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Todesfahrt in Magdeburg: Das ist bisher über den Täter und Vorfall bekannt

December 21
19:17 2024

Politik

Die Trauer in Magdeburg ist groß.

Die Trauer in Magdeburg ist groß.

Vier Tage vor Heiligabend erschüttert ein Attentat mit mehreren Toten und vielen Verletzten auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg Deutschland. Ein Überblick über die bisher bekannten Hintergründe.

Was passierte am Freitagabend?

Der Täter fuhr nach Polizeiangaben am Freitagabend kurz nach 19 Uhr mit einem Auto "mindestens 400 Meter über den Weihnachtsmarkt" und erfasste dabei zahlreiche Menschen. Nach Aussage von Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff von der CDU handelte es sich bei dem Tatfahrzeug um einen Leihwagen mit Münchner Kennzeichen.

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Er gelangte mit dem SUV über den Flucht- und Rettungsweg auf den Weihnachtsmarkt. Dieser war nach Angaben der Stadt nicht durch Sperren oder Poller geschützt. Notarzt und Feuerwehr sollten über diesen Weg bei Unfällen oder anderen Einsätzen auf dem Platz gelangen können, sagte Ronni Krug, Beigeordneter für Personal, Bürgerservice und Ordnung der Stadt. Dort seien aber mobile Einsatzkräfte der Polizei stationiert gewesen. Die Wege seien daher nicht ungeschützt gewesen, verteidigte Krug das Konzept. Es habe sich "über lange Jahre bewährt".

Auf in mehreren Medien verbreiteten Videoaufnahmen ist die Festnahme des mutmaßlichen Täters zu sehen. Sie fand nur wenige Minuten nach Eingang der ersten Notrufe (19.02 Uhr) statt. Ein Polizist ruft mit vorgehaltener Waffe "Leg dich hin, die Hände auf den Rücken". Einen kurzen Moment später kommen weitere Einsatzkräfte hinzu und umstellen den am Boden liegenden Verdächtigen.

Nach Informationen der "Bild"-Zeitung soll der Täter unter Drogen gestanden haben, bestätigt wurde das bisher nicht. Hinweise auf ein zweites, möglicherweise mit der Tat im Zusammenhang stehendes Auto bestätigen sich nicht. Die Polizei geht von einem Einzeltäter aus.

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Wie viele Opfer gibt es?

Nach aktuellen Informationen gibt es insgesamt 205 Opfer, davon fünf Tote und 41 Schwer- und Schwerstverletzte. Unter den Toten sind laut Krug ein neunjähriges Kind und vier Erwachsene. Weitere Details wollte er aus Rücksicht auf die Betroffenen nicht nennen. Die Staatsanwaltschaft Magdeburg ermittelt gegen den Verdächtigen bislang wegen fünffachen Mordes. Wie der Leitende Oberstaatsanwalt Horst Walter Nopens bei einer Pressekonferenz am Nachmittag sagte, lautet der Tatvorwurf darüber hinaus versuchter Mord in 200 Fällen in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung.

Was ist bisher über den Täter bekannt?

Es handelt sich Taleb A., einen seit 2006 in Deutschland lebenden Arzt aus Saudi-Arabien. Er stammt aus der Stadt Al-Hofuf im Osten Saudi-Arabiens und war Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Er war Schiit. Nur etwa zehn Prozent der Bevölkerung in dem mehrheitlich sunnitischen Land sind schiitisch. Es gibt immer wieder Berichte über Diskriminierungen gegenüber diesen Glaubensangehörigen im Land.

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A. kam seinem RTL und ntv vorliegenden saudi-arabischen Pass zufolge am 5. November 1974 zur Welt. In seinem Heimatland studierte er Psychologie, bevor er nach Deutschland ging. Hierher kam er, weil er sich vom Islam lossagte und seither verfolgt fühlte. In einem AFP-Interview vor zwei Jahren stellte er sich mit den Worten vor: "Ich bin ein saudischer Atheist." Auch in dem Interview beschimpfte er den Islam. Der 50-Jährige hat einen unbefristeten Aufenthaltstitel in Deutschland. Er lebte zuletzt in Bernburg im Salzlandkreis und arbeitete in seinem Beruf als Arzt.

