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News: Künstliche Intelligenz, KI, Italien, ChatGPT, Elon Musk, Russland, Ukraine, Finnland, Sanna Marin

April 03
06:56 2023

Wie gefährlich ist Künstliche Intelligenz?

Den Fortschritt zu verbieten, hat immer etwas Hilfloses. Doch als eine italienische Behörde am Freitag den Zugang zu einer Künstlichen Intelligenz verbot, warf sie weitgehendere Fragen auf zum Umgang mit einer Technologie, die bald in ihrer ganzen Wucht über uns hineinbrechen wird. Es geht um ChatGPT, einen Chatbot, der wohl jeden beeindruckt oder ängstigt, der schon mit ihm zu tun hatte.

In Italien ist er seit Neuestem nicht mehr erreichbar. Die Begründung: Datenschutzfragen. Doch es geht um mehr. Das zeigt der Brief, den Tesla-Chef Elon Musk und eine Reihe von KI-Forschern vergangene Woche veröffentlicht haben – und in dem sie eine sechsmonatige Pause bei der Weiterentwicklung von Künstlichen Intelligenzen fordern.

Wie kann und soll die Menschheit damit umgehen, dass gerade eine Technologie das Licht der Welt erblickt, die unser aller Leben schon bald massiv verändern dürfte – und zwar in einer Weise, die wir selbst noch nicht verstehen? Die Auswirkungen auf unsere Gesellschaften könnten gewaltig sein, Arbeitsplätze schon in wenigen Jahren von künstlichen Intelligenzen überflüssig gemacht werden. Die meisten Menschen trifft das unvorbereitet.

ChatGPT 4, die neueste Version des Chatbots von OpenAI, kann bereits in Sekundenschnelle komplexe Texte erfassen und erstellen, sie kann teilweise quasi-menschlich argumentieren und begründen. Die Geschwindigkeit, mit der KIs derzeit besser werden, ist verblüffend. Und das Tempo wird sich wohl noch deutlich beschleunigen.

»Was einmal gedacht wurde, kann nicht mehr zurückgenommen werden«, heißt es in Friedrich Dürrenmatts »Die Physiker«. Der Satz bezieht sich dort auf die Atombombe, aber sie gilt genauso für KI. Hilft es überhaupt etwas, sie zu verbieten, irgendwo einen Forschungsstopp zu verhängen oder in einem Land der Welt strenge Regularien einzuführen, wenn die Entwicklung unausweichlich ist? Erstaunlich ist jedenfalls, wie wenig in Gesellschaft und Politik bisher über die Algorithmen debattiert wird, die schon bald unsere Welt massiv verändern werden. Das italienische Verbot mag hilflos sein – aber immerhin beschäftigt sich in Italiens Demokratie überhaupt jemand mit dem Thema.

  • Technologischer Fortschritt: Die Rückkehr des Wunderglaubens

Ist Russlands Offensive gescheitert?

Trotz enormer Verluste in den eigenen Reihen hat die russische Armee in der Ostukraine keinen Durchbruch erzielt. Die russische Winteroffensive im Donbass sei gescheitert, urteilten am Wochenende sowohl das britische Verteidigungsministerium als auch das »Institute for the Study of War«. Der Thinktank erwartet deshalb einen baldigen Austausch an Führungspersonal. Präsident Wladimir Putin hatte erst im Januar Generalstabschef Walerij Gerassimow als Oberbefehlshaber im Kriegsgebiet eingesetzt – doch er habe die Erwartungen nicht erfüllt.

Die russischen Truppen konnten bisher nicht einmal Bachmut vollständig einnehmen. Gestern meldete die Wagner-Miliz zwar die »rechtliche Einnahme« der Stadt. Von ukrainischer Seite gab es jedoch keine Hinweise darauf, dass Bachmut in russische Hände gefallen war. In der Vergangenheit hatten sich ähnliche Äußerungen der Wagner-Söldner zum Kampfgeschehen mitunter als voreilig erwiesen.

