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Alexej Nawalny: Angela Merkel verlangt rasche Aufklärung

August 20
23:06 2020
Alexej Nawalny bei einem Termin im Büro der Anti-Korruptions-Stiftung in Moskau (2019) Icon: vergrößern

Alexej Nawalny bei einem Termin im Büro der Anti-Korruptions-Stiftung in Moskau (2019)

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Alexander Zemlianichenko / dpa

Auf Einladung von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ist Kanzlerin Angela Merkel zu Gesprächen in dessen Residenz Fort de Brégançon am Mittelmeer gereist. Überschattet wurde das Treffen von der Nachricht, dass der russische Regierungskritiker Alexej Nawalny schwer erkrankt ist – und möglicherweise vergiftet wurde. Merkel und Macron äußerten sich besorgt über den Zustand des Oppositionspolitikers.

Sie sei "sehr bestürzt" über die Nachricht der Erkrankung, sagte Merkel nach dem Treffen mit Macron und bot medizinische Hilfe auch in einem deutschen Krankenhaus an. Nawalnys Zustand sei besorgniserregend.

Die Kanzlerin drängte zudem auf rasche Aufklärung in dem Fall. "Was jetzt ganz, ganz wichtig ist, ist, dass dringend aufgeklärt wird: Wie konnte es zu dieser Situation kommen? Darauf werden wir bestehen", sagte Merkel. Sie fügte hinzu: "Das, was man bis jetzt hört, sind sehr ungünstige Umstände. Und das muss sehr, sehr transparent gemacht werden." Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell schrieb auf Twitter, sollte sich ein Giftanschlag bestätigen, müssten die "Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden".

Nawalny liegt nach der möglichen Vergiftung in einem Krankenhaus im sibirischen Omsk im Koma. Seine Sprecherin Kira Jarmysch hatte mitgeteilt, der 44-Jährige sei an ein Beatmungsgerät angeschlossen worden und nicht bei Bewusstsein. Sie sei sicher, dass er absichtlich vergiftet worden sei. Der Oppositionelle war zu Recherchen in Sibirien unterwegs. Vor der Abreise sei es ihm noch gut gegangen, sagte Jarmysch. Am Flughafen in Tomsk habe er noch eine Tasse schwarzen Tee getrunken. Während des Flugs habe er sich dann unwohl gefühlt und noch an Bord das Bewusstsein verloren. Das Flugzeug auf dem Weg nach Moskau landete dann wegen des Notfalls in Omsk. Dann wurde Nawalny ins Krankenhaus gebracht. Dort habe das Team auch die Polizei alarmiert, sagte Jarmysch.

Zum Gesundheitszustand Nawalnys gab es am Abend keine klaren Angaben. Ein behandelnder Arzt in Omsk bestätigte zunächst, Nawalny befinde sich in einem "ernsten, aber stabilen Zustand". Zur genauen Diagnose nannte er keine Details. "Vergiftung ist eine Möglichkeit." Am Abend erklärte der Mediziner der Agentur Interfax zufolge lediglich, dass es keine Hinweise auf einen Schlaganfall, Herzinfarkt oder eine Infektion etwa mit dem Coronavirus gebe. Die Lage habe sich seit der Ankunft im Krankenhaus deutlich stabilisiert, hieß es. "Was wir bislang geschafft haben, ist für den Moment ein vorsichtiges gutes Zeichen", sagte der stellvertretende Chefarzt Anatoli Kalinitschenko.

Nawalnys Team will nun erreichen, dass er nach Deutschland geflogen und in der Berliner Charité behandelt wird. Aus Berlin gibt es bereits ein Angebot zur Hilfe. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur AFP soll in der Nacht ein Rettungsflieger vom Flughafen Berlin-Tegel nach Russland starten, um Nawalny nach Deutschland zu holen.

"Ich hoffe und wünsche natürlich, dass er baldmöglichst genesen kann", sagte Kanzlerin Merkel bei ihrem Treffen mit Macron. Auch der französische Präsident bot Hilfe an. "Wir sind bereit, Alexej Nawalny und seinen Angehörigen jede notwendige Unterstützung in Bezug auf Gesundheit, Asyl und Schutz zu gewähren." Man sei extrem besorgt über die Situation. "Wir werden in der Folge und bei den Untersuchungen, die durchgeführt werden, äußerst wachsam sein."

Proteste für Nawalny in mehreren Städten

Nawalny ist in Russland der führende Kopf der liberalen Opposition und einer der bekanntesten russischen Regierungskritiker. Er organisierte in den vergangenen Jahren immer wieder landesweite Proteste und deckte mit seiner Stiftung Fälle von Korruption auf. Derzeit bereist er Russland, um die Wahl von Unterstützern Wladimir Putins bei Regionalwahlen im September zu verhindern. Zuletzt hatte ihm auch der umstrittene Staatschef von Belarus, Alexander Lukaschenko, vorgeworfen, hinter den Massenprotesten in seinem Land zu stehen.

In mehreren russischen Städten haben sich derweil Menschen versammelt, um ihre Solidarität mit Nawalny auszudrücken. In Moskau protestieren einige Dutzend Menschen. Es sind Einzelproteste, die Menschen stellen sich einzeln hin. Diese Art von Protest ist eigentlich erlaubt, Videoaufnahmen zeigen jedoch, dass die Polizei gegen die Demonstranten vorgeht. Auch vor der Klinik in Omsk versammelten sich einzelne Personen zum Protest.

Icon: Der Spiegel

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