Ukrainekrieg: Wolodymyr Selenskyj reist überraschend nach Großbritannien
Dass Präsident Wolodymyr Selenskyj die umkämpfte Ukraine verlässt, ist immer noch außergewöhnlich: Nun ist er unterwegs nach Großbritannien. Auch die EU erwartet seinen Besuch.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird noch an diesem Mittwoch in der britischen Hauptstadt London erwartet. Das teilte das Büro des britischen Premierministers Rishi Sunak mit.
Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, ist bei Selenskyjs spontaner Auslandsreise unter anderem ein Besuch bei ukrainischen Soldaten geplant, die derzeit in Großbritannien ausgebildet werden. Auch eine Rede vor dem britischen Unterhaus ist geplant.
Sunaks Büro teilte derweil mit, dass die Ausbildung ukrainischer Soldaten im Vereinigten Königreich ausgeweitet werden solle. Demnach sollen fortan auch Soldaten für den Einsatz als Kampfjetpiloten und bei der Marine trainiert werden. Durch das Training sollten die Piloten etwa in die Lage versetzt werden, auch von der Nato eingesetzte Jets zu bedienen. Auch die Bereitstellung militärischer Ausrüstung solle beschleunigt werden.
»Präsident Selenskyjs Besuch im Vereinigten Königreich ist ein Zeugnis des Muts seines Landes«, wurde Sunak in einer Mitteilung zitiert. Der Besuch zeige zudem die »unzerbrechliche Freundschaft zwischen den beiden Ländern«, so Sunak.
Es ist der erste Besuch Selenskyjs in Großbritannien und erst sein zweiter öffentlich bekannter Auslandsaufenthalt seit Beginn des russischen Angriffskrieges vor knapp einem Jahr. Im Dezember war Selenskyj bereits in Washington mit US-Präsident Joe Biden zusammengekommen. Auch dort hatte er eine Rede vor dem US-Kongress gehalten.
Offenbar Weiterreise nach Brüssel geplant
Am Donnerstag wird Selenskyj laut der Nachrichtenagentur dpa in Brüssel erwartet. Bereits am Montag hatte es aus dem Europäischen Parlament geheißen, dass es die »Wahrscheinlichkeit einer außerordentlichen Plenartagung in Anwesenheit des ukrainischen Präsidenten« gebe. Am selben Tag treffen sich auch die Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten in Brüssel zu einem Gipfel. Selenskyj sei eingeladen worden, persönlich an einem Gipfel teilzunehmen, sagte ein Sprecher von EU-Ratspräsident Charles Michel am Montagabend.
Das Vereinigte Königreich zählt zu den stärksten militärischen Unterstützern Kiews. Allein im vergangenen Jahr hatte London Kiew nach Regierungsangaben Militärhilfe im Gesamtwert von 2,3 Milliarden Pfund (etwa 2,6 Milliarden Euro) zur Verfügung gestellt. Damit ist Großbritannien nach den USA der zweitgrößte Unterstützer der Ukraine.