Nachrichten in der Welt


Nachrichten der Welt

V8-Power satt ist Trumpf: Mercedes-AMG 63 4Matic – der Komfort-Sportler

September 07
10:26 2024

Auto

Ganz ehrlich, ein bisschen weniger Aggressivität würde dem Mercedes-AMG GT nicht schaden. Der Athlet ist eigentlich sanfter, als er aussieht. Aber richtig Feuer unter der Powerdome-Motorhaube hat er.

Ganz ehrlich, ein bisschen weniger Aggressivität würde dem Mercedes-AMG GT nicht schaden. Der Athlet ist eigentlich sanfter, als er aussieht. Aber richtig Feuer unter der Powerdome-Motorhaube hat er.

Sportwagen von Mercedes-AMG? Na klar, das ist der GT mit betont langer Motorhaube und knackig-kurzem Heck. Aber ist der Affalterbacher ein waschechter Sportler? ntv.de ist mit dem Achtzylinder gefahren.

Wie sportlich kann ein Mercedes sein – vor allem, wenn es ein AMG ist? Wildert die Sportabteilung aus Affalterbach mit der neuesten GT-Ausführung der Baureihe 192 etwa im Revier der Nachbarn in Zuffenhausen? GT statt Elfer, würde dieses Gedankenspiel Sinn ergeben? Optisch kommt der Hundertzwoundneunzig jedenfalls aggressiv daher mit dem extrovertierten Panamericana-Grill und markanten Powerdomes. Und das Heck mit dem mächtigen Diffusor unterstützt diesen Eindruck. Doch dann steigst du ein (was relativ bequem gelingt), fällst noch in relativ stramme Sportsitze – aber schon nach den ersten Metern Fahrt merkst du, dass der GT nicht umsonst so heißt, wie er eben heißt.

Das 4,73 Meter lange Coupé baut klassisch auf. Gestreckte Motorhaube und kurzes Heck sind immer noch irgendwie sexy.

Das 4,73 Meter lange Coupé baut klassisch auf. Gestreckte Motorhaube und kurzes Heck sind immer noch irgendwie sexy.

(Foto: Patrick Broich)

Gran-Turismo-Fahrzeuge sollen schnelle und sportliche Reisewagen sein, keine wilden Tracktools – jedenfalls nicht zwingend. Und während der Porsche 911 in der Tat einen Tick drahtiger auftritt, ist der Mercedes eher der geschmeidige Typ im drahtigen Outfit. Unter der Haube des 63 arbeitet natürlich standesgemäß der schon lange bekannte Vierliter-Biturbo mit der Bezeichnung M177.

Und dieser macht sich vor allem akustisch bemerkbar. Bassig-bollerig nimmt das aufgeladene Kraftpaket mit 585 PS seine Arbeit auf, macht keinen Hehl daraus, dass hier Leidenschaft im Spiel ist. In dieser Klasse ist es übrigens schwierig, den Kunden Elektromobilität schmackhaft zu machen. Das Argument des hohen Drehmoments ab der ersten Umdrehung entfällt sowieso. Denn dieser Benziner pumpt schon ab niedrigen 2500 Umdrehungen satte 800 Newtonmeter in Richtung Neungangautomatik (statt Wandler gibt es hier aus Effizienzgründen übrigens eine Lamellenkupplung) und bringt die 305er-Walzen an der Hinterachse auf Gaspedalbefehl kurz an ihre Haftgrenze.

Die flache Heckklappe mit der großen Glasfläche sieht gut aus. Markant wirken die LED-Rückleuchten in dreidimensionaler Optik.

Die flache Heckklappe mit der großen Glasfläche sieht gut aus. Markant wirken die LED-Rückleuchten in dreidimensionaler Optik.

(Foto: Patrick Broich)

Allerdings gibt es dort zur Sicherheit ein elektronisch gesteuertes Sperrdifferenzial, außerdem schickt der variable Allradantrieb bei Bedarf zackig bis zu 50 Prozent der Power an die Vorderachse. Schön an diesem Antriebsstrang ohne Elektrifizierung ist die prompte Reaktionsgeschwindigkeit. Leistungsanfragen setzt das Drehmomentmonster quasi verzögerungsfrei in Vortrieb um. Und zwar in ziemlich heftigen. Nach zwölf Sekunden stehen auf Wunsch bereits 200 Sachen auf dem Tacho. Beendet ist das Beschleunigungsvermögen erst bei 315 km/h.

Der GT fährt auf Wunsch auch ganz gut quer

Ein bisschen mehr V8-Sound gefällig? Geht einfach per Fahrmodusschalter am Lenkrad.

Ein bisschen mehr V8-Sound gefällig? Geht einfach per Fahrmodusschalter am Lenkrad.

(Foto: Patrick Broich)

Kann der 1,8-Tonner eigentlich auch quer? Und es gibt schließlich auch einen Race-Modus, sagt das nicht alles? Um Lenkpräzision und solide Kurvenperformance braucht man sich jedenfalls kaum zu sorgen. Und obwohl das Coupé jetzt gar nicht mal so schwer ist im Vergleich zu manchen Hybrid-Brocken, die so in der Modelllandschaft auftauchen, greift AMG in die technologische Trickkiste. So werden Wankbewegungen blitzschnell hydraulisch ausgeglichen. Ergebnis ist, dass der GT selbst bei hohen Kurventempi stabil in der Spur liegt, zumindest fühlt er sich ziemlich sicher an. Und wichtig ist ja, dass auch Fahrer ohne nennenswerte Trackerfahrung Vertrauen zur Maschine aufbauen. Allerdings wird auch nicht jeder GT-Fahrer das hohe Leistungspotenzial des AMG ausnutzen.

