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Viessmann-Verkauf: Der Kanzler findet den Viessmann-Deal gut, die FDP ist besorgt

April 27
02:42 2023

Ist die Übernahme der Wärmepumpensparte von Viessmann durch einen US-Konzern nun ein Zeichen für einen starken Standort – oder das Gegenteil? Die Regierung ist sich da nicht nur mit der Opposition uneinig.

Die Bewertung der Übernahme der Klimatechniksparte von Viessmann durch einen US-Konzern fällt nicht nur bei Bundesregierung und Opposition sehr unterschiedlich aus – sondern auch innerhalb der Ampelkoalition.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) werte den Verkauf am Mittwoch grundsätzlich als »gute Nachricht«, sagte sein Sprecher Steffen Hebestreit. Es zeige, »welches Wachstumspotenzial in klimafreundlichen Technologien steckt«. Zugleich verfügten deutsche Hersteller über »großes Know-how« und zögen so internationales Kapital an. Einen kleinen Vorbehalt brachte Scholz’ Sprecher in der Forderung unter, es gelte sicherzustellen, »dass die Investitionen auch dem Standort Deutschland zugutekommen«. Eine entsprechende Prüfung hat Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bereits angekündigt.

Allerdings machte auch Habeck seine positive Haltung zu dem Deal deutlich. Er habe »keine Zweifel daran«, dass der Chef des Familienunternehmens, Maximilian Viessmann, seine Vision einer Standortstärkung auch mittels ausländischer Investitionen teile. »Um konkurrenzfähig zu bleiben, hat Viessmann sich einen finanzstarken Partner gesucht«, sagte Habeck weiter. Letztlich führe dies zu einer »Stärkung der Produktionskapazitäten in Deutschland«, wovon auch der Verbraucher über sinkende Preise für Wärmepumpen profitieren werde. Er gehe auch davon aus, so Habeck, dass das Viessmann-Geschäft nicht der letzte derartige Deal eines deutschen mit einem US-Unternehmen sein werde.

Ganz anders klingen die Reaktionen aus den Reihen der Regierungspartei FDP, die erneut den Grünen-Wirtschaftsminister angriff. Die »hastige und komplizierte Heizungswende von Robert Habeck« wirke sich negativ auf die deutsche Wirtschaft aus, sagte Generalsekretär Bijan Djir-Sarai dem »Handelsblatt«. Aus der FDP-Spitze hieß es zum Viessmann-Verkauf, geistiges Eigentum und Produktion seien auf Dauer nicht in Deutschland gesichert.

In diese Richtung äußerte sich auch die Opposition. Unionsfraktionsvize Jens Spahn warnte vor einem »Ausverkauf der deutschen Wärmepumpe« und machte dafür ebenfalls das Heizungsgesetz der Ampel verantwortlich. »Die Wärmewende mit der Brechstange erzeugt großen Druck auf deutsche Hersteller«, sagte der CDU-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. »Sie müssen binnen Wochen ihre Produktion hochfahren, sonst verlieren sie Marktanteile an asiatische Hersteller. Offenbar braucht es dazu ausländische Investoren.«

Am Dienstagabend hatte der hessische Heizungsbaukonzern Viessmann mitgeteilt, seine Klimatechniksparte, zu der auch das Wärmepumpengeschäft gehört, für zwölf Milliarden Euro an den US-Klimaanlagenhersteller Carrier Global zu verkaufen. 20 Prozent des Kaufpreises erhält die Viessmann-Gruppe demnach in Aktien und wird so zu einem der größten Anteilseigner des Unternehmens mit Sitz in Florida.

Der Wettbewerbsökonom Jens Südekum sieht keinen Grund, den Verkauf zu blockieren. Der deutsche Wärmepumpenmarkt gehöre zu den Märkten mit großem Wachstumspotenzial und sei deshalb bei ausländischen Käufern gesucht. »Die Zahl der installierten Geräte wird sich in den kommenden Jahren mindestens verdoppeln«, sagte der Bonner Professor, der auch im wissenschaftlichen Beirat des Wirtschaftsministeriums sitzt. Die Arbeitsplätze in Hessen dürften dadurch eher mehr werden. Carrier Global rechnet sogar damit, dass sich der Wärmepumpenmarkt in Europa bis 2027 auf 15 Milliarden Euro verdreifacht.

Der Chef des US-Konzerns, David Gitlin, sagte am Mittwoch bei einer Konferenzschalte mit Investoren und Finanzanalysten: »Es geht nicht um Jobabbau. Wir kommen nicht, um Fabriken zu schließen – im Gegenteil. Wir kommen, um in Deutschland zu investieren, um in die Belegschaft zu investieren, in Wachstum zu investieren.«

Viessmann-Chef Max Viessmann sagte, mit dem Zusammenschluss entstehe »ein zukunftssicherer globaler Klima-Champion«. Künftig komme es in der Branche mehr denn je auf Größe an, sagte Viessmann dem »Handelsblatt«. »Glauben Sie mir, es hätte finanziell noch attraktivere Alternativen gegeben. Aber darum ging es uns nicht«, sagte Viessmann weiter. Seinem Vater Martin und ihm sei es vor allem wichtig, die Zukunft des Geschäfts und der Arbeitsplätze langfristig zu sichern.

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