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US-Präsident Trump lässt die Nationalgarde in Washington, D.C. aufmarschieren und kündigt Einsätze in weiteren Städten an. Kritiker werfen ihm politische Motive vor. Die Kriminalitätsdaten zeichnen ein komplexeres Bild.

Wegen der aus seiner Sicht ausufernden Kriminalität hat US-Präsident Donald Trump den Einsatz der Nationalgarde in Washington, D.C. angeordnet – und kündigt Ähnliches für die demokratischen Hochburgen Chicago, New York und Baltimore an. Kritiker werfen Trump rechtspopulistische Scharfmacherei vor – und einen Versuch, seine Macht auszuweiten und von Demokraten regierte Städte zu kontrollieren. Doch wer hat recht?

Aufschluss über die Kriminalität in US-Großstädten gibt unter anderem die offizielle FBI-Statistik. Bei der Gewaltkriminalität liegt eine Stadt an der Spitze, die von Trump bisher unerwähnt blieb: Memphis im republikanisch dominierten Bundesstaat Tennessee. Dahinter folgen Oakland in Kalifornien und Detroit in Michigan. Baltimore kommt in den Daten der US-Bundespolizei auf Platz vier. Die US-Hauptstadt Washington, D.C., New York und Chicago liegen deutlich dahinter.

Wie sieht es bei den Morden aus? Trump hob zuletzt die hohe Mordrate in Washington, D.C. hervor, die sogar höher sei als in Städten wie Bogota in Kolumbien und Mexiko-City. Und tatsächlich: Wie eine Analyse von CNN ergab, lag die US-Hauptstadt mit 25,5 Morden pro 100.000 Einwohnern weit vor Bogota (15 Morde je 100.000 Einwohner) und Mexiko-City (10).

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Im landesweiten Vergleich der Mordraten in US-Metropolen steht jedoch auch hier eine Stadt aus einem Bundesstaat an der Spitze, in dem das republikanische Lager bei den vergangenen drei Wahlen deutlich siegte: St. Louis im US-Bundesstaat Missouri. In dieser Statistik landet die Kriminalitätshochburg Memphis nur auf dem zweiten Platz. Dahinter folgt bereits Baltimore, das Trump ebenfalls als möglichen Einsatzort der Nationalgarde genannt hatte.

Mordrate in Washington sank zuletzt

Washington, D.C. erreicht im Mordraten-Ranking Platz sieben. In Chicago ist die Zahl der polizeilich erfassten Morde vergleichsweise niedrig, in New York liegt sie mit 3,9 gewaltsamen Tötungen pro 100.000 Einwohner deutlich unter den Spitzenwerten der USA.

US-Präsident Trump behauptete außerdem, dass "die Mordrate im Jahr 2023 in Washington, D.C. wahrscheinlich den höchsten Stand aller Zeiten erreicht hat". Allerdings fügte er hinzu, dass die Zahlen "nur 25 Jahre zurückreichen".

Tatsächlich war die Mordrate in der US-Hauptstadt laut Zahlen der örtlichen Polizeibehörde in den vergangenen Jahren angestiegen: von 14 Morden je 100.000 Einwohnern im Jahr 2012 auf 40 Morde im Jahr 2023. Allerdings wurde im vergangenen Jahr 2024 wieder ein Rückgang um etwa 30 Prozent verzeichnet.

Bei Eigentumsdelikten wie Einbruch, Diebstahl und Autodiebstahl liegen Memphis und St. Louis ebenfalls ganz weit oben – übertroffen lediglich von Oakland in Kalifornien. Washington, D.C. hingegen taucht erst auf Platz 26 auf.

Trumps Pläne zum Einsatz der Nationalgarde werden von Kritikern als Einschüchterungsversuch gegenüber dem politischen Gegner interpretiert: Washington, D.C., Chicago, New York und Baltimore sind alle demokratische Hochburgen. Allerdings gilt das auch für die im Kriminalitätsranking weit oben gelisteten Städte wie Memphis und St. Louis.

Von deutschen Verhältnissen können US-Behörden nur träumen

Generell schneiden Demokraten in Innenstadtbezirken in der Regel besser ab als in ländlich geprägten Regionen. Auf der Ebene der Bundesstaaten sehen die Wahlergebnisse oft anders aus: Sowohl Tennessee im Fall von Memphis und Missouri im Fall von St. Louis gelten jeweils als sichere Bank für die Republikaner. Auch Trump siegte in diesen beiden Bundesstaaten 2024 deutlich.

Aber wie schlimm steht es um die US-Metropolen im Vergleich zu deutschen Großstädten? Bei der Gewaltkriminalität liegt unter den größten deutschen Städten Frankfurt am Main vorn. Dort zählte das Bundeskriminalamt (BKA) im zurückliegenden Jahr – auf Basis einer ähnlichen Methodik – mehr als 630 polizeilich erfasste Fälle je 100.000 Einwohner. Die Kriminalitätsrate in Memphis ist fast viermal höher.

Frankfurt am Main weist auch die höchste Mordrate unter den größten deutschen Städten auf. Im gesamten Jahr 2024 waren es laut BKA-Kriminalstatistik rund 2,2 Morden je 100.000 Einwohner. In den USA können Ordnungshüter von solchen Verhältnissen vielerorts nur träumen. Im direkten Vergleich wäre Frankfurt eine der sichersten Großstädte.

Wäre Frankfurt am Main Teil der USA würde die Mainmetropole im FBI-Ranking der Kommunen mit den höchsten Mordraten weit hinten in der Top 100 auftauchen – noch hinter Jersey City, dem beschaulichen Henderson, Nevada und dem abgelegenen Laredo, Texas. In der US-Mordhauptstadt St. Louis ist die Rate fast 25-mal höher.

Quelle: ntv.de