Der Todesfahrer arbeitete als Facharzt für Psychiatrie in Sachsen-Anhalt. Wie eine Sprecherin der Betreibergesellschaft Salus auf Anfrage mitteilte, war er als Arzt im Maßregelvollzug in Bernburg tätig. Er habe mit suchtkranken Straftätern gearbeitet und sei seit März 2020 in der Einrichtung tätig gewesen. Das Gesundheitsministerium von Sachsen-Anhalt hatte noch in der Nacht die Personalakte des Mannes angefordert und den Ermittlungsbehörden übergeben.

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In der Vergangenheit äußerte A. Sympathien gegenüber der AfD, war nach Angaben der Partei aber kein Mitglied. "Wir können ausschließen, dass der Täter von Magdeburg Mitglied der AfD war", sagte ein Sprecher von Parteichefin Alice Weidel der "Rheinischen Post". "Auch ein Mitgliedsantrag hat nie vorgelegen."

Ist der Täter polizeibekannt?

Der Tatverdächtige war der Berliner Justiz bekannt. Es lag ein Verfahren der Amtsanwaltschaft Berlin wegen des Missbrauchs von Notrufen durch A. vor. Am Tag vor dem tödlichen Vorfall in Magdeburg lief eigentlich das Berufungsverfahren in der Angelegenheit, doch der Arzt erschien nicht zum Prozesstermin in Berlin. In Rostock soll A. vom Amtsgericht Rostock schon am 4. September 2013 zu einer Strafe von 90 Tagessätzen verurteilt worden sein, weil er "den öffentlichen Frieden gestört" und mit "Straftaten gedroht" hat. Das berichtet der "Spiegel". In Nordrhein-Westfalen gibt es seit einigen Jahren eine juristische Auseinandersetzung mit der Säkularen Flüchtlingshilfe.

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Was ist über das Motiv bekannt?

Der Täter wurde festgenommen und verhört. Laut Polizei wurden auch Durchsuchungen durchgeführt. Die Ermittler gegen Stand jetzt davon aus, "Unzufriedenheit mit dem Umgang mit saudi-arabischen Flüchtlingen" könne Auslöser der Tat gewesen sein, sagte der Oberstaatsanwalt Nopens.

Interviews und Onlineaktivitäten zeichnen von A. das Bild eines Mannes, der den Islam ablehnt und mit der AfD sympathisiert. Noch vor wenigen Jahren gab sich A. als Aktivist aus, der von ihren Männern unterdrückten Frauen in Saudi-Arabien zur Flucht verhelfen wollte und dazu auf einer Webseite auch über das deutsche Asylsystem informierte.

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Im Jahr 2019 erschienen in Deutschland und auch international mehrere Interviews und Berichte über sein Agieren. In den vergangenen Jahren fiel A. in den sozialen Medien vor allem auch durch verschwörungstheoretische Äußerungen auf.

Auf einem X-Account mit dem Namen des Täters wurde um die Zeit des Angriffs noch ein Beitrag veröffentlicht. Ob er diesen selbst veröffentlichte, ihn vorab programmierte oder noch jemand anders Zugriff auf den Account hatte, ist unklar.

Gibt es weitere Täter?

Die Polizei hat derzeit keine Hinweise auf Mittäter. Hinweise, nach denen ein zweites, möglicherweise tatrelevantes Auto in der Innenstadt gesichtet wurde, hätten sich nicht bestätigt. Auch Haseloff geht von einem Einzeltäter und keiner weiteren Gefahr aus.

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Werden die Sicherheitsmaßnahmen verschärft?

Zahlreiche Städte reagierten auf den mutmaßlichen Anschlag mit verschärften Sicherheitsvorkehrungen, vor allem rund um Weihnachtsmärkte. So ist die Polizei unter anderem in Hamburg, Leipzig und Halle an der Saale mit mehr Personal und teilweise auch mehr Fahrzeugen präsent und sichert vor allem Zufahrtswege.

Der Weihnachtsmarkt in Erfurt, der nach der Amokfahrt in Magdeburg am Freitagabend geräumt wurde, öffnete am Samstag wieder, das Bühnenprogramm entfällt aber aus Pietätsgründen. Auch Hessen, Schleswig-Holstein, Bremen und Niedersachsen verstärkten die Polizeipräsenz auf Weihnachtsmärkten.

Quelle: ntv.de, mpa/dpa/AFP

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