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Ukraine-Krieg: Was über den Vorfall auf der Krimbrücke bekannt ist

July 17
13:56 2023

Was ist passiert?

Die Brücke zwischen der russischen Region Krasnodar und der Halbinsel Krim ist nach einem Zwischenfall blockiert worden. Der von Moskau eingesetzte Gouverneur der Krim, Sergej Aksjonow, sprach auf Telegram unspezifisch von einer »Notsituation«, das russische Verkehrsministerium teilte mit, die Fahrbahn sei beschädigt worden, die Brückenkonstruktion aber intakt.

Ukrainische Medien und russische Militärblogger werden spezifischer: Die ukrainische Nachrichtenagentur RBC-Ukraine meldet, auf der Brücke seien Explosionen zu hören gewesen. Im Kurznachrichtendienst Telegram heißt es in dem der Söldnergruppe Wagner zugeschriebenen Benutzerkonto »Grauzone«, es habe um 3.04 Uhr und 3.20 Uhr Ortszeit zwei Einschläge auf der Brücke gegeben.

Russische Behörden sprechen von Opfern: Zwei Menschen seien getötet worden, teilt das Gesundheitsministerium der russischen Region Krasnodar mit. Ein Mädchen sei verletzt worden. Der Gouverneur der Region Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, erklärt, bei den Toten handle es sich um die Eltern des Kindes.

Wer ist verantwortlich für den Vorfall?

Auch wenn es keine offiziellen russischen Angaben gibt, was exakt passiert ist – einen Verantwortlichen will man schon gefunden haben. Es stecke das »terroristische Regime« der Ukraine hinter dem Vorfall, zitiert die staatliche Nachrichtenagentur Ria den von Russland eingesetzten Präsidenten des Parlaments der Krim. Auch die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, beschuldigte die Ukraine: »Die Entscheidungen fällen ukrainische Politiker und das Militär mit unmittelbarer Hilfe von amerikanischen und britischen Geheimdiensten und Politikern.«

Das ukrainische Militär vermutet hingegen Russland als Verursacher. Der Vorfall könne eine Provokation Moskaus sein. Das Vorgehen und das folgende lautstarke Bekanntmachen seien typisch, sagte die Sprecherin des Kommandos Süd, Natalja Humeniuk, im Sender Rada.

Medien in Kiew berichten demgegenüber, der ukrainische Geheimdienst SBU sei für den Vorfall verantwortlich. Auch die Marine sei beteiligt. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk Suspilne zitiert etwa eine Quelle mit der Aussage, die Brücke sei mit Drohnen angegriffen worden. Auch die Nachrichtenagentur AFP berichtet unter Berufung auf SBU-Kreise, der Angriff sei eine »Spezialoperation« des ukrainischen Inlandsgeheimdienstes SBU und der Marine gewesen. Bei dem Angriff seien Marinedrohnen zum Einsatz gekommen.

Der SBU äußerte sich – allerdings auf ungewöhnliche Weise. Auf Telegram veröffentlichte die Behörde ein kryptisches Gedicht:

»Nachtigall, lieber Bruder,
die Brücke ist wieder ›eingeschlafen‹.
Einmal… zweimal!

PS: Die Musik ist volkstümlich. Der Text – SBU.«

Wie geht es jetzt mit der Krimbrücke weiter?

Das kommt auf den Grad der Zerstörung an. Auf dem Telegram-Kanal Ostoroschno Nowosti kursierte in den Stunden nach dem Vorfall ein Foto, das einen Schaden an der Fahrbahn zeigen soll. Demnach wäre an einem Teil der Brücke die komplette Fahrbahn weggesprengt.

Die russischen Behörden teilten unterdessen mit, der Eisenbahnverkehr zwischen Russland und der annektierten Schwarzmeerhalbinsel sei wieder aufgenommen worden. Mit rund fünf Stunden Verspätung sei am Montagmorgen ein Zug aus der Krim-Hauptstadt Simferopol in Richtung der südrussischen Region Krasnodar losgefahren, teilten die Behörden der Krim mit. Der Autoverkehr über das 19 Kilometer lange Bauwerk blieb hingegen weiter eingestellt.

Die demonstrative Gelassenheit der Besatzungsbehörden ist auffällig: Gouverneur Aksjonow rief die Bevölkerung auf, Ruhe zu bewahren: Es würden Maßnahmen ergriffen, um die Situation wiederherzustellen. Bewohner der Region und Touristen sollten einen alternativen Landweg durch die von Russland besetzten Regionen in der Südukraine wählen. Ganz so, als ob es sich bloß um eine Baustelle handle.

Was für ein Bauwerk ist die Krimbrücke?

Die Krimbrücke ist mehr als eine wichtige Verkehrsverbindung zwischen der von Russland annektierten Halbinsel und dem russischen Festland. Sie ist ein Prestigeobjekt Wladimir Putins, nach der Annexion der Krim wurde sie im Eiltempo fertiggestellt. Für den russischen Machthaber ist sie offenkundig ein ideologisches Projekt, seinen Worten zufolge soll sie ein »Symbol der Vereinigung der Krim mit Russland« sein.

Die Brücke hat aber auch ganz praktische Bedeutung für die Halbinsel – sowohl für die Versorgung der Einwohner als auch für den Nachschub der russischen Armee, die von der Krim aus in die Gebiete Cherson und Saporischschja vorstieß. Eines der wichtigsten Ziele der Ukraine im Krieg gegen Russland dürfte sein, die Brücke zu zerstören oder zumindest unbrauchbar zu machen – auch wegen der symbolischen Bedeutung.

Welche Rolle spielte die Krimbrücke bisher im Krieg?

Am 8. Oktober 2022 war es schon einmal zu einer Explosion auf der Krimbrücke gekommen . Das Bauwerk wurde damals stark beschädigt. Ein Video zeigte, wie ein Auto und ein Lastwagen Richtung Kertsch fuhren, als sich plötzlich eine Explosion ereignete und ein riesiger Feuerball die Brücke verschluckte. Was genau die Detonation verursachte, wurde aus den Bildern nicht ersichtlich. Das russische Ermittlungskomitee, eine Strafverfolgungsbehörde, die direkt dem Präsidenten unterstellt ist, leitete ein Strafverfahren ein.

Die Ukraine hatte sich lange nicht zu dem Vorfall geäußert. Erst im Mai bestätigte der ukrainische Geheimdienst erstmals eine Beteiligung am Anschlag auf die Krimbrücke. Anfang Juli zog auch die Politik in Kiew nach. »Vor 273 Tagen haben [wir] den ersten Angriff auf die Krimbrücke gestartet, um die russische Logistik zu stören«, schrieb die stellvertretende Verteidigungsministerin Hanna Maljar bei Telegram .

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