Philipp Amthor und Augustus Intelligence: Fleißpunkte für dreistes Lobbying
Von Sven Becker, Rafael Buschmann, Roman Höfner, Nicola Naber, Gerald Traufetter und Christoph Winterbach
Es war der Sommer 2018. Gerade war die Firma gegründet worden, noch dazu im fernen US-Ostküstenstaat Delaware, einer Steueroase. Über konkrete Produkte verfügten ihre Manager nicht, sie hatten vor allem kühne Geschäftspläne. Es ging um Datenzentren, um Software zur Gesichts- und Objekterkennung, diese Dinge.
Das sind für gewöhnlich nicht gerade die besten Voraussetzungen, um einen Termin bei einem Bundesminister in Deutschland zu bekommen. Viele Unternehmen versuchen, ein solches Treffen zu arrangieren. Sie wollen mit der Nähe zur Bundesregierung Seriosität ausstrahlen und potenzielle Investoren anlocken. Doch die allermeisten Unternehmen bekommen eine höfliche Absage von den Beamten.
Nicht so die Firma aus Amerika, das Start-up Augustus Intelligence. Dessen Manager wurden im Sommer 2018 zum Einzelgespräch mit dem Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur vorgelassen, dem CSU-Politiker Andreas Scheuer. Dies räumte das Ministerium gegenüber dem SPIEGEL ein. Scheuer habe am 9. Juli 2018 die Augustus-Mitarbeiter Wolfgang Haupt und Pascal Weinberger getroffen. Dabei habe es sich um "ein erstes Kennenlerngespräch" gehandelt.