“Mal Historiker dazuholen”: Türkei-Manager Altıntop findet Wolfsgruß-Debatte “unfair”

Fußball-EM 06.07.24 02:39 min "Haben uns einwandfrei verhalten" Altintop: Wolfsgruß-Sperre für Demiral "ist unfair"
Der Wolfsgruß-Wirbel ist im EM-Viertelfinale zwischen der Türkei und den Niederlanden präsent. Der Teammanager der Türkei meint, aus der Affäre sei "eine Riesenblase" gemacht worden. Inwiefern, mag Hamit Altıntop allerdings nicht erklären.
Der Teammanager der türkischen Fußball-Nationalmannschaft, Hamit Altıntop, hat die Debatte um den Wolfsgruß-Eklat als unfair bezeichnet. Spuren habe die Diskussion bei seinem Team nicht hinterlassen, sagte der frühere Bundesligaprofi des FC Schalke 04 und von Bayern München bei MagentaTV vor dem EM-Viertelfinale in Berlin gegen die Niederlande. "Trotzdem ist es unfair, weil man die Geschichte und Kultur der Türkei nicht kennt."

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Nach Altıntops Ansicht habe es sich bei der Beschreibung des Wolfsgrußes um "Falschinformationen in der Presse" gehandelt. Die hätten Politiker "teilweise" ausgenutzt, sagte der 41-Jährige. "Das ist unfair." Konkretisieren konnte der ehemalige Nationalspieler seine Aussagen nicht.
Der Wolfsgruß wird unter anderem von der rechtsextremen türkischen Bewegung Ülkücü verwendet, den sogenannten Grauen Wölfen. In der Türkei wird die Geste aber auch von der ultranationalistischen Partei MHP genutzt, dem Regierungspartner des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan.
Wolfsgruß bei Pogromen
Altıntop verwies indes auf die jahrtausendelange Geschichte des Landes. "Wir sind alle erwachsen genug, um mal einen Historiker dazuzuholen und die Türkei besser kennenzulernen", empfahl der türkische Teammanager. "Im Nachhinein wurde so eine Riesenblase daraus gemacht."
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Der türkische Nationalspieler Merih Demiral hatte am Dienstag beim 2:1 im Achtelfinale gegen Österreich nach seinem zweiten Tor in Leipzig den sogenannten Wolfsgruß gezeigt. Die UEFA sperrte den 26-Jährigen daraufhin für zwei Spiele.
Im Gespräch mit ntv erklärte Journalist und Autor Eren Güvercin, dass die Grauen Wölfe unter Verwendung des Wolfsgrußes in der Türkei bereits Pogrome auf Aleviten, syrische Flüchtlinge und andere Minderheiten verübt haben. In Deutschland zählen die Bewegung 18.500 Mitglieder. Die Gruppe ist somit die größte rechtsextreme Organisation hierzulande. Verboten ist die Bewegung nicht, sie wird aber vom Verfassungsschutz beobachtet.
Quelle: ntv.de, chr/dpa