimme, im Vorübergehen, ich sitze mit offener Tür an meinem Laptop, arbeite, und vor meinem Fenster läuft die Welt entlang. Hier heißen die Stadtteile Schmargendorf, Zehlendorf, Wilmersdorf, Grunewald, und diese Namen sind auch Programm. Dorf. Wald. Aber eben auch: Einwohner. Mütter, die ihre Kinder zur Schule bringen, Väter, die sie abholen. Büromenschen, die einen Parkplatz suchen. Leute, die zu den Ärzten oder Anwälten nebenan wollen, Kinder, die quengeln, Hunde, die bellen, Menschen, die laut im Auto telefonieren und den Rest der Straße daran teilhaben lassen. Herzlichen Dank, gut, dass ich jetzt weiß, wann du zu Hause sein wirst, Guido, damit die Michaela dann schonmal die Kartoffeln aufsetzen und sich frisch machen kann.

Am Nachmittag kommt dieselbe Frau von morgens vorbei, nur aus der anderen Richtung, ich sitze wieder an der geöffneten Tür, in der Hoffnung, dass ein Lüftchen weht: "Kannst du mal aufhören so an mir rumzuzuppeln!" Sie muss den kleinen Jungen meinen, der hinter ihr herhastet und den sie wohl gerade abgeschüttelt hat, denn er guckt enttäuscht auf seine Hände. Sie läuft im Stechschritt weiter, ich kann nicht mehr hören, was sie noch sagt, aber ich habe allergrößtes Mitleid mit dem Jungen.

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Was soll er – er wird so sechs, sieben Jahre alt sein – mit der Aussage: "Ich bin einfach enttäuscht von der Welt", die seine Mutter heute Morgen ja bereits von sich gegeben hatte, denn anfangen? Für ihn liegt die Welt offen, verheißungsvoll und voller Abenteuer vor ihm. Diese Mutter ist ja höchstwahrscheinlich nicht nur von einem anderen Menschen – vielleicht dem Vater des Jungen, der möglicherweise keine Rolle mehr spielt im Leben der beiden – enttäuscht, und auch nicht nur von sich selbst oder gar ihrem Kind, nein, sie ist von der ganzen Welt enttäuscht. Das geht mir nicht mehr aus dem Kopf.

Als die Kinder klein waren …

Was mag der Kleine falsch gemacht haben, dass sie sich derart Luft verschaffen musste? Vielleicht gar nichts. Sicher, es ist herausfordernd, das tägliche Leben, aber wir sollten diesen Kampf nicht an unseren Kindern auslassen. Als meine Kinder klein waren, war ich allerdings auch oft mal genervt: Schnell zum Kindergarten oder zum Hort, Mist, das eigene Kind steht schon wieder als Letztes am Zaun, die Erzieherin verständlicherweise ungeduldig daneben. Ich entschuldige mich, bringe am nächsten Tag Konfekt mit, obwohl sie nun wirklich dick genug ist, die Erzieherin, und haste mit meinem Kind von dannen.

Das Kind erzählt, dass ihre Freundin viel früher abgeholt wurde, dass die jetzt in den Zoo gehen oder ins Schwimmbad oder zum Porzellan bemalen oder was weiß ich. Es soll mir auch noch ausrichten, das Kind, dass es die 10 Euro für den Ausflug nachreichen muss, und wenn ich das nächste Mal mit Elternkochen dran bin, dann sollte ich doch bitte alles aus dem Bioladen holen und selbst machen und nicht den Pizzamann rufen. "Versteh' ich nicht", sagte ich also damals zu meinem Kind, "ihr liebt doch alle Pizza. Und die war bio", flunkere ich obendrein, "jedenfalls voll frisch und heiß." "Ja", erklärte das Kind mit Engelsgeduld, "aber es ist verboten." Ich vergesse immer, dass Kindergartenkinder Dinge so irre ernst nehmen, Verbote zum Beispiel. "Das war eine Ausnahme, neulich", rechtfertigte ich mich, "sonst hättet ihr gar nix zu essen bekommen."

"Echt peimlich!"

Das Kind rollte mit den Augen, wie sollte es der gestressten Person neben ihr mit Mütter-ADHS denn noch erklären, dass es "echt peimlich" ist, wenn das Essen nicht korrekt ist. "Is' mir wurscht", sagte ich, "die anderen können mich mal." "Mir ist es aber nicht egal", sagte das Kind leise. "Weißt du eigentlich, dass du die älteste Mutter hier bist", fragte mein Kind mich nach einer Weile, die wir Hand in Hand friedlich nebeneinanderher getrottet waren. Ich blieb stehen. "Aber ich seh' trotzdem am besten aus", konterte ich, und sah, wie mein kleines Kind tatsächlich schon wieder mit den Augen rollte. Wir gingen erst mal Eis essen, das hilft immer.

Zermatt ist eines der größten und höchstgelegenen Skigebiete der Alpen - Matterhorn-Blick inklusive.

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Laute Männerstimmen reißen mich aus meinen Gedanken, ich will schon brüllen: "Ey, ich mach' hier Homeoffice", da denk' ich mir, lass' ich mal lieber, wer weiß, vielleicht kacken die mir später in den Vorgarten oder stechen meine Fahrradreifen auf. Ja, so was passiert selbst Frauen wie Gwyneth Paltrow, hab' ich neulich erst gelesen, und die Gwyneth ist ganz sicher viel vornehmer als ich, hat einen Riesenvorrat an Möhren und veganen Würstchen im Kühlschrank, und bestimmt auch einen höheren Zaun.

Ich geh' rein, ich kann mich nicht konzentrieren. Unter fadenscheinigen Gründen rufe ich meine Kinder an und frage sie, ob sie später mit mir Eis essen wollen, wäre wichtig für mich, sage ich. Auf dem Weg zur Eisdiele könnte ich dann noch im Bioladen ein paar vegane Würstchen kaufen. Ich fühl' mich gut.

Quelle: ntv.de

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