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Sabitzer malt ein Traumtor: Österreich drängelt sich an den EM-Favoriten vorbei

June 26
09:55 2024

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Ralf Rangnick beschwichtigt, als Österreich die Rolle als EM-Mitfavorit zugeschrieben wird. Nach dem Auftritt gegen die Niederlande aber kann sich der Teamchef der Zuschreibung nicht verwehren. Sein Team liefert furiosen Fußball und hat einen Marcel Sabitzer, der nach tiefem Tief wieder obenauf ist.

Ganz cool in der Gänsehaut-Atmosphäre: Marcel Sabitzer hatte soeben das 3:2 für seine Österreicher im EM-Gruppenspiel gegen die Niederlande geschossen, da drehte er sich zu den Fans um und rieb sich über seine Arme. Auf dem Platz hatte er zuvor aus sehr spitzem Winkel von links den Ball am Torhüter der Niederlande, Bart Verbruggen, mit voller Wucht vorbeigezirkelt. Ein Treffer wie ein Gemälde von Rembrandt: Groß, kraftvoll, Details fein herausgearbeitet – mitten ins Herz der Niederländer.

Sabitzer selbst war es, der den Angriff vorantrieb, von links in den Strafraum einlief, im perfekten Moment den Sprint durch die niederländische Abwehr anzog, mit Zug zum Tor rannte und den meisterlich gespielten Pass des Leipzigers Christoph Baumgartner ins Tor zirkelte. "In der Vergangenheit hat mich der linke Fuß selten im Stich gelassen, von dem her dachte ich, das ist ein Moment, wo man auch mal einen Abschluss nehmen kann", sagte der Dortmunder Profi nach der Partie.

Ganz cool, so wie sein Team in einem atemlosen Spiel gegen die Niederlande. Auf den Rängen des Berliner Olympiastadions ging es dagegen heiß her – so wie schon den ganzen Tag über in der Stadt. Da schwappte einerseits vom Messegelände aus eine riesige orange Welle von etwa 15.000 Fans aus den Niederlanden aufs Olympiastadion zu, andererseits zeigten die rot gekleideten Österreicher am Ku'damm Flagge.

Tränen beim ausgewechselten Niederländer

Was als Fest begann, wurde im Stadion in eine große Fußballparty verwandelt. Eine, in der beide Teams kräftig mitmischten. Als nach nur sechs Minuten Donyell Malen mit einem unglücklichen Eigentor – bereits dem siebten dieser EM – die Österreicher in Führung brachte, begann der offene Schlagabtausch zwischen den beiden Teams. Mit einem Mal war Österreich Tabellenführer der Gruppe D. Mit der Führung im Rücken bestimmten sie das Spiel, der Siegeswille war unverkennbar. Doch kurz nach der Halbzeit traf Cody Gakpo zum 1:1 (47.), kurz schütteln, weiter. 2:1 durch den an diesem Abend bärenstarken Werderaner Romano Schmid (59.), dann wieder 2:2 durch Memphis Depay (75.). Treffer ja, aber keine Wirkungstreffer.

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Fußball-EM 25.06.24 Österreich feiert Gruppensieg Rangnicks Fußball schockt nicht nur die Niederlande

Beide Teams wollen nicht verlieren – das Team von Trainer Ralf Rangnick zeigte dabei noch mehr Willen, noch mehr Spielfreude. Sein Gegenüber Ronald Koeman verzichtete auf Ian Maatsen, auf Joshua Zirkzee, Xavi Simons kam dagegen in der 35. Minute für Joey Veerman aufs Feld, der einen rabenschwarzen Tag erwischt hatte. Nach seiner Auswechslung saß dieser heulend auf der Bank, Rafael van der Vaart sagte in der Halbzeitpause im niederländischen TV: "Joey tat mir leid. Ich war froh, dass er ausgewechselt wurde, denn es war wirklich supertraurig, ihm beim Spielen zuzusehen." Koeman steht in seiner Heimat ebenfalls arg in der Kritik. Er sei "verantwortlich für die Leistung hier", betonte er nach der Partie. Über seine Zukunft wolle er sich im Turnier keine Gedanken machen, verweigerte er eine Antwort auf die Frage nach seiner Zukunft. "Wir haben eine weitere Chance, aber es muss dann besser werden. Aber es ist möglich mit dieser Mannschaft. Wenn es nicht klappt, dann können Sie die Frage noch einmal stellen."

