News: Sudan, Russland, Ukraine-Krieg, Andrej Jakowlew, Väter, Scheinvaterschaften
Shadins Schicksal
Wenn Sie den neuen SPIEGEL lesen, können Sie Shadin Alfadil kennenlernen. Bis vor Kurzem lebte sie in Khartum, der Hauptstadt des Sudan, einer Stadt im Krieg. Über Sprachnachrichten und Telefonate hat sie ein Team vom SPIEGEL über die Zustände in der umkämpften Stadt informiert. Sie berichtet über ihre Nöte, sich mit Wasser und Nahrungsmitteln zu versorgen. »Ich versuche, gar nicht erst satt zu werden, damit die Vorräte noch eine Weile reichen«, erzählt sie am Telefon. »Seit gestern haben wir kein fließendes Wasser mehr.«
Im Sudan herrscht seit einer Woche der Kriegszustand. Zwei Generäle kämpfen brutal um die Macht, mit schweren Waffen, mit Artillerie und Kampfflugzeugen. Auf Zivilisten wird keine Rücksicht genommen.
Bei Alfadil fällt der Strom aus, sie ist eine Weile nicht erreichbar, weil sie einen Nervenzusammenbruch hatte. Inzwischen ist sie in den Süden des Landes geflohen. Diese Geschichte gibt tiefe Einblicke in die Zustände im Sudan und in das Grauen, das Menschen in einem Krieg erleben.
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Kämpfe im Sudan: Wie eine afrikanische Hoffnungsstory in Gewalt endete
Effizienter, als der Westen glaubt
Wer gehofft hatte, der Krieg gegen die Ukraine würde Russlands Wirtschaft auslaugen und langsam in die Knie zwingen, wurde enttäuscht. »Sie ist tatsächlich sehr viel stärker, als wir annehmen konnten«, sagt Andrej Alexandrowitsch Jakowlew, Professor für Wirtschaftswissenschaften, in einem SPIEGEL-Gespräch. Er gilt als einer der führenden Experten für russische Industriepolitik; derzeit arbeitet er an der Harvard University.
Russland sei noch immer eine Marktwirtschaft, die flexibel auf Krisen reagieren könne. Zudem arbeite »der russische Staatsapparat in vielem deutlich effizienter, als im Westen viele glauben«. Wenn Sie wissen wollen, warum dieser unsägliche Krieg noch lange dauern kann, sollten Sie diese Geschichte lesen.
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Harvard-Ökonom über russische Wirtschaftspolitik: Warum rebellieren Russlands Eliten nicht gegen Putin, Herr Jakowlew?
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»Wir haben wirklich erheblichen Munitionsmangel im Moment«: Sie brauchen mehr Panzer. Und effektivere Munition: Ukrainische Truppen kämpfen im Osten des Landes erbittert gegen Putins Invasionsarmee. Nato-Generalsekretär Stoltenberg stellt Kiew derweil einen Beitritt in Aussicht.
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Aktivisten prangern Luxusleben von russischer (Ex)-Ministergattin an: Swetlana Maniowitsch zelebriert ihr Leben als Superreiche, mit Vorliebe in Frankreich. Wie ist das möglich – ihr Ex-Mann ist russischer Vizeverteidigungsminister, müssten da nicht Sanktionen greifen? Eine Aktivistengruppe vermutet: Das Paar hat getrickst.
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Maschas inhaftierter Vater behält offenbar Sorgerecht: Sein Anwalt spricht von einem moralischen Sieg: Alexey Moskaljow, dessen Tochter ein Antikriegsbild malte, behält das Sorgerecht für die 13-Jährige. In russischer Haft bleiben muss er aber offenbar dennoch.
»Toller Firlefanz«
Die Psychologin Lieselotte Ahnert erklärt in einem SPIEGEL-Gespräch, welche Rolle Väter für kleine Kinder spielen können, auch im Unterschied zu Müttern. Ihren Erkenntnissen liegen umfangreiche Forschungen zugrunde.
Wie vielleicht zu erwarten war, sind Väter eher zuständig für »tollen Firlefanz«, für Tobespiele, bei denen sie die Kinder durch die Luft wirbeln und sie so stressfest machen. Im Unterschied zu Müttern erklären sie weniger, sondern fragen mehr. Mit anderen Worten: Es ist ganz gut, dass es verschiedene Rollen gibt.
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Psychologin über Kindererziehung und Geschlechterklischees: »Spielerisch Stress zu erlernen ist wichtig, und dafür sind vor allem die Väter gut«
Der Mann mit den 25 Kindern
Ein Vater hat 25 Kinder. Er ist nicht Sultan, nicht Scheich, er lebt in Deutschland und er lebt von der Sozialhilfe. Dieser Mann hat die Kinder nicht gezeugt, er kennt die Mütter kaum. Er hat nur die Vaterschaften anerkannt. Das geht recht leicht in Deutschland. Man muss nur einen Notar finden, der die Vaterschaft beurkundet.
Manchmal bekam dieser Mann einen Anruf vom Balkan. Da sei eine Frau, der die Abschiebung aus Deutschland drohe, mitsamt ihren Kindern, wenn sich kein deutscher Vater für die Kinder finde. Ob er nicht mit dieser Frau zum Notar gehen könne, die Vaterschaft beurkunden lassen. Der Mann machte das, dafür hat er Geld bekommen. Es dauerte ewig, bis ihm die Behörden auf die Schliche kamen. Jetzt bleibt es wohl bei den 25 Kindern, die dieser Mann inzwischen hat. Es könnten auch ein paar mehr sein.
Eine Geschichte über die Absurditäten, die sich entwickeln, wenn die Gesetzeslage lückenhaft ist. Mein Kollege Jürgen Dahlkamp hat sie für den neuen SPIEGEL wunderbar aufgeschrieben. »Scheinvaterschaften sind eine wunde Stelle der Zuwanderung«, schreibt er.
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Lücke im Zuwanderungsrecht: Das Geschäft mit den Scheinvaterschaften
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Spanische Flugzeuge sollen Europäer ausfliegen: Im Sudan könnte es zu einer dreitägigen Feuerpause kommen. Mehrere Länder planen Evakuierungsmissionen für ihre Staatsbürger. Spanien hat laut Medienberichten nun zwei Militärtransporter in die Region geschickt.
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»Die Aktuelle«-Chefin muss gehen: Die Mediengruppe Funke trennt sich von der Chefredakteurin der Illustrierten »Die Aktuelle«. Das Magazin hatte ein vermeintliches Interview mit Michael Schumacher veröffentlicht, die Zitate stammten aber von einer KI.
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Habecks Klüngelwirtschaft:Die Staatssekretäre sind verschwägert, Familienmitglieder liefern Gutachten: Ist es nur trickreich oder schon dreist, wenn ein Ministerium wie ein Clan geführt wird?
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Bin ich egoistisch, wenn ich für den Urlaub ein Airbnb buche? Ferienapartments sind Gift für den engen Wohnungsmarkt. Also sollte ich mir beim nächsten Städtetrip die Airbnb-Wohnung verkneifen und ins Hotel gehen. Oder?
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Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag.
Ihr Dirk Kurbjuweit, Autor im SPIEGEL-Hauptstadtbüro

