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Uno-Flüchtlingshilfswerk: Fast 80 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht

June 18
09:46 2020
Luftaufnahme eines Camps für Binnenvertriebene im syrischen Idlib, das im April 2020 wegen der grassierenden Corona-Epidemie desinfiziert wird Icon: vergrößern

Luftaufnahme eines Camps für Binnenvertriebene im syrischen Idlib, das im April 2020 wegen der grassierenden Corona-Epidemie desinfiziert wird

Omar Haj Kadour/ AFP

2019 befanden sich so viele Menschen auf der Flucht vor Gewalt, Krieg und Elend wie noch nie seit Beginn der Uno-Aufzeichnungen: Laut Flüchtlingshilfswerk UNHCR waren es 79,5 Millionen Menschen – und damit mehr als ein Prozent der Weltbevölkerung. Verglichen mit dem Vorjahr war es ein Anstieg um fast neun Millionen Menschen. Das UNHCR ermittelt die Zahl der Flüchtlinge weltweit seit mittlerweile 70 Jahren.

Größter Treiber der Zahl waren erneut der Bürgerkrieg in Syrien sowie das Chaos im wirtschaftlich und politisch zerrütteten Venezuela. Das UNHCR unterscheidet in seiner Zählung anerkannte Flüchtlinge, Asylsuchende sowie Binnenvertriebene, also Menschen, die innerhalb der Grenzen des eigenen Landes vor Krieg oder Verfolgung flüchten mussten.

Laut Weltflüchtlingsbericht waren es Ende Dezember weltweit 29,6 Millionen Menschen, die in ein anderes Land flüchten mussten. Hinzu kommen 45,7 Millionen Binnenvertriebene; deren Zahl stieg deutlich um 4,4 Millionen Menschen. Auch die Anzahl der Asylsuchenden, über deren Status also noch nicht entschieden ist, wuchs deutlich: Die 4,2 Millionen bedeuten 20 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Frappierend ist der Anstieg auch mit Blick auf die vergangenen Jahre: Zählte das UNHCR im Jahr 2010 rund 40 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene hat sich die Zahl inzwischen verdoppelt. Besonders die Zahl der Binnenvertriebenen ist durch die Kriege in Syrien, im Südsudan und im Jemen drastisch gestiegen.

Filippo Grandi, Uno-Hochkommissar für Flüchtlinge, sagte zu den Zahlen der vergangenen zehn Jahre, man beobachte "eine veränderte Realität". Vertreibung betreffe nicht nur viel mehr Menschen, sie sei auch "kein kurzfristiges und vorübergehendes Phänomen mehr". Betroffene lebten in jahrelanger Ungewissheit ohne Hoffnung auf Rückkehr oder auf eine Zukunft an ihrem Zufluchtsort.

"Wir brauchen eine grundlegend neue und positivere Haltung gegenüber allen, die fliehen", fordert Grandi. Außerdem müssten die Ursachen des "immensen Leidens" viel entschiedener bekämpft werden.

Lage in Deutschland und Europa unverändert

Trotz des weltweiten Anstiegs hat sich die Lage laut UNHCR in Deutschland und Europa kaum verändert. In Europa leben weniger als 10 Prozent der weltweiten Flüchtlinge. Rechnet man die Binnenvertriebenen mit ein, sinkt der Anteil auf 3,24 Prozent.

Für Deutschland werden 1,15 Millionen Flüchtlinge gemeldet, das waren knapp 83.000 mehr als im Jahr zuvor. Das geht vor allem auf Menschen zurück, die schon in Deutschland waren und deren Fälle nun bearbeitet sind. Die Zahl der Asylsuchenden sank dementsprechend um rund 60.000 auf gut 309.000.

Deutschland ist weiterhin das fünftgrößte Gastland für Flüchtlinge. International leben die meisten Geflüchteten in der Türkei (3,6 Millionen), gefolgt von Kolumbien (1,8 Millionen), und Pakistan und Uganda mit jeweils etwa 1,4 Millionen.

Mehr als zwei Drittel der Flüchtlinge, die außerhalb ihres Landes Schutz suchten, kamen aus nur fünf Ländern: 6,6 Millionen aus Syrien, 3,7 Millionen aus Venezuela, 2,7 Millionen aus Afghanistan, 2,2 Millionen aus dem Südsudan und 1,1 Millionen aus Myanmar.

Icon: Der Spiegel

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