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Dieser Thriller geht ins Ohr: “Signum” – das Hörbuch des Jahres

August 31
14:59 2024

Hörbücher

Britta Steffenhagen macht "Signum" zu einem Hörerlebnis.

Britta Steffenhagen macht "Signum" zu einem Hörerlebnis.

Es ist ein Unfall, der im Keller ans Bett gefesselte Mann ist tot. Was nun? Wie kann man eine Leiche spurlos verschwinden lassen? Im Meer? Im Garten? Schweine? Ein Teenie, ein Computernerd und eine Ex-Polizistin, die als Thrillerautorin Bestseller schreibt, sind gefragt. John Ajvide Lindqvist legt nach.

Claudia Neumann als Fußballkommentatorin im ZDF? Tom Bartels als Sportkommentator in der ARD? Beide polarisieren – wegen ihrer Stimmen. Für die einen gehen sie gar nicht. Für die anderen sind sie ein Genuss und es ist eine Freude, ihnen zuzuhören. So oder so: Spätestens nach gut zwei Stunden, vielleicht auch mal vier, ist mit der Übertragung Schluss. Die einen atmen auf, andere durch. Bei Hörbüchern geht es dann aber erst richtig los. Bei Spieldauern von 8 bis zu teilweise auch mal 41 Stunden ("Die Arena", Stephen King) muss die Stimme des Vorlesers einfach passen, sonst wird das Audiobook zum Reinfall. Da kann der Plot noch so spannend sein, die Charaktere noch so faszinierend.

Ein gutes Hörbuch wird erst durch die Erzählstimme zum Erlebnis, das im Ohr und im Kopf bleibt. Was wären David Baldaccis Thriller ohne die Stimme von Dietmar Wunder, der auch "007"-Darsteller Daniel Craig synchronisiert? Ein Stephen-King-Hörbuch ohne David Nathan? Undenkbar. Christian Bale und Johnny Depp lassen grüßen.

Eine Frau geht ihren Weg

Worauf es ankommt, ist Vielseitigkeit. Vorlesen kann jeder. In die verschiedenen Figuren schlüpfen, sie nur mit Nuancen der Stimme zum Leben erwecken? Das können nur ganz wenige. Peter Lontzek ist so ein Tausendsassa – und als weibliches Pendant: Britta Steffenhagen. Steffenhagens wohl bekannteste Schauspielerinnenstimme gehört Kerry Condon ("Avengers"-Reihe). Aber sie kann nicht nur Action. Auch Drama, Fantasy, Comedy und Thriller zählen zu ihrem breit gefächerten Portfolio.

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Und beim Thema Thriller hat sie mit der "Mittsommer"-Trilogie von John Ajvide Lindqvist, dem "Stephen King des Nordens", einen absoluten Volltreffer gelandet. In der Reihe, die bislang die Werke "Refugium" und nun "Signum" umfasst, kann Steffenhagen ihr ganzes stimmliches Können unter Beweis stellen: von komisch bis knallhart, von kindlich-zart bis psychopathisch-cool. Von verliebt säuselnd über weiblich schmeichelnd bis männlich fordernd.

Mehr Tiefe und Humor, kein Geballer

Die jeweiligen Plots lassen ihr jeden Spielraum. Während der Serien-Erstling "Refugium" noch sehr actionlastig war, geht es in "Signum" ruhiger zu. Ein Reh wird am Anfang erschossen, ein Bösewicht geht etwas später unabsichtlich über die Wupper. Das war's diesmal schon mit Mord und Totschlag. Stattdessen räumt Lindqvist den Figuren deutlich mehr Spielraum ein, gibt ihnen mehr Tiefe und zieht sie so voll ins Rampenlicht.

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Da wäre etwa der Teenie Astrid, seit ein paar Wochen elternlos. Eine alte Seele, gefangen in einem jungen, pubertierenden Körper. Allein damit ließe sich schon ein Buch füllen. Sie schwärmt für Kim Ribbing, einen auf die 30 zugehenden, wortkargen Computerfreak, der als Kind erst von seinem Großvater, dann in einer Psychiatrie missbraucht und gebrochen wurde – und der nun auf Rache sinnt. Seine Peiniger sollen spüren, was er damals gefühlt hat.

Ribbing kidnappt seinen ehemaligen Psychiatriearzt, den "Schockdoktor" Martin Rudbeck. Nun ist dieser zur Abwechslung Ribbings Versuchsobjekt, gefesselt an eine Liege im Keller des Ribbingschen Hauses.

Weder Astrid noch Ribbings On-off-Freundin Julia Malmros wissen etwas davon. Aber es dauert nicht lange, bis erst Astrid und dann Julia Ribbings Geheimnis entdecken. Ein "tragischer Unfall" hat Rudbeck mittlerweile das Leben gekostet. Nun ist vor allem bei Julia guter Rat teuer, schließlich ist die mittlerweile erfolgreiche Thrillerautorin früher Polizistin gewesen. Sie steckt in einem Dilemma, nicht nur moralischer Art. Zu allem Überfluss beginnt im Fall des verschwundenen Rudbeck auch noch ihr Ex-Mann polizeilich zu ermitteln. Gut nur, dass der auch persönlich abgelenkt ist, schließlich startet er gerade zaghaft in eine neue Liebschaft. Seine KollegInnen bei der Polizei freut's.

Viel Humor und Zwischenmenschliches

Julia, Kim und Astrid überlegen indes, wie man am besten und möglichst spurlos eine Leiche verschwinden lassen kann. Hilfe bekommt das Trio dabei von Julias Freundin, einer in die Jahre gekommenen Autorin, Verlegerin und Lektorin, die dem Rotwein und neuerdings sogar Joints nicht ganz abgeneigt ist. Die Leiche zerstückeln? Durch einen Fleischwolf jagen und dann an Schweine verfüttern? Oder doch lieber ab ins Meer? Auffliegen darf man natürlich auch nicht.

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Und dann wären da ja noch die rechtsextremen "Wahren Schweden", über deren Erstarken Julia in einem neuen Thriller schreiben will. Etwas, was der rechten Bande so gar nicht schmeckt und für Julias Leben und Gesundheit durchaus unangenehme Folgen haben könnte.

Aber das dürfte erst Thema im dritten Band der "Mittsommer"-Reihe von Lindqvist werden. Ein guter Cliffhanger ist schließlich schon die halbe Miete. Auch wenn mehr als 13 Stunden Spielzeit von "Signum" kein Pappenstiel sind, kommt nie Langeweile auf. Zu spannend ist der Plot gestrickt, zu interessant sind die Figuren und ihr zwischenmenschliches Miteinander. Die Latte für den Abschluss der bei dtv und DAV erschienenen "Mittsommer"-Reihe ist hoch gelegt.

Quelle: ntv.de

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