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Mobiltelefone und Drohnenkrieg: Wie ein Brite vor 100 Jahren das Heute vorhersagte

July 21
19:56 2025

Wissen

Visionär, aber auch ein Kind seiner Zeit: Vor 100 Jahren sagte Archibald Low mit zum Teil erstaunlich gutem Blick die Zukunft voraus.

Visionär, aber auch ein Kind seiner Zeit: Vor 100 Jahren sagte Archibald Low mit zum Teil erstaunlich gutem Blick die Zukunft voraus.

Vor 100 Jahren wagte der britische Ingenieur Archibald Low visionäre Prognosen über die Zukunft. Mit erstaunlicher Präzision trifft er etwa bei Mobiltelefonen, Streaming und modernen Kriegen ins Schwarze. Doch einige Ideen waren viel zu kühn – oder skurril.

Kann man schon heute erkennen, wie die Welt in 100 Jahren aussehen wird? Eine interessante Antwort auf die Frage liefert das Buch "The Future", das der britische Erfinder und Ingenieur Archibald Low im Jahr 1925 verfasste. Er beschreibt darin, welche Erfindungen in den kommenden Jahrzehnten und Jahrhunderten aus seiner Sicht gemacht werden. Das Erstaunliche daran: Er sagte dabei Mobiltelefone und Drohnenkriege der heutigen Zeit richtig voraus.

Natürlich waren in den damaligen 1920er Jahren schon wichtige Voraussetzungen für unsere heutige moderne Welt geschaffen, wie der Funk und die Erfindung des Flugzeugs. Umso faszinierender ist Lows zum Teil erfolgreicher Versuch, aus den wissenschaftlichen Erkenntnissen seiner Zeit eine logische Kurve in die Zukunft zu zeichnen. Ein Blick in das Buch zeigt, bei welchen Vorhersagen Low tatsächlich richtig lag. Und bei welchen völlig daneben:

Womit Low richtig lag

  • Waren die Automobile im Jahr 1925 noch kantig und offen, beschrieb Low korrekt, dass zukünftige Autos "stromlinienförmig, flexibel, total umschlossen" sein werden – eine Form, die heute schon aus aerodynamischen Gründen allgegenwärtig ist.
  • Low sagte nicht nur das "drahtlose Sehen" oder "Television" voraus, sondern auch dessen Anwendung: das Ansehen von Sportereignissen wie dem Derby oder politischen Ereignissen von zu Hause aus. Das ist unsere heutige Streaming- und Fernsehwelt.
  • Seine Vision eines Empfängers im Taschenformat, der es uns ermöglicht, mit Freunden zu sprechen, während wir auf der Straße gehen, beschreibt das Zeitalter des Mobiltelefons.
  • Als einen "sehr nützlichen Service" beschrieb Low seine Vision des heute allgegenwärtigen Funkweckers: Ein Funksignal würde alle Uhren synchronisieren und Menschen dadurch jedes "Risiko zu verschlafen" vermeiden.
  • Auch was die Zukunft der Energieversorgung betrifft, hatte Low schon eine Vorahnung. So spricht er in seinem Buch das absehbare Ende des fossilen Energieträgers Kohle an. In Zukunft müssten andere Energiequellen genutzt werden – wie Wind- und Gezeitenkraft.
  • In dem Werk "The Future", und daran sieht man den damaligen Zustand der Geschlechterdebatte, ist auch ein ganzes Kapitel dem Thema "Frauen und Hosen" gewidmet. Lows Prognose, dass Frauen Hosen für den Alltag übernehmen würden, war für 1925 radikal – und hat sich als zutreffend erwiesen.
  • Auch dem Krieg ist ein Kapitel gewidmet, denn Low ging nicht davon aus, dass die Menschheit bis 2025 das Kämpfen aufgeben würde – wie recht er auch damit hatte. Er ahnte auch, ohne die Atomwaffen direkt vorherzusagen, dass zukünftige Waffen "den heutigen Intellekt vor Entsetzen erschaudern lassen". Auch die hybride Kriegsführung mit Fake News über Funk war für Low eine logische Konsequenz.
  • Auch sah Low die Erfindung des heute in der Ukraine tobenden Drohnenkrieges vorher. Er schrieb von Geschwadern unbemannter, ferngesteuerter Flugzeuge, die Aufklärung betreiben und Bomben abwerfen, ohne Piloten zu gefährden.
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Womit Low daneben lag

  • Mindestens genauso interessant wie seine korrekten Vorhersagen sind jene, wo er – teilweise gründlich – daneben lag. Low glaubte, wie viele seiner Zeitgenossen, an den sogenannten Äther als Medium und schier unerschöpfliche Energiequelle. Die moderne Physik hat den Äther verworfen, und die Idee, Energie direkt daraus zu "zapfen", bleibt Science-Fiction.
  • Low sah eine Zukunft ohne laute Autohupen. Das Gegenteil ist der Fall: Hupen sind ein integraler (wenn auch oft nervtötender) Bestandteil des globalen Stadtverkehrs geblieben.
  • Seine Vision, dass verbale Kommunikation als "Lippen- und Lungenbewegungen" obsolet und durch Telepathie ersetzt werden würde, ist eine weitere seiner fantasievollen Fehlprognosen.
  • Die Vorstellung, dass Städte von einem Netz aus beweglichen Gehwegen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten durchzogen sind, ist ein klassischer futuristischer Traum, der sich aufgrund von Komplexität, Kosten und Sicherheitsbedenken nie durchgesetzt hat.
  • Die Idee der drahtlosen Energieübertragung, von Kraftwerken direkt an Autos oder Fabriken, scheitert an den Gesetzen der Physik (insbesondere dem Abstandsquadratgesetz). Wir nutzen immer noch Kabel und Batterien.
  • Das Ende hochhackiger Schuhe: Low war überzeugt, dass hohe Absätze als unpraktisch verschwinden würden. Sie sind jedoch bis heute ein fester Bestandteil der Mode geblieben, allen ergonomischen Argumenten zum Trotz.
  • Die Idee von "Submaplanes", Fahrzeuge, die nahtlos in der Luft, auf dem Wasser und unter Wasser operieren können, hat sich nicht realisiert. Stattdessen haben sich hochspezialisierte U-Boote, Schiffe und Flugzeuge weiterentwickelt.
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Ein Kind seiner Zeit

Archibald Low verstand offenbar die Logik des Fortschritts. Somit konnte er technologische Entwicklungen wie das Mobiltelefon, Fernsehen und die Drohne aus den Anfängen der Elektrotechnik korrekt ableiten.

Gleichzeitig war Low ein Kind seiner Zeit. Seine sozialen Prognosen sind durchdrungen von den Vorurteilen der 1920er Jahre, insbesondere in Bezug auf Frauen. Seine Fehlschüsse – drahtlose Energie, bewegliche Gehwege, Ätherphysik – zeigen die Grenzen einer jeden Vorhersage: Man kann nur mit den Konzepten denken, die die eigene Epoche zur Verfügung stellt.

Quelle: ntv.de

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