News zum Russland-Ukraine-Krieg: Das geschah in der Nacht zu Montag (24. Oktober)
Russland und die Ukraine überziehen sich gegenseitig mit Anschuldigungen über angebliche Bombenpläne. 60.000 Menschen sollen aus Cherson evakuiert werden. Und: Ist Deutschland Ziel von hybrider Kriegsführung? Das geschah in der Nacht.
Was in den vergangenen Stunden geschah
Russland hat die Menschen in der besetzten ukrainischen Stadt Cherson eindringlich zur Flucht aufgerufen. Angesichts einer erwarteten ukrainischen Gegenoffensive sollen bis zu 60.000 Menschen in Sicherheit gebracht werden, die am Westufer des Flusses Dnipro leben. Via Videobotschaft wandte sich der russische Bildungsminister Sergej Krawzow an die Bevölkerung: »Die heutige Situation ist schwierig. Es ist lebenswichtig, Ihr Leben zu retten. Es wird nicht mehr lange dauern. Sie werden auf jeden Fall zurückkehren.«
Die Region Cherson liegt nördlich der Halbinsel Krim, die Russland 2014 annektiert hat. Sie ist ein wichtiger Zugangsweg für russische Militärlieferungen.
Das sagt Kiew
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Weltgemeinschaft zu entschlossenem Widerstand gegen eine weitere Eskalation des Krieges durch Russland aufgerufen. Wenn Moskau der Ukraine vorwerfe, eine sogenannte schmutzige Bombe werfen zu wollen, bereite es selber irgendetwas Schmutziges vor. Das sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache am Sonntag.
Er sprach von einem »Telefonkarussell« des russischen Verteidigungsministers Sergej Schoigu mit den Ministern der Nato-Staaten Frankreich, Großbritannien, der Türkei und den USA. Schoigu hatte darin am Sonntag vor angeblichen Plänen der Ukraine mit einer nuklear verseuchten Bombe gewarnt.
»Wenn jemand in unserem Teil Europas Atomwaffen einsetzen kann, dann ist es das nur einer – und dieser eine hat dem Genossen Schoigu befohlen, dort anzurufen«, sagte Selenskyj unter Anspielung auf Russlands Staatschef Wladimir Putin. Die Welt müsse klarstellen, dass sie nicht bereit sei, diesen »Schmutz« zu schlucken.
»Wohin Russland auch geht, es hinterlässt Massengräber, Folterlager, zerstörte Städte und Dörfer, vermintes Land, zerstörte Infrastruktur und Naturkatastrophen«, sagte der Präsident. Die Ukraine versuche dagegen, ihren Menschen wieder ein normales Leben zu ermöglichen.
Das sagt Moskau
Selenskyj bezieht sich auf die jüngsten Aussagen von Russlands Verteidigungsminister Schoigu. Dieser hat gegenüber den europäischen Atommächten Großbritannien und Frankreich behauptet, Kiew plane zur Diskreditierung Moskaus die Zündung einer radioaktiven Bombe. Schoigu habe »seine Besorgnis über mögliche Provokationen der Ukraine mit Hilfe einer ›schmutzigen Bombe‹ übermittelt«, teilte das russische Verteidigungsministerium am Sonntag mit. Er sprach demnach mit dem französischen Verteidigungsminister Sébastien Lecornu und mit dem britischen Minister Ben Wallace. Auch der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar bekam einen Anruf Schoigus.
Als »schmutzige Bombe« werden konventionelle Sprengsätze bezeichnet, die auch radioaktives Material verstreuen. Die Ukraine hat nach dem Zerfall der Sowjetunion ihre Atomwaffen abgegeben. »Die russischen Lügen über angebliche Pläne der Ukraine, eine ›schmutzige Bombe‹ zu nutzen, sind so absurd wie sie gefährlich sind«, reagierte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba auf Twitter. Die Ukraine stehe treu zum Atomwaffensperrvertrag. »Die Russen beschuldigen andere oft dessen, was sie selber planen«, warnte Kuleba.
Internationale Reaktionen
US-Außenminister Antony Blinken hat Russlands Behauptung zurückgewiesen, die Ukraine wolle auf ihrem eigenen Gebiet eine »schmutzige Bombe« zünden. Die russischen Vorwürfe seien falsch, schrieb Blinken am Sonntagabend (Ortszeit) auf Twitter. Er habe darüber mit seinem ukrainischen Amtskollegen Kuleba gesprochen und ihm die weitere Unterstützung der USA zugesagt.