Politik zu schnelllebig für App: Bericht: Start der elektronischen Patientenakte verzögert sich
Politik
Die elektronische Patientenakte ist der große Wurf von Lauterbachs Gesundheitsministerium. Im Februar soll es eigentlich losgehen. Doch jetzt sagen Insider, dass der Termin nicht zu halten sei. Offenbar gibt es Probleme mit der Sicherheit und der Politik an sich.
Der Start der elektronischen Patientenakte (ePA) verzögert sich offenbar. Das berichtet der "Spiegel" unter Berufung auf ein Schreiben des Bundesverbands Gesundheits-IT. Ursprünglich war geplant, das neue System Mitte Februar bundesweit auszurollen. Doch "trotz intensiver Bemühungen auf allen Seiten besteht derzeit ein zeitlicher Verzug in der Entwicklungs-Roadmap", hieß es dem Bericht zufolge in dem Brief des Verbands. Ein neuer, konkreter Starttermin wurde in dem Schreiben, das von der Leiterin der Abteilung 5, Digitalisierung und Innovation im Bundesgesundheitsministerium, stamme, nicht genannt.
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Ein Sprecher von Minister Karl Lauterbach erklärte zwar, der Zeitplan stehe "unverändert". Doch der "Spiegel" sprach mit einem "anderen großen Akteur im Gesundheitswesen". Dieser könne die Aussage aus dem Ministerium nicht nachvollziehen: "Die neuerliche Anpassung des Zeitplans ist schlicht ein Abbild der Realität. Die Softwareanbieter können nicht so schnell reagieren, wie die Politik das will", so die nicht näher benannte Quelle. Demnach zeichnete sich der Verzug schon vorher ab.
Die elektronische Patientenakte soll den Arztbesuch einfacher und digitaler machen. Die behandelnden Doktoren und Spezialisten hätten damit Zugriff auf die Krankengeschichte, beispielsweise Arzt- und Befundberichte, erklärte das Gesundheitsministerium in einer ePA-Kampagne. Patienten könnten die gespeicherten Informationen über eine App abrufen. Auch Angehörige könnten darauf zugreifen, falls dies notwendig sein sollte. "Sie können selbst entscheiden, ob Sie anderen Menschen den Einblick in Ihre persönliche ePA ermöglichen", so das Ministerium. Die Akte werde auch mit E-Rezepten verknüpft, so würden sich künftig Wechselwirkungen in der Medikation einfacher vermeiden lassen. Neben Ärzten hätten demnach auch Apotheker Zugriff auf die Informationen in der Patientenakte.
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Zur Verschiebung könnte ein Bericht des Fraunhofer-Instituts für sichere Informationstechnologie geführt haben. Die IT-Sicherheitsexperten entdeckten 21 Schwachstellen in der Anwendung. Damit konnten Unbefugte etwa auf die Daten der Nutzer zugreifen und diese verfälschen. Auch wurde simuliert, dass zu spät auf Bedrohungen reagiert werden konnte. Die Verantwortlichen gaben den Test in Auftrag, um die "Sicherheit und Effizienz der ePA zu erhöhen". Nun setzen sie eventuell die Vorschläge der Fraunhofer-Experten um.
Am 15. Januar werde unverändert ein Test in Franken in Bayern sowie in Hamburg gestartet, hieß es. Erst, wenn "die Erfahrungen in den Modellregionen positiv sind", soll die ePA den Kassenpatienten bundesweit zur Verfügung stehen.
Quelle: ntv.de, mpa