Russland-Ukraine-News am Montag: Kreml sieht Großbritannien »in erheblichem Maße in die Feindseligkeiten in der Ukraine verwickelt«
Moskau beschuldigt London, Kiew massiv zu unterstützen und »entscheidend« am Angriff auf die Schwarzmeerflotte beteiligt gewesen zu sein. Und: Kiew ist weitgehend ohne Wasser, 350.000 Haushalte sind ohne Strom. Die News.
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Russisches Militär bestätigt Angriffe auf ukrainische Energieanlagen
16 Uhr: Russland hat die massiven Raketenangriffe auf ukrainische Energieanlagen bestätigt. Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte am Montag mit, dass auch ukrainische Militärobjekte mit Raketen von Bombern aus der Luft und von Kriegsschiffen aus beschossen worden seien. »Die Ziele der Schläge wurden erreicht. Alle anvisierten Objekte wurden getroffen«, sagte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow am Montag in Moskau. Die Ukraine hatte am Morgen wegen Dutzender russischer Raketenangriffe in zahlreichen Regionen landesweit Luftalarm ausgelöst.
Nach Angaben Kiews schossen die Luftstreitkräfte die Mehrheit der russischen Raketen ab. Unabhängig prüfen lassen sich die Angaben nicht. Dabei sei auch das Flugabwehrsystem Iris-T aus Deutschland zum Einsatz gekommen, das zu 100 Prozent Ziele zerstört habe. Die Ukraine forderte erneut mehr solcher Systeme.
Evangelische Kirche ruft zu Waffenstillstandsgesprächen auf
15.20 Uhr: Zum Reformationstag hat die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, dazu aufgerufen, Wege zur Deeskalation im Ukrainekrieg zu suchen. »Die Alternative zum gerechten Frieden darf doch nicht endloser Krieg sein«, sagte Kurschus am Montag in ihrer Predigt in der Wittenberger Schlosskirche in Sachsen-Anhalt, wie die EKD mitteilte. Niemals dürfe »Krieg die Politik ersetzen«.
»Verachtet Verhandlungen nicht«, forderte Kurschus weiter. »Glaubt an die Kraft des geistesgegenwärtigen Wortes, traut den kleinsten Schritten etwas zu.« Frieden könne letztlich nur durch Verhandlungen entstehen. Solche Friedensverhandlungen seien derzeit in weiter Ferne, erklärte Kurschus weiter. Umso nötiger seien »Gespräche, die auf einen Waffenstillstand zielen«.
Deutscher Marlow leitet spezialisierte EU-Ausbildung von Ukrainern
14.50 Uhr: Der deutsche Generalleutnant Andreas Marlow leitet künftig einen Teil der militärischen EU-Ausbildung für ukrainische Soldaten. Der 59-Jährige wurde zum 27. Oktober zum Kommandeur für die spezialisierte Ausbildung ernannt, wie aus dem am Montag veröffentlichten Amtsblatt der Europäischen Union hervorgeht. Der Beschluss des Politischen und Sicherheitspolitischen Komitees (PSK) wurde auf Empfehlung des Befehlshabers der EU-Mission, Vizeadmiral Hervé Bléjean, getroffen.
Die auf zwei Jahre ausgelegte Mission sieht vor, dass insgesamt 15.000 ukrainische Soldatinnen und Soldaten in Deutschland und anderen EU-Ländern ausgebildet werden. Damit soll die Ukraine im Krieg gegen Russland unterstützt werden. Deutschland will bis zum Frühjahr eine vollständige ukrainische Brigade mit bis zu 5000 Soldaten ausbilden, wie Kanzler Olaf Scholz kürzlich sagte. Zudem werde sich eines der beiden Hauptquartiere in Deutschland befinden.
Norwegen erhöht Alarmbereitschaft des Militärs
14.33 Uhr: Norwegen versetzt sein Militär ab Dienstag in eine erhöhte Alarmbereitschaft, um die Sicherheitsvorkehrungen als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine zu verstärken. Dies kündigt Ministerpräsident Jonas Gahr Störe an. »Dies ist die schwerste Sicherheitslage seit mehreren Jahrzehnten«, sagt er auf einer Pressekonferenz. »Es gibt keine Anzeichen dafür, dass Russland seine Kriegsführung auf andere Länder ausweitet, aber die zunehmenden Spannungen machen uns anfälliger für Bedrohungen, Geheimdienstoperationen und Beeinflussungskampagnen.« Unter anderem brach die Luftwaffe den Angaben zufolge das Training mit ihren F35-Kampfjets in den USA ab, um in Norwegen vor Ort zu sein.
