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“New York Times”: Meinungschef kündigt fristlos nach umstrittenem Beitrag

June 08
03:39 2020
Verlagsgebäude der "New York Times": "Überstürzter redaktioneller Prozess"

Verlagsgebäude der "New York Times": "Überstürzter redaktioneller Prozess"

MARIO TAMA/ AFP

Tom Cotton gilt als republikanischer Hardliner, als eifriger Unterstützer von US-Präsident Donald Trump – und wird immer wieder mit einer republikanischen Präsidentschaftskandidatur 2024 in Verbindung gebracht. Zuletzt hatte ein Meinungsbeitrag des Politikers im liberalen Medienhaus der "New York Times" ("NYT") für massive Verwerfungen gesorgt.

Nun wird bekannt, dass der einflussreiche Chef der Meinungsseite der Zeitung, James Bennet, nach dem Gastkommentar mit sofortiger Wirkung gekündigt hat. Die Forderung des republikanischen Senators nach dem Einsatz des Militärs bei den Protesten in den USA hatte innerhalb der Zeitung zu einer Revolte geführt und das Blatt in Erklärungsnot gebracht.

Der Verleger der "New York Times", A.G. Sulzberger, erklärte am Sonntag, die Zeitung sei Bennet für seine Leistung seit Mai 2016 "dankbar". Nun werde die Journalistin Katie Kingsbury die Meinungsseite kommissarisch führen.

Die "New York Times" hatte am Donnerstag bereits mitgeteilt, der Gastbeitrag von Senator Cotton mit der Überschrift "Schickt die Truppen rein" ("Send In The Troops") entspreche nicht den Standards der Zeitung. Ein "überstürzter redaktioneller Prozess" habe zur Veröffentlichung des Meinungsbeitrags geführt.

Meinungschef hatte den Text vorab nicht gelesen

Die Zeitung berichtete zudem, dass Bennet den Beitrag vor der Veröffentlichung nicht gelesen hatte. Cotton hatte unter anderem geschrieben: "Vor allem eines wird die Ordnung auf unseren Straßen wiederherstellen: eine überwältigende Machtdemonstration, um Gesetzesbrecher zu vertreiben, festzunehmen und schließlich abzuschrecken." Schon direkt nach der Veröffentlichung hatte es Debatten gegeben, wie ein solcher Beitrag in der Zeitung landen konnte. Cottons Artikel ist noch abrufbar, inzwischen aber mit einer längeren Anmerkung der Redaktion versehen. Präsident Trump kommentierte die Personalie in einem Tweet höhnisch.

Seit fast zwei Wochen kommt es in vielen US-Städten zu Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus. Auslöser war der Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis im Bundesstaat Minnesota am 25. Mai. Die Proteste arteten anfangs zum Teil in Ausschreitungen und Plünderungen aus.

Präsident Trump hatte sich im Zuge der Eskalation selbst zum "Law and Order"-Präsidenten erklärt und sogar mit dem Einsatz des US-Militärs gegen US-Bürger gedroht. Von dieser Aussage scheint er nach massiver Kritik auch aus den Reihen der eigenen Partei und der Streitkräfte zumindest vorerst allerdings wieder abgerückt zu sein.

Icon: Der Spiegel

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