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Meistertitel für den FC Bayern: Die Liga aus Beton

June 17
15:09 2020
Bayern-Jubel. Das gewohnte Bild. Icon: vergrößern

Bayern-Jubel. Das gewohnte Bild.

ANDREAS GEBERT/ AFP

An den Anfang gehört ein Glückwunsch. Der FC Bayern hat es wieder zum Meister geschafft, sie hatten und haben die beste Mannschaft, die Rückrunde war beeindruckend dominant, Trainer Hans-Dieter Flick hat die Unwuchten im Team aus der Niko-Kovac-Zeit beseitigt, seitdem waren die Münchener nicht mehr aufzuhalten.

Es ist der achte Titel nacheinander in Folge, die Älteren werden sich noch an das Jahr 2012 erinnern, als Jürgen Klopp den BVB zum Double führte. Seitdem: Bayern, Bayern, Bayern, Bayern, Bayern, Bayern, Bayern, Bayern. Acht Meisterschaften am Stück, das ist nicht mal Paris Saint-Germain in Frankreich gelungen, wobei die Ligue 1 ja als Inbegriff der Eintönigkeit gilt. Und ein Ende der Serie ist nicht in Sicht. Wir werden demnächst über die neunte, zehnte, elfte Meisterschaft des FC Bayern reden.

Viel ist über die Langeweile, die der wiederkehrende Ausgang des Titelkampfes ausstrahlt, schon in früheren Saisons gesagt und geschrieben worden. So oft und viel, dass dies selbst schon wieder den Status der Langeweile erreicht hat.

Die ersten Sechs sind die aus dem Vorjahr

Dennoch hat die Spielzeit 2019/2020 noch einmal neue Maßstäbe gesetzt. Drei Spieltage vor Ende der Saison steht nicht nur der Meister fest, die ersten Sechs der Tabelle sind derzeit wieder exakt die sechs Klubs, die auch im Vorjahr zum Schluss die ersten sechs Ränge belegten, zudem noch in identischer Reihenfolge: Bayern vor Dortmund vor Leipzig vor Leverkusen vor Gladbach vor Wolfsburg. Dahinter streitet sich der Rest. Die Liga ist keine Zweiklassengesellschaft mehr, sie ist mittlerweile eine Drei- oder Vierklassengesellschaft.

Die Bundesliga ist dabei, eine in Beton gegossene Veranstaltung zu werden. Eine fast undurchlässige Membran. Veränderung ist nur noch in engen Grenzen zulässig, die Hierarchien werden fugendicht zementiert. Die Endphase dieser Spielzeit ohne Publikum hat dieses Bild nur noch konturenschärfer werden lassen. Wenn die externen Faktoren ausfallen und nur noch zwei Fußballmannschaften in keimfreiem Umfeld aufeinandertreffen, wird die Bundesliga zur überraschungslosen Zone.

Die Konkurrenz redet nicht mehr davon, die Bayern zu besiegen, sie ist zu der Formulierung übergegangen, man wolle "die Bayern ärgern". Aber selbst dieser minimale Anspruch ist so gut wie nicht erfüllbar, wenn nicht Tausende im Rücken den Außenseiter vielleicht doch mal zu einer besonderen Leistung beseelen. Der Wegfall der Fans hat die Machtverhältnisse im deutschen Fußball noch klarer werden lassen.

Fleischtopf Champions League

Die Bayern wird das nicht stören, sie konnten ihre Überlegenheit nur umso ungestörter ausspielen. Seit fast 30 Jahren gibt es die Champions League, seit fast 30 Jahren isst sich der FC Bayern aus diesem Fleischtopf das Fett an. Wer dazu einigermaßen vernünftig wirtschaftet, wie es in München passiert, kann gar nicht anders, als mit dieser Infrastruktur am Ende einer Saison oben zu stehen.

Daher hat es auch nichts mit fehlender Mentalität oder der Unfähigkeit, "es unbedingt zu wollen", zu tun, dass selbst Mannschaften wie Borussia Dortmund im Titelrennen das Nachsehen behalten. Das sind hilflose Erklärversuche, die die Struktur der Liga verkennen. Der Versuch, einen Vorwurf an die Bayern-Verfolger zu konstruieren. Aber hier gibt es keine Vorwürfe auszusprechen, weder an die Bayern noch an die Teams hinter ihnen. Der BVB mag finanziell zwar ebenfalls vollgesogen sein, der FC Bayern ist ihm dennoch Jahre voraus. Das ist der Unterschied zwischen Platz eins und Platz zwei.

Und erst recht zu Platz drei. RB Leipzig weist zwar einige Eigenschaften eines Neureichen auf, aber am Ende geht der beste Stürmer dann doch lieber in die Premier League. Dortmund, Leipzig, Leverkusen, mit Abstrichen Gladbach: Die sollen sich weiterhin um die Vizemeisterschaft streiten. Vizekusen, Vizemund, Vizebach.

Der Vorsprung der Münchner ist mittlerweile so groß, dass im Grunde nur interne Managementfehler wie die unglückliche Auswahl des Cheftrainers die Mannschaft noch kurzfristig aus der Spur bringen kann. In München sind sie mittlerweile klug genug, solche Fehler relativ schnell auszubügeln. Nach dem 1:5 in Frankfurt aus der Hinrunde wurde unverzüglich reagiert, die Frankfurter sollten sich dieses Resultat im Goldrahmen über die Kabinentür hängen. Schön mag es gewesen sein, aber es wird nur alle Jubeljahre mal vorkommen.

Franz Beckenbauer sagte einst nach dem WM-Titel 1990 seinen berühmten Spruch, die deutsche Elf werde nach der Wiedervereinigung auf Jahre unschlagbar sein. Der Satz kommt auf Wiedervorlage zum Status des FC Bayern in der Bundesliga. Mit dem Unterschied, dass Beckenbauer diesmal Recht behalten würde.

Icon: Der Spiegel

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