Von Hadern und Traurigkeit bei den Österreichern dagegen keine Spur. Auch nach dem 2:2, dem erneuten Ausgleich, nicht. Stattdessen Spielfreude und fleißige Ackerei. Bis Sabitzer das belohnte, sich von seinen Teamkollegen und den ekstatischen Fans feiern ließ. Die österreichischen Fans sangen bereits "Oh, wie ist das schön", dann ertönte der Schlusspfiff, Sabitzer hatte den Ball, ließ ihn austrudeln. Und die rot-weiß-rote Party ging weiter.

Sabitzer nach CL-Down wieder obenauf

"Wer uns Österreicher gut kennt, der weiß: Wir arbeiten sehr hart, aber wir feiern auch sehr gut", sagte Sabitzer. In der so schweren Gruppe mit den Niederlanden, Frankreich und Polen setzt sich Österreich als Tabellenerster durch. "Wir wussten, wir haben eine schwere Gruppe vor der Brust, aber wir haben immer an uns geglaubt." Diesen Erfolg wolle er genießen, "das tun wir eh im Fußballerleben viel zu selten, weil's immer weitergeht."

Der 30-Jährige hat das gerade erst wieder am eigenen Leib erfahren, dass es immer irgendwie weitergeht. Die Niederlage im Finale der Champions League mit Borussia Dortmund hatte ihn so niedergeschlagen, dass er im Anschluss eine Pause brauchte. Beim Vor-EM-Test Österreichs gegen die Schweiz fehlte er. "Wir sind Profi-Sportler, aber auch Menschen. Gefühle kann man nicht verbergen oder unterdrücken. Jeder, der mich nach dem Spiel gesehen hat, weiß, was das mit mir gemacht hat", so Sabitzer. "Deshalb macht es noch nicht Sinn, dabei zu sein."

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Fußball-EM 25.06.24 Spektakel gegen Niederlande Österreich gewinnt sensationell die "Hammergruppe"

Bei der EM ist er nun eindrücklich wieder voll da. Und im Achtelfinale soll noch lange nicht Schluss sein. Wer der Gegner wird, entscheidet sich heute in Gruppe F. Die Türkei, Tschechien und Georgien könnten die Gruppe auf Platz zwei beschließen. "Wenn du mal in einem K.-o.-System bist, dann kannst du auch mal in einen Lauf reinkommen." Österreich habe die Qualität, jeden Gegner zu schlagen, "aber es wird sehr schwerer Weg."

Mögliches DFB-Duell erst im Finale

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Fußball-EM 25.06.24 Alle Spiele, alle Höhepunkte Die wichtigsten Videos zur Fußball-EM

Das betonte auch Rangnick: "Ich habe vor einigen Wochen gesagt, dass ich es nicht für sehr wahrscheinlich halte, dass wir Europameister werden." Und es sei auch jetzt noch nicht wahrscheinlich. Aber – und das ist als Warnung für alle künftigen Gegner zu verstehen: "Die Jungs sind selbst so ehrgeizig, die wollen alle so weit kommen, wie es nur geht", so der Deutsche, der das Team seit Amtsantritt 2022 radikal wiederbelebt hat: "Es geht auch da nur Schritt für Schritt. So, wie wir es bis jetzt auch gemacht haben."

Ein Plan, der sehr erfolgreich sein könnte. Und der – wenn alles perfekt läuft – tatsächlich mit dem Finale Österreich gegen Deutschland enden könnte. Rangnick gegen sein Heimatland, gegen seinen einstigen Nachwuchstrainer bei der TSG Hoffenheim und RB Leipzig. Wieder in Berlin. In dem Stadion, in dem sein Team zugleich so cool blieb und für ganz viel Gänsehaut und Hitze sorgte.

Quelle: ntv.de

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