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Ohje, diese Dallas Cowboys: Der blamierte Möchtegern-Meisterschafts-Kandidat

October 20
10:56 2024

Sport

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Sie sehen sich selbst immer noch als ganz großer Klub. Doch die Dallas Cowboys gehören schon lange nicht mehr zur echten NFL-Elite. Sie sind dem Mittelmaß näher als dem Super Bowl – auch in dieser Saison.

Die gute Nachricht vorneweg: An diesem Wochenende stehen die Dallas Cowboys nicht auf dem Football-Feld. Sie haben spielfrei. Ist wohl auch besser so. Denn so können sie sich nicht schon wieder blamieren, wie noch vor einer Woche, bei der 9:47-Heimniederlage gegen die Detroit Lions. Es war die fünfthöchste Pleite in der Historie des Klubs – und das ausgerechnet am 82. Geburtstag von Teambesitzer und Ober-Cowboy Jerry Jones. Happy Birthday, Boss. Von Dan Campbell bekam Jones auch ein Geschenk. Der Lions-Trainer holte aufgrund des klaren Vorsprungs im Schlussviertel viele Starter vom Feld – und verzichtete somit darauf, die Gastgeber noch mehr zu blamieren als ohnehin schon.

Dallas hatte dieses Spiel nicht nur verloren. Die Cowboys wurden vorgeführt, blamiert, bloß gestellt. Die Lions rissen ihnen die Hüte vom Kopf, klauten ihnen die Colts, zogen ihnen die Hosen aus und pinkelten in ihre Stiefel – am hellichten Tag. Vor 93644 Fans. Ohne jegliche Gegenwehr. "Dies war sehr beunruhigend und ernüchternd", meinte Jerry Jones.

Es war, inklusive des 32:48 Mitte Januar im Wild Card Game gegen die Green Bay Packers, in der vierten Heimpartie nacheinander die vierte Niederlage. Dak Prescott forderte, "härter zu trainieren", und räumte zugleich ein, dass die Niederlage "ein Tiefpunkt" sei. Er richtete die Kritik auch an sich selbst. Nur 17 seiner 33 Pässe (178 Yards Raumgewinn) hatten den Mitspieler gefunden, zwei wurden zu Interceptions und gleich vier Mal hatte sich einer der Lions-Verteidiger zum Quarterback durchgewühlt und ihn zu Boden gerissen.

Nur gegen Kellerteams gewonnen

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Die Dallas Cowboys haben drei Spiele gewonnen und drei verloren – und somit eine ausgeglichene Bilanz. Doch bei näherer Betrachtung wird klar, dass zwei der drei Niederlagen Demontagen waren. Neben dem Debakel gegen Detroit gab es auch ein 19:44 gegen New Orleans. Die Siege bei den New York Giants (20:15) und in Pittsburgh (20:17) waren keinesfalls überlegene Auftritte. Und der 33:17-Erfolg zu Beginn bei den Cleveland Browns wirkt mittlerweile auch nicht mehr so beeindruckend. Denn selbst die Giants (Bilanz: 2:4) und Las Vegas Raiders (2:4) haben gegen die Browns gewonnen, die eines von vier Teams mit einer 1:5-Bilanz sind – und ihre eigene Krise haben.

Es gibt für die Cowboys keine "Wir-wissen-noch-nicht-so-genau-wo-wir-stehen"-Ausreden. Und es darf auch nicht von einem "Ausrutscher" zum Saisonbeginn gesprochen werden. Sechs Spiele sind mehr als ein Drittel der Vorrunde. Zu diesem Zeitpunkt hat jedes Team ein System, eine Philosophie. Die Cowboys haben vor allem eines: viele Groß-Baustellen.

Prescott sieht nicht wie ein Anführer aus, wirkt überfordert. Allerdings bietet seine Offensive Line ihm auch nicht genügend Schutz. Das Laufspiel (lediglich 53 Yards Raumgewinn gegen Detroit) ist kaum vorhanden und die Defensive wie ein Netz – und zwar ein großmaschiges. Laut "Fox Sports" haben die Texaner in ihren vergangenen vier Heimspielen den Gegnern insgesamt 167 Punkte erlaubt. Einen höheren Wert hatten zuletzt die Houston Oilers – und zwar 1972.