Kreml sieht Großbritannien »in erheblichem Maße in die Feindseligkeiten in der Ukraine verwickelt«
13.58 Uhr: Russland verstärkt seine Anschuldigungen, dass Großbritannien entscheidend am Angriff auf die Schwarzmeerflotte in Sewastopol beteiligt gewesen sei. Das russische Außenministerium verbreitet über den Messengerdienst Telegram ein Schriftstück der russischen Botschaft in London , in dem behauptet wird, die Aktion sei »unter Anleitung von in der Ukraine stationierten britischen Spezialisten« durchgeführt worden.
Weiter heißt es: »Die vorgelegten Informationen machen deutlich, dass das britische Militär und die britischen Sonderdienste in erheblichem Maße in die Feindseligkeiten in der Ukraine verwickelt sind.« London habe seit 2014 an der Ausbildung und Ausrüstung der ukrainischen Armee mitgewirkt und Kiew zur »Gewalt gegen den Donbass« angestiftet.
Das Vereinigte Königreich sei »zu einem der wichtigsten Zentren für die Massenausbildung ukrainischer Rekruten und Militärspezialisten« geworden. Britische Waffen würden von den »örtlichen Todesschwadronen und Naziformationen für Massaker an der Zivilbevölkerung und die Zerstörung der zivilen Infrastruktur« eingesetzt. Britische Söldner und Ex-Militärs seien bis in die Kommandoebene der ukrainischen Armee präsent, in Otschakiw gebe es einen Stützpunkt, der »zur Vorbereitung offensiver und subversiver Operationen gegen Ziele auf dem Gebiet der Russischen Föderation genutzt« werde.
Aus diesen Gründen habe Russland den Getreidedeal ausgesetzt, verantwortlich dafür (und für mögliche Versorgungsengpässe in Entwicklungsländern) seien aber die Ukraine und »ihre westlichen Sponsoren«. Was weiter folge, müsse noch »ausgearbeitet« werden.
Bereits am Tag der Drohnenangriffe auf die Schwarzmeerflotte in Sewastopol hatte das russische Außenministerium Großbritannien der Beteiligung an den Attacken sowie der Sabotage an den Nord-Stream-Pipelines bezichtigt. London hatte das als »glatte Lüge« zurückgewiesen. Gestern beschuldigte Moskau zudem Kanada, an der Konstruktion der Drohnen beteiligt gewesen zu sein.
Moskau weist Berichte zurück, es habe Liz Truss’ Telefon gehackt
13.28 Uhr: Der Kreml hat einen britischen Medienbericht zurückgewiesen, nach dem das Mobiltelefon von Liz Truss von russischen Agenten gehackt worden sei. Die »Daily Mail« hatte am Samstag berichtet, russische Spione hätten sich Zugang zu Truss’ Telefon verschafft, als sie noch Außenministerin war.
Auf den Bericht angesprochen, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow, dass man diese Geschichte nicht ernst nehmen sollte. »Leider gibt es in den britischen Medien wenig Material, das als seriös wahrgenommen werden kann. Und wir behandeln solche Veröffentlichungen wie die Boulevardpresse«, sagte Peskow.
Türkei will mit Moskau über Getreideabkommen sprechen
13.17 Uhr: Der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar will am Abend mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Schoigu wegen der Aussetzung des Getreideabkommens telefonieren. Die Getreideexporte aus der Ukraine müssten fortgesetzt werden, sagte Akarnach Angaben seines Ministeriums. Er sei auch mit dem ukrainischen Verteidigungsminister Olexij Resnikow in Kontakt. »Die Aussetzung dieser Initiative wird niemandem etwas nutzen«, betreffe aber die ganze Menschheit, sagte Akar.
Frachtschiffe laufen aus: Ukrainische Getreideexporte wieder aufgenommen
12.59 Uhr: Russland hat das internationale Getreideabkommen aufgekündigt – trotzdem haben Frachtschiffe ukrainische Häfen angelaufen. Nun warnt der Kreml: Man könne nicht für die Sicherheit garantieren. Lesen Sie hier die gesamte Meldung.
Kreml hält Schwarzmeer-Getreidehandel für »kaum durchführbar« und lehnt einen Kommentar zur Wiederaufnahme ab
12.31 Uhr: Moskau hat erklärt, das Abkommen über ukrainische Getreideexporte über das Schwarze Meer sei ohne russische Beteiligung »kaum noch durchführbar«. Russland könne nicht mehr die Sicherheit solcher Transporte garantieren. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow beschuldigte zudem die Ukraine, das von der Türkei vermittelte Abkommen zu untergraben. Auf die Frage, unter welchen Umständen Russland wieder teilnehmen könnte, wollte er nicht antworten.
