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Türkei: Umwandlung der Hagia Sophia in Moschee – “Provokation für die zivilisierte Welt”

July 11
03:03 2020
Die Hagia Sophia in Istanbul wird in eine Moschee umgewandelt. Das ruft kritische Reaktionen aus dem türkischen Ausland hervor Icon: vergrößern

Die Hagia Sophia in Istanbul wird in eine Moschee umgewandelt. Das ruft kritische Reaktionen aus dem türkischen Ausland hervor

Foto: MURAD SEZER/ REUTERS

Der Gerichtsentscheid über die Umwandlung der Hagia Sophia in Istanbul in eine Moschee hat teils heftige Kritik außerhalb der Türkei hervorgerufen. Die Unesco teilte mit, dass sie die Umwandlung des als Weltkulturerbe gelisteten Gebäudes bedauere. Die vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan forcierte Entscheidung sei ohne vorherige Abstimmung mit der Unesco getroffen worden, hieß es.

Die Kulturministerin des türkischen Nachbarstaats Griechenland, Lina Mendoni, kritisierte die Umwandlung scharf. "Es ist eine Provokation für die zivilisierte Welt", sagte die Ministerin nach Angaben des griechischen Staatsradios. Dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan warf sie vor, "sein Land sechs Jahrhunderte zurückzuführen". Der kritische Außenminister Nikos Dendias twitterte: "Ich habe meine Kollegen in der EU über die Provokation für die Weltkultur informiert."

Auch die russisch-orthodoxe Kirche verurteilte die Entscheidung scharf. Griechenland und Russland waren wegen der Bedeutung der Hagia Sophia für die Orthodoxie gegen eine Änderung. Der europapolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Florian Hahn, forderte sogar das Ende der EU-Beitrittsgespräche mit Ankara.

Weltkulturerbe weiter für alle Besucher zugänglich

Die US-Regierung bedauerte die Umwandlung. "Wir sind enttäuscht von der Entscheidung der Regierung der Türkei, den Status der Hagia Sophia zu ändern", hieß es in einer Erklärung der Sprecherin des Außenministeriums in Washington, Morgan Ortagus. Sie machte deutlich, dass die USA von der Türkei erwarten, dass das Weltkulturerbe weiterhin für alle Besucher zugänglich bleibt.

Tatsächlich plant die Türkei eine solche Öffnung des Gebäudes. Der Eintritt werde gratis sein und allen offen stehen, "für Muslime und Nichtmuslime", sagte Erdogan. Die Kritiker forderte er auf, die Entscheidung zu respektieren. "Wie die Hagia Sophia genutzt wird, hat etwas mit den Souveränitätsrechten der Türkei zu tun", sagte er.

Ein türkisches Gericht hatte den Status der Hagia Sophia als Museum am Freitag annulliert. Erdogan ordnete daraufhin an, das Gebäude für das islamische Gebet zu öffnen. Die Leitung werde der Religionsbehörde übergeben, hieß es in dem Beschluss. Nach dem Willen des türkischen Präsidenten könnte die Hagia Sophia bereits in zwei Wochen als Moschee genutzt werden. Man plane, sie am 24. Juli mit dem Freitagsgebet für Gebete zu eröffnen, sagte Erdogan.

Die Hagia Sophia (griechisch: Heilige Weisheit) wurde im 6. Jahrhundert nach Christus erbaut und war Hauptkirche des Byzantinischen Reiches, in der Kaiser gekrönt wurden. Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen im Jahr 1453 wandelte Sultan Mehmet II. ("Der Eroberer") die Hagia Sophia in eine Moschee um. Auf Betreiben des türkischen Republikgründers Mustafa Kemal Atatürk ordnete der Ministerrat im Jahr 1934 an, die Hagia Sophia zu einem Museum zu machen.

Icon: Der Spiegel

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