  • Umkämpfte Stadt in der Ostukraine: Wagner-Gruppe meldet »rechtliche Einnahme« von Bachmut

Mehr Nachrichten und Hintergründe zum Krieg in der Ukraine finden Sie hier:

  • Russischer Militärblogger bei Explosion getötet: In einem Café in der russischen Metropole Sankt Petersburg ist ein Sprengsatz detoniert. Ein ultranationalistischer »Kriegsberichterstatter« kam dabei ums Leben, mehrere Menschen wurden verletzt.

  • Blinken telefoniert mit Lawrow und fordert Freilassung von US-Journalist: Die Inhaftierung eines US-Journalisten belastet die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen Washington und Moskau. Ein Telefonat der Außenminister beider Länder brachte nun keine Annäherung – dafür neue Vorwürfe.

  • Selenskyjs Kampf mit den »Moskauer Popen«: Präsident Selenskyj legt sich mit der größten Konfession des Landes an. Weil sie als moskautreu gilt, soll sie das berühmte Kiewer Höhlenkloster verlassen – der Abt wurde festgenommen. Droht der Kirchenstreit die Ukrainer zu spalten?

Solidarität mit Reporter Evan Gershkovich

Ich möchte an dieser Stelle meine Solidarität mit einem Kollegen ausdrücken: Evan Gershkovich, ein Korrespondent des amerikanischen »Wall Street Journal«, ist vom russischen Geheimdienst FSB inhaftiert worden. Der unglaubwürdige Vorwurf lautet, er habe Spionage betrieben. Ihm drohen 20 Jahre Haft. Gershkovich ist nun eine Geisel des russischen Regimes, das ihn möglicherweise gegen eine Gegenleistung der USA austauschen will.

Der Job eines Korrespondenten in Russland ist seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges einer der schwierigsten der Welt. Das Regime hat restriktive Mediengesetze eingeführt, die die journalistische Arbeit teilweise kriminalisieren – sie haben sogar die Verwendung des Wortes »Krieg« verboten. Neue Akkreditierungen für ausländische Journalisten werden kaum noch vergeben, und bestehende Akkreditierungen müssen alle drei Monate erneuert werden, statt wie zuvor jedes Jahr.

Evan Gershkovich ist erst 31, er wurde in den USA als Sohn sowjetischer Auswanderer geboren und kehrte in das Land seiner Eltern zurück, um über ein Land zu berichten, aus dem immer weniger unabhängige Informationen kommen. Seine Kollegen loben ihn als hervorragenden Reporter. Das »Wall Street Journal« hat hier einige seiner Reportagen zusammengestellt .

Der Geheimdienst des Regimes geht gewiss auch mit der Absicht gegen ihn vor, weitere westliche Journalisten aus dem Land zu drängen. Nicht nur die amerikanische, auch europäische Regierungen sollten Russland drängen, Gershkovich freizulassen.

  • Inhaftierung des US-Reporters Gershkovich: Putin lässt den FSB von der Leine

Schwarz-Rot regiert bald Berlin

Ausgerechnet in Berlin wird der urbane Trend zu grünen und linken Regierungen gebrochen: SPD und CDU haben sich am Sonntag auf einen Koalitionsvertrag geeinigt – und auf die Ressortverteilung. Neuer Regierender Bürgermeister soll am 27. April CDU-Landeschef Kai Wegner werden. Die als Bürgermeisterin abgewählte Franziska Giffey (SPD) soll Vize werden. Formal müssen beide Parteien der Koalition noch zustimmen.

  • Schwarz-Rot in der Hauptstadt: Berliner CDU und SPD einigen sich auf Koalitionsvertrag

Hunderttausende protestieren in Israel

Israels Staats- und Demokratiekrise setzt sich fort: Als Premier Benjamin Netanyahu vergangene Woche die Verschiebung seiner umstrittenen Justizreform verkündete, tat er dies wohl in der Hoffnung, dass die massiven Proteste gegen seine Regierung abflauen würden. Vorerst ist das nicht eingetroffen. Am Samstag demonstrierten bis zu 200.000 Menschen in Tel Aviv gegen den Premier und seine nationalreligiöse Koalition – sie sehen mit gutem Grund die Demokratie in Gefahr.