Ukrainisches und tschechisches Kabinett tagen gemeinsam in Kiew
12.19 Uhr: Trotz der neuen russischen Raketenangriffe ist Tschechiens Ministerpräsident Petr Fiala mit sieben Ministern nach Kiew gereist. Dort stand eine gemeinsame Sitzung mit dem ukrainischen Kabinett auf dem Programm – eine Premiere seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor mehr als acht Monaten. Tschechien hat noch bis zum Jahresende in der EU die Präsidentschaft inne.
Unter der liberalkonservativen Regierung hat das EU- und Nato-Land in diesem Jahr bereits Rüstungsgüter im Wert von umgerechnet mehr als 1,9 Milliarden Euro an die Ukraine geliefert. Am Sonntag waren Zehntausende in Prag auf der Straße, um Solidarität mit der Ukraine zu bekunden und die Politik ihrer Regierung zu unterstützen.
EKD-Ratsvorsitzende ruft in Wittenberg zu Friedensgesprächen auf
12.15 Uhr: In ihrer Predigt am Reformationstag in der Schlosskirche Wittenberg hat die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Annette Kurschus, zu Friedensgesprächen aufgerufen. Sie ermutigte die Menschen, der Kraft des Wortes im Ukrainekrieg mehr zuzutrauen. »Die Alternative zum gerechten Frieden darf doch nicht endloser Krieg sein. Niemals darf Krieg die Politik ersetzen«, sagte sie laut Mitteilung während eines Festgottesdienstes am Ursprungsort der Reformation. »Darum: Verachtet Verhandlungen nicht. Glaubt an die Kraft des geistesgegenwärtigen Wortes. Traut den kleinsten Schritten etwas zu.«
Ukraine schoss offenbar 44 von 50 Raketen ab, berichtet die Luftwaffe
11.58 Uhr: Bei den Angriffen der russischen Truppen auf verschiedene ukrainische Städte wurden offenbar mehr als 50 Marschflugkörper abgefeuert. 44 von ihnen seien von der Luftabwehr abgefangen und zerstört worden, berichtet die Luftwaffe der ukrainischen Streitkräfte auf Telegram .
Angaben der Kriegsparteien lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Abgeschossene russische Rakete in Moldau eingeschlagen
11.17 Uhr: Beim morgendlichen Angriff Russlands auf die Ukraine wurde offenbar auch die benachbarte Republik Moldau getroffen. Das Moldauer Innenministerium teilte auf seiner Internetseite mit , dass eine von der ukrainischen Flugabwehr abgeschossene Rakete am nördlichen Ende der Ortschaft Naslavcea an der Grenze zur Ukraine niedergegangen sei. Es sei niemand verletzt worden, aber die Fenster mehrerer Häuser in Naslavcea wurden zerstört.
Zuvor habe es einen Drohnenangriff auf den zehn Kilometer vom Naslavcea-Staudamm entfernten Dnestrovsc-Staudamm auf ukrainischem Gebiet gegeben. Dieser habe nicht dem Staudamm gegolten, sondern den Stromtransformatoren daneben. Es bestehe keine Gefahr einer Überschwemmung.
In Kiew sind 80 Prozent der Anwohner ohne Wasserversorgung, 350.000 Haushalte ohne Strom
11.02 Uhr: Nach den russischen Angriffen vom Morgen sind die meisten Kiewer Haushalte von der Wasserversorgung abgeschnitten. Das teilte Bürgermeister Vitali Klitschko über den Messenger-Dienst Telegram mit . »Für den Fall der Fälle sollten Sie sich in den nächstgelegenen Trinkhallen und Verkaufsstellen mit Wasser eindecken«, schreibt Klitschko. Zudem seien 350.000 Haushalte ohne Strom.
Polen will Truppenstärke verdoppeln und auch Bürger militärisch trainieren
10.48 Uhr: In Polen wächst die Angst vor einer Ausweitung des russischen Angriffskriegs gegen das Nachbarland Ukraine. Das EU- und Nato-Land Polen rüstet massiv gegen eine Bedrohung durch Moskau auf. Es hat zuletzt mit den USA und Südkorea Milliardendeals über die Lieferung neuer Panzer, Haubitzen und Kampfflugzeuge abgeschlossen. Die Truppenstärke der Streitkräfte soll verdoppelt werden. Polen hat rund 38 Millionen Einwohner, aktuell gibt es 110.000 Soldatinnen und Soldaten, hinzu kommen 30.000 Mitglieder des freiwilligen Heimatschutzes WOT. In den kommenden Jahren sollen es 250.000 Berufssoldaten und 50.000 Heimatschützer werden.
