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“Black Lives Matter” gegen Donald-Trump-Anhänger: So gespalten ist die Nascar-Serie

June 13
16:52 2020
Pilot Bubba Wallace begrüßt den Schritt der NASCAR Icon: vergrößern

Pilot Bubba Wallace begrüßt den Schritt der NASCAR

Steve Helber/ AP

Er habe nicht viel Schlaf bekommen in den vergangenen Tagen, sagt Darrell "Bubba" Wallace. Keine Überraschung. Es waren aufregende Tage für den einzigen Afroamerikaner des amerikanischen Motorsportverbandes National Association for Stock Car Auto Racing, kurz: Nascar. Denn Wallace ist nicht nur Pilot, sondern auch Pionier. So offen, so engagiert wie der 26-Jährige hatte noch kein Schwarzer in der von weißen Fahrern dominierten und von weißen, mitunter erz-konservativen Fans geliebten Rennserie gegen überholte Rituale gekämpft.

Am Sonntag kam er mit einem "I can’t breathe/Black Lives Matter"-Shirt zum Rennen in Atlanta. Tags darauf forderte Wallace in einem CNN-Interview, dass Nascar die Konföderierten-Fahne abschaffen solle. "Niemand sollte sich unwohl fühlen, wenn er zu einem Nascar-Rennen kommt. Weg damit. Es gibt keinen Platz dafür", so Wallace.

Am Mittwoch teilte Nascar dann mit, dass künftig die "confederate flag" bei den Veranstaltungen verboten sei. "Die Präsenz dieser Fahne ist konträr zu unserem Bekenntnis, bei unseren Veranstaltungen eine einladende Atmosphäre zu bieten – frei von anstößigen Symbolen", so der Verband.

"Die Flagge ist für eine ganze Rasse eine Beleidigung. Sie gehört in die Geschichtsbücher und gut" sagte Dale Earnhardt Jr., einer der größten Stars. "Bald werden wir sehen, was Nascar-Fans wichtiger ist: Rennen oder Rassismus" titelte die "USA Today". Die als "Südstaaten-Fahne" bekannte Flagge gilt als Symbol für Sklaverei und Ungerechtigkeit und war dennoch vor allem bei Rennen in Florida, Georgia und Alabama oft zu sehen.

Wallace sprach von einem "riesigen, entscheidenden Augenblick". Wenige Stunden später wurde er in Martinsville im US-Bundesstaat Virginia Elfter. "Das ist die größte Nacht meines Lebens", sagte Wallace. Dabei ging es nur teilweise um seine Platzierung. Denn Wallace, der in seiner ersten Nascar-Saison 2010, damals allerdings noch in einer regionalen, unterklassigen Rennserie, als erster Schwarzer zum "Rookie of the Year", dem Neuling des Jahres, gewählt wurde, hatte es schon weiter nach vorn geschafft. 2018 wurde er bei Amerikas wichtigstem Rennen, den "Daytona 500" Zweiter.

In Martinsville hatte er vor allem mit seinem Gefährt für Aufsehen gesorgt. "Black Lives Matter" stand auf seinem schwarzen Chevrolet. Und auf der Motorhaube waren zwei überdimensionale Hände zu sehen – eine weiße und eine schwarze. Das zeigte Wirkung, weit über die Nascar-Blase hinaus. Basketballstar LeBron James twitterte:

Nascar ist vor allem in den Südstaaten der USA populär. Dort liegt auch der Ursprung. Die Anfangsgeschichte der Stockcar-Rennen ist eine Geschichte von Kleinkriminellen und geht auf die Prohibition (1920 bis 1933) zurück. Obwohl Herstellung und Vertrieb von Alkohol verboten waren, wurde trotzdem Whiskey hergestellt. Die Distribution des Schnapses geschah oft nachts. Und die so genannten "Bootlegger” (Schmuggler) ließen sich bei ihrer Arbeit selbst von der Polizei nicht stoppen. Dafür frisierten sie ihre Autos und lieferten sich mitunter waghalsige Verfolgungsjagden mit den Ordnungshütern.

Erste offizielle Rennen gab es in den frühen 1900er-Jahren in Daytona Beach, wo der "Daytona Beach Road Course” unter anderem am Strand entlangführte. Im Badeort an Floridas Ostküste gründete Bill France Senior 1947 Nascar und war auch der erste Geschäftsführer. Bis heute ist der Chefsessel in Familienhand, seit 2018 hat sein Sohn Jim das Sagen.

"Rassentrennung für immer"

Bill France Sr. war es auch, der einst die Politik zum Nascar brachte. Als er in den Sechzigern eine neue Rennstrecke bauen wollte, war Alabamas Gouverneur George Wallace sein Steigbügelhalter. Jener Wallace, der bei seinem Amtsantritt 1963 betonte, dass er "Rassentrennung heute, Rassentrennung morgen und Rassentrennung für immer" befürworte, hatte France für den Bau des 1969 eröffneten "Alabama International Motor Speedway" in Talladega alle bürokratischen Steine aus dem Weg geräumt.

Als Dankeschön unterstützte ihn France im Wahlkampf. So rief er vor einem Rennen 1968 in South Carolina der Menge entgegen: "George Washington hat dieses Land gegründet, George Wallace wird es retten." Als France 1972 von seinem Nascar-Posten abtrat, wurde er nur zwei Tage später der Manager von Wallace’s Präsidentschaftskampagne.

Trump ist Fan der Serie, Piloten sind Fans von ihm

2016 war es sein Enkel Brian, der als Nascar-Boss Donald Trump in dessen Wahlkampf hofierte. Trump weiß, dass die Nascar-Anhänger vor allem seine Wählerschaft sind. Sie glauben an Gott, lieben Waffen, die NRA und schnelle Autos. Fahnen mit dem Slogan "Make America Great Again" seien in den vergangenen Jahren bei Rennen so allgegenwärtig gewesen wie US- oder Nascar-Flaggen, schrieb die "USA Today".

Im Februar kam Trump nach Florida, um die "500 Meilen von Daytona" zu eröffnen. Ein Sieg, so Trump, bedeute "echte, amerikanische Ehre". Von den Tribünen antworteten die Zuschauer mit "USA, USA"-Rufen.

Im Fahrerlager dürfte Bubba Wallace nicht nur Mitstreiter finden: Mit Joe Nemechek und Tim Viens werben zwei Nascar-Piloten auf ihren Wagen sowie in ihren sozialen Kanälen derzeit für Trumps Wiederwahl. Ray Ciccarelli will wegen des Flaggen-Banns in der kommenden Saison nicht mehr antreten. "Wenn das der Weg ist, den die Nascar einschlägt, bin ich raus", schrieb er bei Facebook.

Icon: Der Spiegel

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