“Milton” sorgt für Ärger: Wall Street blickt mit Sorge auf Nahen Osten
Wirtschaft
Aufgrund der geopolitischen Lage lässt die Risikobereitschaft der Anleger an der Wall Street nach. Die großen Indexe verlieren. Und auch der Ölpreis kennt nur einen Weg: nach oben.
Nach den Kursgewinnen zum Wochenschluss haben an der Wall Street zum Wochenstart die Abgaben dominiert. Nachdem der starke US-Arbeitsmarktbericht am Freitag Sorgen vor einem Abgleiten der US-Wirtschaft in die Rezession weitgehend zerstreut hatte, blickten Anleger nun wieder mit Sorgen vor einer weiteren Eskalation auf den Nahen Osten. Gestiegene Rentenrenditen setzten dem Aktienmarkt ebenfalls zu. Zudem belastete eine Unwetterfront Versicherungswerte massiv. Der Dow-Jones-Index verlor 0,9 Prozent auf 41.954 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite gaben 1,0 bzw. 1,2 Prozent nach. Den 759 (Freitag: 1.753) Kursgewinnern an der Nyse standen 2.070 (1.049) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 41 (49) Titel.
"Die Risikobereitschaft erlitt einen Dämpfer aufgrund der zunehmenden geopolitischen Risiken im Nahen Osten, obwohl die makroökonomischen Daten deutlich positiver wurden. Dies war besonders beim US-Arbeitsmarktbericht vom Freitag ersichtlich, wobei die Befürchtungen einer Rezession erneut abnahmen", urteilte Analyst Jim Reid von der Deutschen Bank.
Im Handel wurde auch auf wieder gestiegene Rentenrenditen als Belastungsfaktor für Aktien verwiesen. Durch die positiven Arbeitsmarktdaten hatte sich der Druck auf die US-Notenbank zur Stützung der Wirtschaft vermindert. Eine klare Mehrheit setzte nun auf einen kleinen Zinsschritt um 25 Basispunkte im November, eine Minderheit sogar auf eine Bestätigung des aktuellen Zinsniveaus. Eine Zinssenkung um 50 Basispunkte schien vom Tisch zu sein.
Renditen steigen weiter
Am Anleihemarkt stiegen die Renditen nach den kräftigen Aufschlägen am Freitag weiter. Die Rendite zehnjähriger Papiere sprang wieder über die Marke von 4 Prozent.
Am Devisenmarkt zeigte sich der Dollar wenig verändert. Der Dollarindex stagnierte. "Mit Blick auf die nächsten drei Wochen können wir keinen eindeutigen Katalysator erkennen, der den Kurs des Dollars umkehren könnte, und eine Konsolidierung der jüngsten Dollargewinne scheint wahrscheinlicher", urteilten die ING-Strategen.
Die Ölpreise zogen am Jahrestag des Angriffs der Hamas auf Israel weiter an. Die Preise für die Sorten WTI und Brent erhöhten sich um rund 4 Prozent. Ein Angriff Israels auf iranische Öleinrichtungen galt als eine mögliche Option, nachdem der Iran zuvor Israel angegriffen hatte.
Gestiegene Rentenrenditen ließen den Goldpreis leicht zurückkommen. Zudem wurden Zinssenkungsspekulationen beim Edelmetall ausgepreist.
"Milton" belastet Versicherungswerte massiv
Aktien von Versicherungen und Rückversicherungen standen unter Druck. Da sich der Wirbelsturm "Milton" zu einem Sturm der Kategorie 5 verstärkt hatte, der voraussichtlich dicht besiedelte Gebiete im US-Bundesstaat Florida treffen wird, fiel der Versicherungssektor im S&P-500 um 3,1 Prozent. Der Kurs der Rückversicherer RenaissanceRe und Everest sank um 9,3 bzw. 8,4 Prozent. Auch die Titel vieler Erstversicherer, die Versicherungsschutz für Verbraucher und Unternehmen anbieten und Rückversicherungsschutz kaufen, wurden stark abverkauft. Allstate, Chubb, Travelers und Progressive gaben um bis zu 4,9 Prozent nach.
Pfizer stiegen um 2,2 Prozent. Der Pharmakonzern hat offenbar einen aktivistischen Investor an Bord. Starboard Value habe sich mit 1 Milliarde US-Dollar bei Pfizer eingekauft und fordere Änderungen im Konzern zur Verbesserung der Entwicklung, sagten mit den Vorgängen vertraute Personen.
Der Energiekonzern Chevron (+0,3%) verkauft seine Anteile an Ölsand- und Schieferprojekten in der kanadischen Provinz Alberta für 6,5 Milliarden US-Dollar an Canadian Natural Resources (+3,2%). Ein negativer Analystenkommentar drückte Amazon um 3 Prozent. Die Titel des US-Onlinehändlers wurden von Wells Fargo abgestuft.
Arcadium Lithium machten einen Kurssprung um rund 35,4 Prozent nach oben. Der Rohstoffriese Rio Tinto führt derzeit Übernahmegespräche mit dem Unternehmen. Super Micro Computer zogen um 15,8 Prozent an, im Handel wurde nach jüngsten Aussagen des Unternehmens auf Aufträge in Milliardenhöhe gehofft.
Nach einer Abstufung durch Barclays verloren DuPont 1,8 Prozent. Duckhorn Portfolio schossen um über 100 Prozent nach oben, die Weingesellschaft wird von Butterfly Equity übernommen – die Transaktion hat einen Wert von 1,95 Milliarden Dollar. Lucid kletterten um 2,4 Prozent. Der E-Autobauer hatte im dritten Quartal deutlich mehr Fahrzeuge ausgeliefert als von Analysten veranschlagt.
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Quelle: ntv.de, lme/DJ