Doppelmord an Chinesen: “Krieg der Kleiderbügel” eskaliert in Rom
Panorama

In die Schattenwelt der chinesischen Banden können die Ermittler nur schwer eindringen.
In Rom wird ein mutmaßlicher chinesischer Gangster erschossen. Die Ermittler gehen davon aus, dass eine Fehde zwischen rivalisierenden Clans um die Kontrolle des Handels mit gefälschten Designerwaren eskaliert.
Ein aufsehenerregender Fall beschäftigt die Polizei in Rom. Anfang der Woche wurde ein chinesisches Paar in der italienischen Hauptstadt ermordet. In der Mitteilung der Polizei heißt es, der 53-jährige Zhang Dayong und seine 38-jährige Frau Gong Xiaoqing hätten mutmaßlich mit chinesischen Triadenbanden in Verbindung gestanden.
Zum Verhängnis soll ihnen geworden sein, dass sie in einen Revierkampf in der Textilindustrie verwickelt wurden. Beide wurden beim Fahrradfahren im Bezirk Pigneto tödlich von Schüssen in den Hinterkopf getroffen. Der Polizei zufolge schossen Angreifer vom Motorrad aus mindestens sechsmal auf ihre Opfer.

Wirtschaft 11.07.24 Recycling von Kleidung verboten "Fast Fashion" sorgt für Textiltürme auf Chinas Müllhalden
Das Motiv vermuten die Ermittler im sogenannten "Krieg der Kleiderbügel" chinesischer Verbrecherbanden. Dabei handelt es sich um Revierkämpfe um den lukrativen Markt für Modelogistik, der ursprünglich in der norditalienischen Stadt Prato nahe Florenz angesiedelt war. Gefälschte Designerhandtaschen und -kleidung von Gucci, Chanel und Louis Vuitton sind zu einem Milliardengeschäft geworden. Man geht davon aus, dass sich der Getötete mit jemandem aus einem rivalisierenden Clan angelegt oder versucht hat, in das Geschäft einer anderen Triadenbande einzudringen.
Zeichen für Bruch von Allianzen?

Wirtschaft 10.08.24 Alles nur glänzende Fassade? Hinter Dior und Armani steckt ein System am Rande der Sklaverei
Zhang, der unter dem Spitznamen "Asheng" bekannt war, stand deshalb zusammen mit 78 anderen Personen in Florenz vor Gericht. Den Ermittlern zufolge arbeitete er für Naizhong Zhang, dem vorgeworfen wird, illegale Operationen in Italien, Frankreich, Deutschland und Spanien koordiniert zu haben.
Den Angaben der Staatsanwaltschaft zufolge war das Mordopfer in illegale Glücksspiele und Wuchergeschäfte verwickelt. Angeblich war er Schuldeneintreiber und Vollstrecker. Er sollte in den kommenden Wochen aussagen und gilt laut Gerichtsdokumenten als Stellvertreter einer der mächtigsten Banden Europas. Der Prozess ist das Ergebnis einer Untersuchung aus dem Jahr 2018 mit dem Titel "China Truck", in der es um den Menschen- und Textilhandel mit Verbindungen zu chinesischen Mafiabanden in ganz Europa geht. Dies geht aus Angaben der italienischen Anti-Mafia-Direktion hervor.
Der Doppelmord wird laut Polizei als Rachemord untersucht. Bisher gab es keine Festnahmen. Die Polizei geht davon aus, dass die Bluttat ein Zeichen für einen Bruch der Allianzen zwischen den "Kartellen" sein könnte, die die Bekleidungsindustrie beherrschen. Zuletzt gab es einige Gewalttaten, darunter eine Reihe von Mordversuchen, Brandstiftungen und Überfällen in der Toskana, Madrid und Paris, die mit den Banden in Verbindung stehen.
Quelle: ntv.de, sba