Nach islamistischem Anschlag: Grüne halten nichts von Söders Vorschlag zu Verhandlungen mit Taliban
Politik
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Lamya Kaddor warnt davor, auf Angebote der Taliban einzugehen und diplomatische Beziehungen aufzunehmen.
Vermutlich kam der Attentäter von München aus Afghanistan nach Deutschland und radikalisierte sich hier. Markus Söder fordert nach dem Anschlag Verhandlungen mit der Terrororganisation Taliban, um Abschiebeflüge zu ermöglichen. Die Grünen hingegen wollen "massiv" in Prävention investieren.
Die Grünen haben die Forderung von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder zu Verhandlungen über Abschiebungen mit den Taliban nach dem Anschlag in München zurückgewiesen. "Solche gefährlichen Gewalttäter abschieben zu wollen, ist die Bekämpfung des Symptoms, nicht der Ursache", sagte die Grünen-Innenpolitikerin Lamya Kaddor der "Rheinischen Post". "Die meisten dieser islamistisch motivierten Täter radikalisieren sich erst in Deutschland, darauf sollten wir stärker blicken und massiv in Prävention investieren", forderte sie.
Kaddor bezeichnete Söders Vorschlag nach dem mutmaßlich islamistisch motivierten Anschlag in München weiter als "impulsgetrieben". Die Forderung des CSU-Chefs verkenne "die außenpolitische Dimension", sagte sie laut "Rheinischer Post". "Das Taliban-Regime ist ein menschenverachtendes Regime, das Frauen systematisch unterdrückt und dies in den letzten Monaten noch einmal verschärft hat", betonte Kaddor.
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Immer wieder würden die Taliban ihre Bereitschaft bekunden, direkt mit der Bundesrepublik in Verbindung treten zu wollen, fügte sie hinzu. "Davor kann man nur warnen, da dies dem Aufbau offizieller diplomatischer Beziehungen gleichkommt, die wir aus gutem Grund bisher nicht aufgebaut haben."
Attentäter von München war wohl Islamist
Vielmehr müsse es nach den Anschlägen der jüngsten Zeit unter anderem in Magdeburg, Aschaffenburg oder München darum gehen, im Sinne der Angehörigen und der Verletzten sensibel zu handeln und die Ermittlungen zu den jeweiligen Fällen abzuwarten, um entsprechende Konsequenzen zu ziehen, sagte die Grünen-Politikerin der "Rheinischen Post" weiter.
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Söder hatte der "Bild am Sonntag" gesagt, es müsse nach dem Anschlag mit zwei Toten und 37 Verletzten sofort Verhandlungen mit den in Afghanistan regierenden Taliban geben, um mehr Menschen in das Land abzuschieben. "Es braucht jede Woche einen Flug", sagte er.
Ein 24-jähriger afghanischer Staatsangehöriger wird beschuldigt, am Donnerstagvormittag mit seinem Pkw gezielt in einen Demonstrationszug gefahren zu sein. 37 weitere Menschen wurden dabei teils schwer verletzt, eine Mutter und ihr Kind erlagen ihren Verletzungen. Die Ermittler gehen von einem islamistischen Motiv aus.
Quelle: ntv.de, rog/AFP