Nachrichten in der Welt


Nachrichten der Welt

Tests in Japan: Nissan will bis 2030 den Fahrer überflüssig machen

March 16
12:46 2025

Wirtschaft

Die Skepsis ist hoch - auch eine Herausforderung für die Ingenieure.

Die Skepsis ist hoch – auch eine Herausforderung für die Ingenieure.

Nissan unterstützt das Bestreben Japans, bei der Technologie für autonomes Fahren aufzuholen. Bisher kann man nicht mit den Marktführern mithalten. Doch jetzt hat sich Nissan ein großes Ziele gesetzt: Bis 2030 sollen die Fahrzeuge ganz ohne menschliche Beteiligung funktionieren.

Der Van bahnt sich langsam, aber sicher seinen Weg durch die Innenstadt. Er bremst sanft ab, wenn ein anderes Auto auf seine Spur schwenkt. Doch das Lenkrad dreht sich von allein, und der Fahrersitz ist leer. Die fahrerlose Technik des Autobauers Nissan unterstreicht das Bestreben Japans, beim autonomen Fahren führende Player wie Googles Waymo einzuholen. Denn bislang konnte die Autonation auf diesem Markt nicht mit China und den USA mithalten. Doch die Dynamik nimmt zu.

Bei der Nissan-Vorführung waren die Straßen voll mit anderen Fahrzeugen und Fußgängern. Das selbstfahrende Auto hielt das Tempolimit von 40 Kilometern pro Stunde ein, das Ziel wurde über eine Smartphone-App eingegeben. Das Fahrzeug ist innen und außen mit insgesamt 14 Kameras, neun Radargeräten und sechs Lidar-Sensoren ausgestattet. Die Robotaxis von Waymo sollen in diesem Jahr auf den japanischen Markt kommen. Erwartet wird ein Start zunächst im Großraum Tokio, vermutlich wird dabei auch noch ein menschlicher Kontrollfahrer an Bord sein.

imago788942197.jpg

Wirtschaft 18.02.25 Hochzeit bei Honda und Nissan? Mega-Deal in Autobranche gewinnt wieder an Fahrt

Takeshi Kimura vom Nissan-Labor für Mobilität und Künstliche Intelligenz sieht beim autonomen Fahren aber entscheidende Vorteile bei erfahrenen Autoherstellern. Sie seien besser als andere mit der Gesamt-Funktionsweise von Fahrzeugen vertraut und daher eher in der Lage, selbstfahrende Technologien zu integrieren, sagt er: "Wie die Sensoren an die Bewegungen des Autos angepasst werden müssen oder Sensoren und Computer zu überwachen sind, um Zuverlässigkeit und Sicherheit zu gewährleisten, erfordert ein Verständnis des gesamten Autosystems."

Die am Minivan Serena getestete Technik von Nissan entspricht formal dem Level zwei der Branche. Denn noch hält sich eine Kontrollperson an einem separaten Ort außerhalb des Fahrzeugs bereit, per Fernsteuerung einzugreifen, sollte die Technologie versagen. Bei den Testfahrten sitzt zudem noch ein Mensch auf dem Beifahrersitz, der falls notwendig das Steuer übernehmen kann. Solange es kein Problem gibt, werden beide Personen nicht aktiv.

Große Ziele bis 2030

Nissan will in den kommenden Jahren 20 solcher Fahrzeuge in der Region Yokohama betreiben. Ziel ist es, bis zum Jahr 2029 oder 2030 Level vier zu erreichen: Dann wäre keinerlei menschliche Beteiligung mehr vorgesehen, auch nicht als Back-up. In Japan könnten autonome Fahrzeuge angesichts der schrumpfenden Bevölkerung und eines Mangels an Fahrerinnen und Fahrern einen echten Bedarf decken. Auch andere Unternehmen arbeiten dort an der Technologie, darunter Start-ups wie Tier IV.

25C0061_002.jpg

Auto 05.03.25 Autonomes Fahren auf Level 3 Mercedes testet türkises Leuchten auf deutschen Straßen

Den Einsatz sogenannter Level-vier-Autos hat die japanische Regierung bislang in einer ländlichen Region der Präfektur Fukui genehmigt. Allerdings sehen die Fahrzeuge eher wie Golfwagen aus. Ein Level-vier-Bus ist in einem begrenzten Gebiet nahe des Tokioter Haneda-Flughafens unterwegs, seine Höchstgeschwindigkeit liegt aber bei lediglich zwölf Kilometern pro Stunde. Das autonome Fahrzeug von Nissan dagegen ist ein echtes Auto mit allen mechanischen Funktionen und Geschwindigkeitsstufen. Konkurrent Toyota stellte kürzlich seine eigene "Stadt" in der Nähe des Bergs Fuji vor, wo Beschäftigte des Konzerns leben und Partner-Start-ups untergebracht sind. Der Ort wurde eigens gebaut, um unterschiedliche Technologien zu testen, darunter das autonome Fahren. Die Fortschritte halten sich bislang jedoch in Grenzen.

Hohe Ansprüche der Verbraucher

Der Informatikprofessor Takeo Igarashi von der Universität von Tokio sieht noch Herausforderungen aufgrund der Skepsis vieler Menschen und rechtlicher Fragen. Unfälle mit fahrerlosen Fahrzeugen beunruhigten in der Regel mehr als reguläre Unfälle.

"Wenn ein Mensch fährt, übernimmt er die Verantwortung. Das ist eindeutig", sagt Igarashi. "Aber wenn niemand fährt, weiß man nicht, wer die Verantwortung tragen wird." Zudem hätten japanische Verbraucherinnen und Verbraucher hohe Ansprüche an die Produktqualität, was auch für selbstfahrende Autos gelte. "Jeder erwartet eine hohe Qualität und Perfektion", erklärt der Experte. "Selbst ein kleiner Fehler ist nicht akzeptabel."

Nissan betont, dass seine Technologie sicher sei. Schließlich könne ein menschlicher Fahrer nie gleichzeitig die Situation vor und hinter dem Auto und darum herum im Blick behalten. Ein autonomes Fahrzeug hingegen sei dazu mit seinen Sensoren sehr wohl in der Lage. Bei einem Systemfehler während der Vorführung kürzlich kam das Auto einfach zum Stehen, ohne dass etwas passierte. Aus Sicht von Phil Koopman, Professor für Elektro- und Informationstechnik an der Carnegie-Mellon-Universität, steht die Industrie für autonome Fahrzeuge noch ganz am Anfang. Es werde noch einige Zeit dauern, die Autos auf seltene, aber gefährliche Situationen in den Städten vorzubereiten, sagt er: "Es gibt keinen magischen Schalter."

Quelle: ntv.de, Yuri Kageyama, AP

Neueste Beiträge

16:47 Viele Filialstandorte unbesetzt: Automaten gelten jetzt offiziell als Postfilialen

0 comment Read Full Article