Eagles-Star liest Buch im Spiel: NFL-Playoffs: Traumduell, Mega-Hit und etliche Verletzte
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Romeo Doubs von den Green Bay Packers knallte mit dem Kopf auf den Boden und musste mit Verdacht auf eine Gehirnerschütterung ausgewechselt werden.
NFL-Playoffs mit einem bunten Kuriositäten-Kabinett: Die Bills zerlegen die Broncos für das Traumduell mit den Ravens. Die Packers verlieren mit einem Mega-Hit und vielen Verletzten, während Eagles-Star A. J. Brown mitten im Spiel ein Buch liest. Ein Touchdown nimmt dem Gegner "die Ehre".
Buffalo Bills – Denver Broncos 31:7
Eisschrankwetter in Buffalo im US-Bundesstaat New York. 70.000 lautstarke und dick eingemummelte Fans machen bei Minustemperaturen mächtig Krach für ihre Bills (13-4 in der regulären Saison). Das einzige Team in diesem Jahr, das den Meister Kansas City Chiefs besiegen konnte und einer der Topfavoriten auf den Super Bowl. Für den Mammutanteil an der grandiosen Spielzeit ist Josh Allen verantwortlich. Der Quarterback gilt als erster Anwärter auf die MVP-Trophäe des besten Spielers dieser Saison – und im Wildcard-Playoff-Game sticht er den Rookie-Spielmacher Bo Nix der Denver Broncos (10-7) klar aus.
Die Bills machen kurzen Prozess mit den jungen Broncos, die ganze neun Jahre auf ihr erstes Playoffspiel hatten warten müssen, und überrollen den Gegner mit 31:7. Es ist eine Machtdemonstration, ein Statement-Sieg. Die Bills wollen dieses Jahr endlich die Chiefs auch in den Playoffs knacken (Kansas City kegelte Buffalo in drei der vergangenen vier Jahre aus der Post-Season) und den großen Wurf schaffen. Dreimal in Folge war zuletzt in der Divisional Round Schluss. Nun kommt es dort zum Hammer-Duell mit den Baltimore Ravens und Lamar Jackson, der neben Allen (272 Yards und zwei Touchdownpässe) ein weiterer MVP-Topfavorit ist.
Dabei starten die Broncos, als wären sie der Favorit in dieser Partie. Bo Nix, der in dieser Saison schon viel stärker als erwartet aufgetreten ist, braucht nicht einmal zweieinhalb Minuten für seinen ersten Playoff-Touchdownpass. Seinen 43-Yard-Wurf fängt sein ehemaliger Uni-Teamkollegen Troy Franklin, es steht 7:0. Laut US-Sender CBS ist dies der erste Rookie-auf-Rookie-Touchdown in der Geschichte der NFL-Playoffs.
Wie antwortet Josh Allen? Mit einem Spiel, das seine MVP-Ambitionen untermauert. Zunächst führt der Quarterback seine Mannschaft dominant übers Feld in die Redzone. Mit einem Field Goal verkürzen die Bills auf 3:7. Danach etablieren sie ihr unglaublich starkes Laufspiel: Vor allem James Cook (23 Läufe über 120 Yards) bekommen die Broncos überhaupt nicht zu fassen. Und in Schlüsselsituationen läuft der 196 Zentimeter große und doch unglaublich bewegliche Allen einfach selbst. So ist es wenig verwunderlich, dass die erste Bills-Führung durch Cooks 17. Rushing-Touchdown dieser Saison fällt.
Mit 10:7 geht es auch in die Pause, weil die Broncos zwar mutig einen vierten Versuch mit einem Fake-Punt ausspielen, aber offensiv einfach zu wenig Durchschlagskraft entwickeln. Nix bekommt keine Hilfe durch das Laufspiel und als sich Denver Sekunden vor der Halbzeit noch einmal nach vorne in die gegnerische Hälfte kämpft, trifft Kicker Wil Lutz aus 50 Yard genau den rechten Torpfosten. Mit einem lauten "Doink" prallt das Ei nach vorne ab.
In der zweiten Halbzeit machen beide Teams ähnlich weiter wie am Ende der ersten. Bei Bo Nix und seinen Broncos läuft ganz wenig zusammen, die Bills dagegen dominieren abgeklärt über das Laufspiel, was langsam aber sicher auch dem Passspiel den Weg ebnet. Ein Bills-Touchdown den nächsten.
