News zum Russland-Ukraine-Krieg: Das geschah in der Nacht zu Montag (2. Januar)
Die russische Armee hat erneut Luftangriffe auf Kiew geflogen, Drohnentrümmer verletzten einen jungen Mann. Und: Präsident Selenskyj nennt den Gegner »erbärmliche Terroristen«. Die wichtigsten Entwicklungen.
Was in den vergangenen Stunden geschah
Russland hat die ukrainische Hauptstadt Kiew die zweite Nacht in Folge unter Beschuss genommen. Kurz vor Mitternacht wurde für Kiew und den größten Teil der Ostukraine erneut Luftalarm ausgelöst. Der Gouverneur der Region Kiew, Oleksiy Kuleba, teilte bei Telegramm mit, der Feind nehme gezielt kritische Infrastruktur bei seinen Drohnenangriffen ins Visier. Er erwähnte explizit, dass es sich um Drohen aus iranischer Herstellung handele.
Ein 19-jähriger Mann wurde in ein Krankenhaus im Kiewer Stadtteil Desnianskij gebracht, nachdem Drohnentrümmer ein Gebäude getroffen hätten. Dies teilte Bürgermeister Vitali Klitschko am Montag auf Telegram mit. Auch ein Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sprach von Drohnentrümmern, die eine Straße im bevölkerungsreichsten Bezirk Desnianskij im Nordosten Kiews getroffen und ein danebenstehendes Gebäude beschädigt hätten.
Das Militärkommando der Ukraine im Osten des Landes teilte mit, dass Luftabwehrsysteme in den frühen Morgenstunden des Montags neun iranische Shahed-Drohnen über den Regionen Dnipropetrowsk und Saporischschja zerstört hätten.
Das sagt Kiew
Die Armeeführung erklärte zudem, »die russischen Besatzer« hätten »16 Mal mit Mehrfachraketenwerfern geschossen«. Diese Angriffe richteten sich demnach insbesondere gegen das Kinderkrankenhaus in der südukrainischen Stadt Cherson.
Präsident Selenskyj verurteilte die jüngsten russischen Drohnenangriffe auf Städte seines Landes in der Neujahrsnacht mit scharfen Worten. »Die russischen Terroristen waren bereits erbärmlich und sind auch so ins neue Jahr gestartet«, sagte Selenskyj am Sonntag in seiner täglichen Videoansprache. Diese Angriffe könnten den Ukrainern nichts anhaben. »Unser Zusammengehörigkeitsgefühl, unsere Authentizität, das Leben selbst – all das steht so sehr im Kontrast zu der Angst, die in Russland vorherrscht.«
Das russische Militär habe spürbar Angst, so Selenskyj. »Und sie haben zu Recht Angst, denn sie werden verlieren.« Selbst mit Drohnen und Raketen kämen die russischen Militärs nicht weit. »Weil wir zusammenhalten.« Die russische Seite dagegen werde nur von Angst zusammengehalten, argumentierte er.
Das russische Militär hatte in der Neujahrsnacht eine Welle sogenannter Kamikazedrohnen in Richtung ukrainischer Städte gestartet. Die unter anderem auf die Hauptstadt Kiew und die ostukrainische Großstadt Charkiw gerichteten Schahed-Drohnen aus iranischer Produktion wurden nach Angaben aus Kiew von der ukrainischen Flugabwehr noch vor Erreichen ihrer Ziele abgeschossen. Insgesamt seien 45 Drohnen zerstört worden, teilte Selenskyj mit.
Russland greift seit Wochen mit Marschflugkörpern, Raketen und Drohnen gezielt das ukrainische Energienetz an. Die bisher angerichteten schweren Schäden haben zu massiven Ausfällen in der Wasser- und Stromversorgung geführt. Russland will mit dieser Taktik die Zivilbevölkerung der Ukraine im Winter unter Druck setzen.
Das sagt Moskau
Russischen Angaben zufolge hatte die Ukraine zuvor in der Silvesternacht die Stadt Makiwka und andere Orte in den von Moskau kontrollierten Teilen der Region Donezk beschossen. Den Berichten zufolge wurde ein Militärquartier getroffen, wobei mehrere Menschen getötet wurden. Mindestens 25 Raketen seien auf die Region abgefeuert worden, teilte die von Moskau eingesetzte Verwaltung in der Region Donezk mit.
Die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS zitierte die Verwaltung mit den Worten, dass in der Stadt Makiwka bei einer Reihe von Beschüssen mit Himars-Raketen (High Mobility Artillery Rocket System) mindestens 15 Menschen verletzt worden seien. Es habe einen Angriff auf eine Berufsschule gegeben, die als Quartier für militärisches Personal diente, erklärte Daniil Bezsonow, Informationsminister der selbst ernannten »Volksrepublik Donezk«. Der Angriff habe sich am Neujahrstag zwei Minuten nach Mitternacht ereignet.
Internationale Reaktionen
Das Interesse russischer Geheimdienste an Deutschland nimmt nach Einschätzung des Verfassungsschutzes weiter zu, je länger der Krieg in der Ukraine andauert. »Das Aufklärungsinteresse Russlands hier in Deutschland ist nicht nur ungebrochen, sondern nimmt auch zu, je weiter sich die Auswirkungen des Krieges fortsetzen«, sagte der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Thomas Haldenwang, der Nachrichtenagentur dpa.
»Wie real die Gefahr russischer Spionage ist, zeigt auch der aktuelle Fall«, sagte Haldenwang mit Blick auf den kurz vor Weihnachten festgenommenen mutmaßlichen Doppelagenten beim Bundesnachrichtendienst (BND). Um die Ermittlungen nicht zu gefährden, wolle er sich, ebenso wie BND-Chef Bruno Kahl, nicht zu Einzelheiten äußern. Der Festgenommene steht im Verdacht, geheime Informationen an einen russischen Nachrichtendienst gegeben zu haben.
Haldenwang sagte, er erwarte, dass Moskau versuchen werden, die Aufklärungsmöglichkeiten, die durch die Ausweisung von 40 Agenten verloren gegangen seien, zu kompensieren: entweder durch mehr »reisende Agenten« oder durch andere Tarnungen. Um eine solche Tarnung handelte es sich nach Einschätzung der Behörden beispielsweise bei einem mutmaßlichen russischen Spion, der seit Oktober in Norwegen in Untersuchungshaft sitzt. Er hatte sich als brasilianischer Forscher ausgegeben.
Als Reaktion auf den Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine am 24. Februar hatten europäische Staaten russische Agenten ausgewiesen. Die Bundesregierung erklärte Anfang April 40 Angehörige der russischen Botschaft in Berlin zu unerwünschten Personen.

