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“Das macht mir schon Sorgen”: Im deutschen Bus fährt ein ungebetener Gast mit zur Handball-WM

January 13
19:56 2025

Sport

Julian Köster, Johannes Golla und Co. fahren mit geschärftem Blick zur WM.

Julian Köster, Johannes Golla und Co. fahren mit geschärftem Blick zur WM.

Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat mit überragenden Auftritten bei Olympia begeistert – und Erwartungen geweckt. Die will das junge und hochtalentierte Team nun bei der Weltmeisterschaft erfüllen. Die Generalprobe schärft die Sinne.

Niemand, der im vergangenen Sommer die Reise der deutschen Handball-Nationalmannschaft zu olympischen Silber mitgegangen ist, wird die Tage von Paris und Lille, wo die K.o.-Runde in der prallgefüllten Fußball-Arena ausgetragen wurde, wird es vergessen können: Die Fassungslosigkeit, die pure Euphorie nach dem völlig irren 6-Sekunden-Wunder, das Deutschland in den Handball-Himmel und die große Generation des Gastgebers direkt in die Hölle schickte. Danach der Taumel nach dem dramatischen Halbfinal-Sieg gegen jahrelang für das DHB-Team unbesiegbar scheinenden Spanier.

Es waren rauschende Tage, auch wenn es im Endspiel eine üble Abreibung gegen die dänischen Giganten gab. Olympia war das lang ersehnte Turnier, in dem sich der Glaube an neue deutsche Handball-Heldentaten endlich, endlich manifestierte. Dort will man anknüpfen, auch der Bundestrainer sagt, dass seinem Team zu einem WM-Triumph nicht viel fehlt.

Doch nun, da man im Bus nach Herning sitzt, wo die Mannschaft am Mittwoch (20.30 Uhr/ ARD und im Liveticker auf ntv.de) gegen Polen in seine WM-Mission startet, fährt im Kopf des Bundestrainers ein ungebetener Gast mit: Sorgen! Ja, "das macht mir das schon Sorgen", sagte Alfred Gislason nach dem finalen Test gegen Brasilien vom Wochenende, bei dem seine Mannschaft trotz des 28:26 (13:17)-Sieges überraschende Schwächen im Angriff offenbarte. Das Tempospiel über erste, zweite und dritte Welle kam kaum zum Tragen, im Positionsangriff verlor sich das DHB-Team gerade im ersten Durchgang streckenweise in ein unkoordiniertes Tohuwabohu. Den ersten Test hatte Deutschland zwei Tage zuvor mit 32:25 für sich entschieden, Schwung für ein mögliches Wintermärchen holte man sich nicht. Im Gegenteil.

Knorr sieht "einen Warnschuss"

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Auch in der Defensive, auf die auch im Handball große Erfolge gebaut werden, zeigte sich die DHB-Equipe keineswegs sattelfest. "Wir dachten eigentlich, dass das letzte Spiel genug Warnung für uns war, dass wir das heute besser machen müssen", sagte Kapitän Johannes Golla verwundert. "Nachdem wir eine Woche hier trainiert haben und wirklich sehr viel sehr gut lief, hätte ich gedacht, dass wir anders spielen", zeigte sich Gislason so kurz vor dem Saisonhöhepunkt irritiert von seinen Schützlingen. Und schickte ein kurioses Lob hinterher: "Ich muss die Mannschaft trotzdem loben. Du gewinnst nicht viele Spiele, in denen du nur zehn Minuten die bessere Mannschaft bist."

In der Tat hatte Spielmacher Juri Knorr sein Team in einer spannenden Schlussphase noch zum Sieg geführt. Knorr, mit fünf Treffern bester deutscher Torschütze und einer der absoluten Schlüsselspieler auf dem Weg zu größeren Zielen, sah in dem Auftritt "einen Warnschuss". Man müsse "noch aggressiver werden, wir müssen uns noch auf ein höheres Level bringen. Aber natürlich tut das gut, dass wir das noch geschafft haben zum Schluss. Das gibt uns natürlich das Gefühl, dass wir jetzt nicht vor einem Scherbenhaufen stehen."

Zur Weltmeisterschaft, die für Knorr und Co. nach dem Beginn im Vor- und Hauptrundenspielort Herning bitte ganz spät am Endspielort Oslo enden soll, fährt man mit großen Ambitionen. "Natürlich ist es unser Ziel, wieder Richtung Halbfinale zu kommen und dann auch den Schritt Richtung Medaille zu gehen. Ich glaube nicht, dass es unrealistisch ist. Im Endeffekt liegt es an uns", verkündete Knorr vor der Abfahrt nach Herning.