Er funktioniert auch als emotionaler Cruiser ganz gut, mit dem man außerdem mal einen zügigen Überholvorgang durchführen kann. Der Fahrmodus kann dabei getrost in der Komfort-Stellung verbleiben. Und für Trackaktivitäten wird AMG in Zukunft ja noch weitere Varianten bringen. Anderes Thema.

Wie viele Mercedes-Modelle verfügt auch der GT über den großen Hochkant-Screen in der Mittelkonsole. Zahlreiche Ziernähte verleihen dem Sportler eine feine Noblesse. Die Sitze sind durchaus komfortabel.

Wie viele Mercedes-Modelle verfügt auch der GT über den großen Hochkant-Screen in der Mittelkonsole. Zahlreiche Ziernähte verleihen dem Sportler eine feine Noblesse. Die Sitze sind durchaus komfortabel.

(Foto: Patrick Broich)

Spätestens nachdem du dich am Antrieb des GT ausgetobt hast, fängst du an, dir Gedanken um Bedienung und Infotainment zu machen. Ist aber kein Thema, auf dem großen Hochkant-Screen läuft das typische Mercedes-Menü mit intuitiver Bedienung. Wie bei allen Modellen mit dem Stern lässt sich vor allem der Tempo-Piepser schnell deaktivieren – nämlich mittels dauerhaft erscheinender Schaltfläche am oberen Rand des Displays. Um die Spurvibration abzuschalten, müsste dann einmal das entsprechende Menü heruntergezogen werden, auch schnell abgehandelt. Und der Rest? Gerne über den Sprachassistenten versuchen, der bei Mercedes in der Tat ausgesprochen gut arbeitet. Selbst die schnell dahingenuschelte Adresse versteht der Rechner und wandelt den Befehl zügig in eine aktive Navigation um.

Reisen statt rasen funktioniert im GT ebenfalls

Wie bitte, ein Sportwagen mit umklappbarer Rücksitzlehne? Ist beim Mercedes-AMG GT möglich und erhöht die Praxistauglichkeit ungemein.

Wie bitte, ein Sportwagen mit umklappbarer Rücksitzlehne? Ist beim Mercedes-AMG GT möglich und erhöht die Praxistauglichkeit ungemein.

(Foto: Patrick Broich)

Und mit dem AMG auf Reisen gehen? Gute Idee? Jedenfalls fühlt man sich als mittelgroß gewachsener Mensch vorn recht ordentlich untergebracht, eine verschwenderische Platzoase ist der GT allerdings auch nicht – irgendwie klar. Aber der Benz hält so manche Überraschung bereit. Beispielsweise frappiert sein für das Segment irre großer Laderaum. Den bekommt man, wenn die Rücksitzlehne umgeklappt wird. Richtig gelesen, über diese Funktion verfügt das bärige Coupé mit der flachen, großzügig verglasten Heckklappe. Warum auch nicht, in der zweiten Reihe können erwachsene Personen ohnehin nicht gut sitzen, die Kopffreiheit ist viel zu knapp bemessen.

MB_AMG_SL_63_S_E_Hybr_VO.jpg

Auto 07.08.24 Hybrid-Cabrio im Fahrbericht Mercedes-AMG SL 63 S E-Performance – mehr Muskeln als Fett

Unter dem Strich ist der AMG GT eigentlich der legitime Nachfolger des Mercedes SLC aus den Siebzigern. Dazu passt ja auch, dass er das geschlossene Pendant zum SL ist – genau so war es auch bei der heute legendären Baureihe 107. Mit dem Unterschied, dass die Radstände von GT und SL identisch sind mit 2,70 Metern. Ein kleines Plus an Radstand hätte aus dem GT vielleicht sogar einen veritablen Viersitzer gemacht, so hat man eben einen typischen 2+2 – auch okay.

24C0275_008.jpg

Auto 25.07.24 Monster-Coupé im Fahrbericht Mercedes-AMG GT 63 S E-Performance – Leistung im Überfluss

Ein bisschen schräg ist, dass Mercedes keine verbindlichen Preise mehr kommuniziert (erschwert die Vergleichbarkeit). Einfach die Website besuchen und nach Neuwagenangeboten suchen. Da ploppt ein 63er-Coupé ab 173.160 Euro auf. Auf selbiger Seite erfährt man dann auch, dass der V8 im WLTP-Mittel 14,1 Liter Kraftstoff je 100 Kilometer konsumieren soll. Dürfte am GT-Interessenten eher abprallen. Genau wie vermutlich auch der Preis, denn hier schlägt Emotion ganz klar das Kostenkapitel. Diejenigen (wohl eine Mehrheit), die in dieser Liga nicht mitspielen können, dürfen sich immerhin über den V8-Sound erfreuen, der den vier potenten Auspuffendohren entweicht – wenn man ein GT-Exemplar in freier Wildbahn erwischt. Immerhin etwas.

Quelle: ntv.de

Neueste Beiträge

19:46 Frau in Kiste gezwängt: Entführer von Kölner Psychotherapeutin verurteilt

0 comment Read Full Article