Keiner ist beeindruckender als der kurz vor Ende des dritten Viertels. Die Bills entscheiden sich dafür, die Offensive bei einem vierten Versuch und 1 Yards an der 24-Yard-Linie der Broncos auf dem Feld zu lassen. Allen tänzelt lange nach dem Snap, um in letzte Sekunde eine wahnsinnige Rakete genau in die Hände des gen Boden hechtenden Ty Johnson. Fast genauso schön ist der 55-Yards-Touchdown durch Wide Receiver Curtis Samuel, dem längsten seiner Karriere. 31 unbeantwortete Punkte sind es am Ende für die Bills nach dem Frühstark von Bo Nix. Dann steht die Klatsche fest – und die spektakuläre Divisonal Round Bills gegen Ravens.
Philadelphia Eagles – Green Bay Packers 22:10
Das Spiel beginnt mit einem Knall. Beim Kick-Off-Return haut der ehemalige Linebacker der Green Bay Packers (11-6 in der regulären Saison) und Jetzige der Philadelphia Eagles (14-3), Oren Burks, mit einem unglaublich harten Hit den Ball aus den Armen von Green Bays Return-Man Keisean Nixon. Die Eagles erobern das Ei – und Quarterback Jalen Hurts findet Jahan Dotson zum ganz frühen Touchdown. Ein Albtraumstart für die Green Bay Packers, der am Ende in einer 10:22-Pleite mündet.
Denn anschließend kontrollieren die Eagles die Partie, wenngleich nicht viel passiert bis zum Field Goal zum 10:0 zum Ende des ersten Viertels. Hat Philadelphia in der regulären Saison nach dem ersten Abschnitt geführt, haben sie nur einmal verloren (vier Siege).
Packers-Quarterback Jordan Love leistet sich gleich zwei Interceptions (warf seine letzte im November), aber die Eagles können daraus kein Kapital schlagen, weil die Packers-Defensive immer besser in Form kommt. Aber auch die Abwehr der Eagles lässt kaum etwas zu. Fünf Minuten vor der Halbzeit haben die Packers zwar die Chance auf die ersten drei Punkte, aber Brandon McManus verschießt aus nur 38 Yards. Pikant: Der Kicker traf alle zehn seiner Playoff-Field-Goals, als er noch für die Denver Broncos auflief. Bei seinem ersten Versuch in der Post-Season für Green Bay vergibt er. Eine gebrauchte Halbzeit für die Packers komplett ohne Punkte.
Die zweiten 30 Minuten bringen weitaus mehr Drama. Nach Loves langem Pass auf Wide Receiver Dontayvion Wicks schafft es Green Bay per Field Goal auf die Anzeigetafel. Allerdings müssen die Packers dabei einen Verletzungsschock verkraften: Wide Receiver Romeo Doubs knallt hart mit dem Kopf auf dem Boden auf, als er einen Pass von Love in die Endzone fangen will. Der Wide Receiver, der sich zu Beginn der Saison eine Gehirnerschütterung zugezogen hatte, bleibt lange liegen, und muss von den medizinischen Mitarbeitern auf den Rücken gerollt werden. Seine Mitspieler knien um ihn herum, später schleicht er unterstützt von zwei Helfern in die Kabine und kehrt nicht zurück.
Wenig später muss Wide Receiver Jayden Reed das Spielfeld mit einer Armverletzung verlassen, was die Packers noch stärker unter Druck setzt. Passempfänger Christian Watson war schon zum Saisonende mit einem Kreuzbandriss ausgefallen. Zusätzlich verletzen sich gegen Philadelphia noch zwei Spieler aus der Offensive Line.
Die Eagles, die komplett abgekühlt sind zu diesem Zeitpunkt, antworten aus dem Nichts mit ihrem zweiten Touchdown durch einen "Angry Run" von Dallas Goedert mit einem dreifachen Stiff-Arm gegen den Cornerback der Packers, Carrington Valentine. "Er nimmt ihm die Ehre", urteilt RTL-Experte Björn Werner. Der Extrapunkt geht daneben, es steht 16:3.
Aber Packers können dank eines überragenden Laufs von Josh Jacob antworten. 31 Yards legt der Runningback zurück bis an die 1-Yard-Linie und bricht dabei mehrere Tackles. Kurz darauf drückt er sich und den Ball in seinen Händen zum 10:16 über die Goal Line.
Mit zwei weiteren Field Goal ist das Spiel beim Stand von 22:10 quasi gegessen. Da kramt Eagles-Receiver A. J. Brown sogar ein Buch hervor und schmökert ein wenig.
Quelle: ntv.de