»Das polnische Militär muss zahlenstärker werden, um einen Aggressor wirklich abzuschrecken«, sagt Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Polen hat einen freiwilligen Grundwehrdienst eingeführt – die Wehrpflicht wurde vor vielen Jahren abgeschafft. Außerdem bietet die Armee den Bürgern ein eintägiges Training an und will damit auch für die Streitkräfte zu werben. Aber nicht nur: »Wir wollen Voraussetzungen dafür schaffen, dass möglichst viele Menschen im Umgang mit Waffen, in Erster Hilfe und in Überlebensfertigkeiten geschult werden, also zum Beispiel in der Fähigkeit, ein Feuer zu machen oder Wasser aufzubereiten«, sagt Blaszczak.
Russlands Angriffe trafen in Charkiw öffentlichen Nahverkehr und Wasserversorgung
10.27 Uhr: Die russischen Attacken vom Morgen haben in Charkiw offenbar das Stromnetz und die Wasserversorgung getroffen. U-Bahnen, Oberleitungsbusse und Straßenbahnen fielen aus, wie Ihor Terekhov, der Bürgermeister von Charkiw, auf der Nachrichten-App Telegram mitteilte. Eine U-Bahnlinie sei inzwischen wieder in Betrieb, ansonsten werde Schienenersatzverkehr mit Bussen eingesetzt.
Auch bei der Wasserversorgung gebe es Probleme. »Aber die Energietechniker und unsere Stadtwerke tun alles, um die Wasserversorgung der Einwohner von Charkiw so schnell wie möglich wiederherzustellen. Gemeinsam werden wir aufstehen und siegen.«
Erdoğan will Bemühungen um Getreidehandel fortsetzen
10.12 Uhr: Die Türkei wird ihre Bemühungen um das Schwarzmeer-Getreideexportabkommen fortsetzen, auch wenn Russland seine Teilnahme an der Initiative aussetzt. »Selbst wenn Russland sich zurückverhält, weil es nicht die gleichen Vorteile erhalten hat, werden wir unsere Bemühungen im Dienste der Menschheit entschlossen fortsetzen«, sagte Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan in einer Rede.
Die erste von 40 heute geplanten Schiffsinspektionen in Istanbuler Gewässern wurde mit einem Team aus Uno- und türkischen Mitgliedern durchgeführt, anstatt wie vor der Aussetzung durch Moskau mit vier Mitgliedern, darunter Russen und Ukrainer. Das teilten die Vereinten Nationen mit.
Rekordmenge von 354.500 Tonnen Agrarprodukten verlässt Häfen
10.10 Uhr: Nach ukrainischen Angaben befinden sich auf den zwölf auslaufenden Frachtschiffen 354.500 Tonnen Agrarprodukte. Das sei eine Rekordmenge, teilt die Militärverwaltung in der Hafenstadt Odessa mit.
Frankreich prüft Landweg für Export von ukrainischen Lebensmitteln
10.04 Uhr: Statt über das Schwarze Meer könnte die Ukraine ihre Lebensmittel auf dem Landweg durch Polen oder Rumänien exportieren. Einen entsprechenden Plan untersucht nun Frankreich. »Wir prüfen, ob der Export, wenn er nicht über das Schwarze Meer erfolgen kann, stattdessen auf dem Landweg erfolgen kann, (…) insbesondere durch die Prüfung von Landrouten durch Rumänien und Polen«, sagte Landwirtschaftsminister Marc Fesneau gegenüber RMC Radio.
»Wir werden weiterhin auf ein System hinarbeiten, das uns nicht in die Hände und den guten oder in diesem Fall den schlechten Willen von Wladimir Putin legt«, fügte Fesneau hinzu. Gleichzeitig erklärte er aber, es werde durch das russische Aussetzen des Uno-Getreideabkommens keine direkten Folgen für die französischen Verbraucher geben.
Zwölf Getreidefrachter sind unterwegs – trotz Russlands Ausstieg aus dem Deal
9.54 Uhr: Trotz des von Russland ausgesetzten Getreidelieferabkommens haben nach ukrainischen Angaben zwölf Schiffe von Häfen des Landes abgelegt. Das teilt das Infrastrukturministerium in Kiew mit, Infrastrukturminister Oleksandr Kubrakov verbreitete die Information auch via Twitter . Von Russland kam bisher noch keine Reaktion.