Große Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Die Ansprüche in Dallas sind zwar immer hoch, doch die Wirklichkeit ist oft eine andere. So auch diesmal. Es ist längst Zeit für einen ernsthaften, tiefen Blick in den Spiegel. Zeit für einen "reality check". Wer sind diese Dallas Cowboys wirklich? Sie – allen voran Jerry Jones – sonnen sich gern im Image der großen, erfolgreichen Franchise. Sie sehen sich immer noch als "America's Team".

Ein Verein, der viele Fans hat, eine Strahlkraft weit über Texas, ja sogar die USA, hinaus. Dallas Cowboys – der Name ist ein globaler Begriff. Einer, bei dem jeder sofort weiß, worum es geht und wer gemeint ist. Bei dem es keiner weiteren Erklärung bedarf. Wie bei Real Madrid, den Los Angeles Lakers, New York Yankees, Muhammad Ali, Roger Federer, Usain Bolt oder Michael Schumacher.

Doch diese Dallas Cowboys sind auch in dieser Saison nur ein Möchtegern-Meisterschafts-Kandidat. Wie sie es schon in so vielen Jahren gewesen sind. Die Chance, die Playoffs zu verpassen ist größer als die, Meister zu werden. Der letzte der insgesamt fünf Super-Bowl-Siege gelang 1996. Da war Quarterback Prescott gerade mal zweieinhalb Jahre alt und Wide Receiver CeeDee Lamb noch gar nicht geboren.

Die aktuelle 3:3-Bilanz erinnere an die "denkwürdigen" Jahre von Jason Garrett, hieß es bei "Yahoo Sports". Garrett war von 2011 bis 2019 der Cheftrainer in Dallas – und der Innbegriff für Mittelmaß. In vier seiner neun Jahre beendeten die Cowboys die Saison mit einer Bilanz von 8:8. Nur dreimal erreichten sie die Playoffs, verloren aber jeweils ihre Auftaktspiele.

Kein Fortschritt unter Mike McCarthy

Auf Garrett folgte 2020 Mike McCarthy. Der hatte die Green Bay Packers 2011 zum Super-Bowl-Sieg geführt. Und er sollte, so die Hoffnung vor allem von Jerry Jones, auch die Texaner endlich wieder einem Titel näher bringen. McCarthy ist mittlerweile in seiner fünften Saison – und konnte die Erwartungen nicht mal ansatzweise erfüllen. Dallas hat unter ihm ein Playoff-Spiel gewonnen. Trotzdem ist er immer noch der Cowboys-Coach.

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Die unüberhörbaren Rufe nach einem "Wechsel", einer "Veränderung" interessieren Jones scheinbar nicht. Er hätte McCarthy schon längst feuern müssen – und weiß dies womöglich auch. Aber eine Entlassung käme dem Eingeständnis gleich, einen Fehler begangen zu haben. Und ein Jerry Jones, der Alleinherrscher im Cowboys-Kosmos, ist da wie Donald Trump: Er macht nun mal keine Fehler – zumindest nicht in seiner eigenen Wahrnehmung. Und schon gar nicht würde er sie öffentlich zugeben. Vielleicht, betonte Jones, sei "sich einfach ein bisschen mehr anzustrengen" ja schon "genug Veränderung."

Natürlich fehlen dem Team verletzte Leistungsträger. Pro-Bowl-Linebacker Micah Parsons zum Beispiel oder auch Cornerback DaRon Bland. Die beiden Defensive Ends DeMarcus Lawrence und Marshawn Kneeland, sowie Wide Receiver Brandin Cooks fallen ebenso aus. Aber: "Sieht irgendjemand selbst mit diesen Spielern ein Team, das zum richtigen Zeitpunkt heiß laufen, die Playoffs erreichen und einen Run Richtung Titel machen wird?", fragt "The Athletic". Die Chance, so heißt es auf der Online-Platftorm weiter, sei größer, dass es "noch richtig schmutzig" werde, als dass diese Mannschaft eine märchenhafte Story mit einem tollen Schluss schreibe.

Quelle: ntv.de

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