Plötzlich Frauenversteher?: Trump erklärt sich zum “Vater künstlicher Befruchtung”
US-Wahl 2024
Bei einem Bürgerdialog stellte sich Trump den Fragen des rein weiblichen Publikums.
Weniger als drei Wochen vor der Wahl gehört die Kluft zwischen Wählerinnen und Wählern zu den bestimmenden Wahlkampfthemen. In Georgia buhlt Donald Trump um die Gunst der weiblichen Wählerschaft. Die liegt ihm ab Minute eins zu Füßen.
Fast alles ist wie immer. In blauem Anzug und roter Krawatte sitzt Donald Trump in einem Sessel, spricht über die Inflation, Millionen illegaler Einwanderer und die Demokraten, die "eigentlichen Feinde unserer Demokratie". Das Ungewöhnliche an diesem Dienstagabend ist nicht er selbst, das sind ausnahmsweise die anderen: Trump sitzt in einem Saal voller Frauen. In Georgia will er sich den "Themen der weiblichen Wählerschaft" widmen, der Trump nahestehende Sender Fox News lud dafür rund 100 Frauen zu einer Town Hall in Cumming ein.
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Dass Frauen bei US-Wahlen eher demokratisch wählen und Männer zu Republikanern tendieren, ist nicht neu. 2016 stimmten 52 Prozent der männlichen US-Wähler für Donald Trump, bei den Wählerinnen waren es nur 41 Prozent. Seitdem ist der Abstand noch größer geworden. Laut einer Umfrage der New York Times und dem Siena College bevorzugten Männer Donald Trump im September mit 13 Punkten Vorsprung, während seine Kontrahentin Kamala Harris bei den Wählerinnen mit 14 Punkten vorn lag.
Trump als "Beschützer der Frauen"
Bei einer Wahlkampfveranstaltung Ende September feierte sich Trump als "Beschützer der Frauen", dabei hatte er die Rechte dieser Wählergruppe in der Vergangenheit eher geschwächt. So änderte seine Regierung etwa die Definition von häuslicher und sexueller Gewalt und klammerte die psychische Gewalt gegen Frauen aus. Nachdem der Supreme Court 2022 mit der Aufhebung des Urteils Roe v. Wade das nationale Recht auf Abtreibung kippte, bedankte sich Trump öffentlich für die Entscheidung.
Hinzu kommen private Querelen. Das "Hollywood Access Tape", in dem sich Trump abschätzig über Frauen äußerte ("You can grab 'em by the pussy") trat 2016 einen Sexismus-Skandal los. Ins Weiße Haus gewählt wurde er danach trotzdem. Fünf Jahre später wurde Trump im Prozess um US-Autorin Jean Carroll wegen sexueller Belästigung verurteilt.
"It's a Man's Man's Man's World"
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Statt offen für die Rechte von Frauen einzutreten, zelebriert Trump auf seinen Kundgebungen die Männlichkeit. Noch im Juli riss sich Wrestling-Ikone Hulk Hogan bei dem Parteitag der Republikaner schreiend das Shirt vom Leib, Trump betrat die Arena unter musikalischer Begleitung von James Brown und mimte zu "It's a Man's Man's Man's world" den unerschrockenen Krieger. Als er wenige Tage zuvor kurz nach dem Attentatsversuch mit erhobener Faust und blutverschmiertem Gesicht auf dem Podium in Pennsylvania gestanden hatte, war er für viele: ein Held. Unzählige Fanartikel feiern Trump seither als Märtyrer, sein Wahlkampf lebt von kämpferischer Rhetorik. "Fight, Fight, Fight" hat sich als Schlachtruf seiner Anhänger etabliert.
Komplettiert wird das Bild von Trumps Vize, J. D. Vance, der über "kinderlose Katzenfrauen" herzog und Kamala Harris vorwarf, aufgrund ihrer selbst verschuldeten Unzufriedenheit "nun den Rest des Landes unglücklich machen zu wollen". Trump stellte mehrmals Harris' geistige Stabilität und Intelligenz infrage, nannte sie "irre", "dumm wie ein Stein", ihr Lachen "hysterisch". Ende September bezeichnete er sie sogar als "geistig behindert". "Donald Trump und J.D. Vance müssen ihre Art ändern, über Frauen zu sprechen", gab die Republikanerin Nikki Haley kürzlich zu bedenken.
"Vater der künstlichen Befruchtung"
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Wie das aussehen könnte, zeigt Trump in Georgia. Gleich zu Beginn der Sendung unterbricht er eine der Teilnehmerinnen, die ihn nach dem Kinderfreibetrag fragt. "Sie haben eine wunderschöne Stimme", sagt er und verspricht Steuersenkungen. Dann spricht Trump über die Sicherheit von Frauen in Umkleidekabinen. Er erzählt von seinem Plan, Transgender-Frauen von Mädchensportarten auszuschließen und erntet Beifall. Die Frage, wie genau er das Vorhaben umsetzen will, lässt er unbeantwortet.
Auch bei dem Thema Abtreibung gibt sich Trump als Retter, der das Land dabei endlich wieder vereint, indem er die Gesetzgebung wie aktuell den Bundesstaaten überlässt. Als es um künstliche Befruchtung geht, hebt er freudig die Hände und erklärt sich zum "Vater künstlicher Befruchtung". Seine Partei stehe voll und ganz hinter In-Vitro-Fertilisation, mehr noch als die Demokraten. Das Publikum klatscht und Trump bleibt – zumindest für die Frauen in Georgia – ein Held.
Quelle: ntv.de