Gislason hat über die Jahre "eines der talentiertesten Teams der Welt", wie er es selbst nennt, geformt. Der Auftritt bei Olympia, wo man mit Frankreich und Spanien endlich mal wieder gleich zwei Schwergewichte in großen Spielen geschlagen hat, hat dem DHB-Ensemble eine neue, zusätzliche Superkraft eingehaucht: Glauben, Überzeugung und die Erfahrung, in einem großen Moment etwas Großes erreichen zu können. Zuvor hatte das Nationalteam des mitgliederstärksten Handballverbandes der Welt seit Olympia 2016 (!) kein K.o.-Spiel mehr gewonnen.

"Nur fast da zu sein, reicht nicht"

Allzu oft hatte man zuvor davon gesprochen, ganz nahe dran zu sein. Nahe dran an den Großen, den Spaniern, den Franzosen, den Schweden, den Dänen, die in den letzten Jahren die Titel untereinander ausgespielt hatten. Doch so nah sie sich fühlten, so weit weg waren sie dann regelmäßig, wenn es um die Wurst ging. "Das tut jetzt erstmal brutal weh", sagte Linksaußen Rune Dahmke bei der WM im polnischen Gdansk 2023. "Immer nur fast da zu sein, reicht nicht." Im Viertelfinale war man trotz zwischenzeitlicher Führung gegen Frankreich letztlich völlig chancenlos.

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Die neue DHB-Generation um Linkshänder und U21-Weltmeister Renars Uscins, der in Frankreich glanzvoll aufspielte und sich innerhalb weniger olympischer Festspieltage tief ins Gedächtnis der Weltklassekontrahenten gefressen hat, kennt den Erfolg. Nicht nur das Gefühl, nah dran zu sein. Regisseur Juri Knorr, der zuvor zu oft in der Crunchtime noch unter der Last, die er für Handball-Deutschland selbst auf seine Schultern lud, zusammenbrach, kann seine Weltklasse neben dem torgefährlichen Uscins besser dosiert ausspielen. Die Schlagkraft des deutschen Angriffs hängt längst nicht mehr allein vom Befinden Knorrs ab. Zum ersten WM-Titel seit 2007 fehlt seiner Mannschaft bloß "ein bisschen mehr Leistung, ein bisschen mehr Erfahrung", sagte Gislason jüngst – noch vor dem finalen WM-Test.

"Werden es im Turnier besser machen"

Uscins, der in den Vorbereitungsspielen noch nicht zündete, widmete das holperige Vorbereitungsfinale dann auch flugs um: "Jeder wird nochmal ein bisschen nachdenken. Aber wir sind trotzdem entspannt und wir zweifeln nicht an uns", sagte Uscins und beschrieb den Auftritt gegen Brasilien als durchaus wertvoll: "Das kann uns jederzeit passieren in der Gruppenphase, dass wir mal schlecht spielen. Jetzt wissen wir besser damit umzugehen." Und auch Kapitän Johannes Golla wollte sich nicht verrückt machen lassen: "Es war ein hartes Stück Arbeit heute", sagte der Weltklasse-Kreisläufer und kleidete eine Mahnung in sein Versprechen: "Wir werden das besser machen im Turnier." Er sei überzeugt, "dass wir weiter sind. Wir haben aber mal wieder gesehen, dass wir unsere Tugenden nicht vernachlässigen dürfen."

Die Sorgen fahren im Kopf des Bundestrainers mit nach Dänemark, ins Turnier will man sie aber keinesfalls mitnehmen. "Ich würde sagen, dass wir so bei fünf sind", ordnete Anführer Golla die WM-Form ein. "Wir haben jetzt vier Tage, um uns auf Polen vorzubereiten und dann steigt das hoffentlich von Tag zu Tag und dann sind wir am Mittwoch bei neun." Kollege Knorr richtete nach der für den Bundestrainer besorgniserregenden Abschluss der Vorbereitung den Blick ebenfalls nach vorne: "Wir wissen, dass es uns Polen tendenziell schwerer machen wird. Am besten ist es, wenn man die Generalprobe in den Sand setzt. Das haben wir heute so ein bisschen getan. Kein schlechtes Omen vielleicht."

Weitere deutsche Gegner in der Vorrundengruppe A sind die Schweiz (17. Januar/20.30 Uhr/ZDF) und Tschechien (19. Januar/18 Uhr/ARD und im Liveticker auf ntv.de). Die ersten drei Mannschaften erreichen die Hauptrunde, die das deutsche Team ebenfalls in der Jyske Bank Boxen in Herning absolvieren würde.

Quelle: ntv.de

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