Zusätzliche Angst und Wut hat die geplante Nationalgarde ausgelöst, die direkt Itamar Ben-Gvir unterstellt wäre, dem rechtsextremen Minister für Nationale Sicherheit: Viele Israelis fürchten, dass sie zu einer Art Privatmiliz und zu einem Sammelbecken für Extremisten werden könnte. Ein ehemaliger Polizeichef warnte sogar, dass von ihr eine Putschgefahr ausgehen könnte. Trotzdem beschloss das Kabinett am Sonntag, dass zur Finanzierung der neuen Garde in anderen Bereichen umgerechnet mehr als 250 Millionen Euro eingespart werden sollen.

  • Massenproteste wegen Justizreform: Kann diese Frau Israels Demokratie retten?

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Die Startfrage heute: Welches Land hat die meisten Zeitzonen?

Verliererin des Tages…

… ist Finnlands Premierministerin Sanna Marin. Sie verlor bei der gestrigen Wahl mit ihren Sozialdemokraten die Regierungsmehrheit; ihr Nachfolger könnte der Liberal-Konservative Petteri Orpo werden. Sanna Marin führte das Land auf den Weg in die Nato. Sie musste sich rechtfertigen, weil ausgelassene Partyvideos von ihr den Weg ins Internet fanden; das machte sie auch über Finnland hinaus bekannt. Die Außenpolitik des Landes wird sich durch ihren Abgang jedoch wenig verändern – der Nato-Beitritt des Landes war im Wahlkampf unumstritten. In den nächsten Tagen wird er vollzogen.

  • Wahlniederlage für Sanna Marin: Lichtgestalt a. D.

Die jüngsten Meldungen aus der Nacht

  • Donald Trump will New Yorker Staatsanwalt »aufmischen«: Die Anklage steht, am Dienstag wird der frühere US-Präsident in New York vor Gericht erwartet. Im Vorfeld provoziert er Staatsanwalt Alvin Bragg – und könnte sich damit noch weiter schaden.

  • Herausforderer Jakov Milatovic gewinnt Präsidentschaftswahl in Montenegro: Der Ex-Wirtschaftsminister setzte sich klar gegen Amtsinhaber Milo Djukanovic durch. Die Entscheidung hat womöglich auch Folgen für die EU.

  • Französische Staatssekretärin ziert »Playboy«-Cover: Frankreich wird von Massenprotesten erschüttert, und Ministerin Marlène Schiappa lässt sich für den »Playboy« ablichten. Passt das zusammen? In die Frage mischen sich nun selbst hochrangige Politiker ein.

Die SPIEGEL+-Empfehlungen für heute

  • So viele Hauseigentümer können sich die Energiewende nicht leisten: Neue Heizung, umfangreiche Sanierung: Die Wärmewende beim Wohnen wird teuer – für viele zu teuer. Eine Studie zeigt, wie viele Hausbesitzer betroffen sein könnten und wie man ihnen helfen kann.

  • So war es in Lukaschenkos Gulag: Darja Tschulzowa saß über ein Jahr in Lagerhaft bei der Stadt Gomel – nur, weil sie ihren Job als Journalistin gemacht hatte. Ein Augenzeugenbericht aus ihrer Zeit in Haft.

  • »Das Boot ist wie ein Stein abgesoffen«: Es sollte ein paradiesischer Törn auf dem Ozean werden – dann kracht ihr Segelboot gegen einen Wal und sinkt. Hier erzählt der deutsche Reisende Simon Fischer vom dramatischen Kampf ums Überleben.

  • Legen Sie das Hochzeitsgeld für die Anwaltskosten zurück! Heiraten ist Romantik pur, der Bund fürs Leben, Zeichen nie endender Liebe? Nein, es ist ein bürokratischer Akt, über dessen Folgen man sich erst bei der Scheidung bewusst wird. Und die kann verdammt teuer werden.

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag.

Ihr Mathieu von Rohr, Leiter des SPIEGEL-Auslandsressorts

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