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Speicherverband Ines: Gasspeicher drohen beim Umstieg auf Wasserstoff knapp zu werden

May 22
16:18 2023

Wo soll klimafreundlicher Strom herkommen, wenn es dunkel und windstill ist? Die Antwort lautet oft: aus Wasserstoff. Doch dafür fehlt es bislang an grundlegenden Anlagen.

Wasserstoff soll in der Energiewende eine Schlüsselrolle einnehmen – doch dafür fehlt es nach Branchenangaben noch an entscheidender Infrastruktur. Die unterirdischen Erdgasspeicher in Deutschland reichen nach Einschätzung der Speicherbranche bei Weitem nicht aus.

»Unsere Studien haben ergeben, dass aus dem heutigen Bestand an Gasspeichern eine Wasserstoffspeicherkapazität in Höhe von 32 Terawattstunden bereitgestellt werden kann«, sagte der Geschäftsführer des Branchenverbandes Initiative Energien Speichern (Ines), Sebastian Bleschke, mit Blick auf den in Zukunft erwarteten Wasserstoff-Speicherbedarf.

Verband: Speicherfrage häufig übersehen

Langfristszenarien des Bundeswirtschaftsministeriums gingen davon aus, dass zur Umsetzung der Energiewende bis 2045 Wasserstoffspeicher mit einer Kapazität von 72 bis 74 Terawattstunden gebraucht würden. Zur Umsetzung der Energiewende gemäß den Langfristszenarien bedürfe es daher mehr als einer Verdoppelung der aktuell für Wasserstoff nutzbaren Speicherpotenziale. »Angesichts der Tatsache, dass wir in Deutschland bereits die mit Abstand größten Gasspeicherkapazitäten der EU haben, ist sowohl die Umwidmung als auch der Speicherneubau eine große Herausforderung«, sagte Bleschke.

Klimaneutral erzeugter Strom und damit hergestellter Wasserstoff sollen im Energiesystem der Zukunft tragende Rollen spielen. So sollen etwa neue Gaskraftwerke aus Wasserstoff Strom erzeugen, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht.

»Es wird häufig vergessen, dass Elektrolyseure zur Erzeugung von Wasserstoff und Wasserstoffkraftwerke auf Wasserstoffspeicher angewiesen sein werden«, sagte Bleschke. Elektrolyseure würden insbesondere dann Wasserstoff erzeugen, wenn das Stromangebot die Stromnachfrage übersteige und in der Folge der Strompreis niedrig sei. »Wenn die Kraftwerke Wasserstoff benötigen, läuft also die Elektrolyse nicht und umgekehrt. Vor allem in diesen Momenten braucht es dann die Wasserstoffspeicher.«

Dem Branchenverband Ines sind 23 Pilotprojekte bekannt, meist in einem frühen Projektstadium ohne finale Investitionsentscheidung. »In Deutschland ist bislang kein einziger kommerzieller Wasserstoffspeicher im Betrieb«, beklagt Bleschke.

Eines der am weitesten fortgeschrittenen Pilotprojekte entsteht im brandenburgischen Rüdersdorf bei Berlin unter dem Namen HyCAVmobil. Betreiber ist der Energiekonzern EWE. Auf einem Gelände, auf dem EWE bereits zwei Erdgasspeicher hat, wurde bis Anfang März drei Monate lang in einem unterirdischen Salzstock in tausend Meter Tiefe ein etwa hausgroßer Hohlraum ausgespült, rund 500 Kubikmeter groß. Mittlerweile wird übertage Technik installiert. Ab dem Spätsommer will EWE den ersten Wasserstoff einfüllen und den Testbetrieb starten.

Auch Deutschlands größter Speicherbetreiber Uniper arbeitet an einer Pilotanlage. Sie soll im niedersächsischen Krummhörn entstehen und tausend Kubikmeter groß werden. Laut Uniper läuft dort noch das Genehmigungsverfahren. Der Energiekonzern RWE will von Anfang an große Kavernen kommerziell nutzen. Dazu sollen im nordrhein-westfälischen Gronau-Epe bis Ende 2026 ein bestehender Erdgas-Kavernenspeicher sowie eine bereits ausgesolte Kaverne fit gemacht werden für Wasserstoff. Das von Kunden nutzbare Speichervolumen soll bei 28 Millionen Kubikmeter Wasserstoff liegen. Der kommerzielle Betrieb ist laut Konzern frühestens 2027 möglich.

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