Langzeitstudie zeigt Effekt: Bewegung senkt Krebsrückfall-Risiko besser als Medikamente
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Es muss nicht immer Joggen sein. Laut Studie reichen schon drei bis vier längere Spaziergänge pro Woche, um das Krebsrückfall-Risiko zu senken.
Eine neue Langzeitstudie zeigt: Sport senkt nicht nur das Sterberisiko bei Krebspatienten. Regelmäßige Bewegung minimiert auch das Rückfallrisiko deutlich. Experten sprechen von einer bahnbrechenden Alternative zu Medikamenten.
Wer regelmäßig Sport treibt, senkt sein Krebsrisiko. Doch welchen Effekt hat Bewegung nach einer Diagnose? Das haben Forschende nun in einer internationalen Langzeitstudie untersucht – und kommen zu einer erstaunlichen Erkenntnis: Sport kann das Sterberisiko von Krebspatienten nicht nur erheblich senken, sondern auch das Wiederauftreten von Tumoren verhindern, sogar wirksamer als Medikamente.

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In der sogenannten CO21-Challenge-Studie, vorgestellt auf dem Jahreskongress der American Society of Clinical Oncology (Asco) in Chicago, untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den Effekt regelmäßiger Bewegung auf das Rückfallrisiko bei Krebspatienten. Die Studie, veröffentlicht im Fachjournal "New England Journal of Medicine", lief über mehrere Jahre und schloss 889 Patienten mit fortgeschrittenem Darmkrebs ein. Alle Probanden hatten bereits eine Chemotherapie und Operation hinter sich. Die Hälfte bekam im Anschluss ein strukturiertes Bewegungsprogramm verschrieben, die andere Hälfte erhielt lediglich allgemeine Informationen über gesunde Ernährung und Bewegung.
Um ihre Bewegungsziele zu erreichen, wurde die erste Gruppe während der ersten drei Jahre zweimal pro Monat von einem Personaltrainer gecoacht. Später dann noch einmal pro Monat. Ihr wöchentliches Ziel war das Äquivalent von drei bis vier Spaziergängen von 45 bis 60 Minuten – die Art der Bewegung durften die Patienten selbst wählen.
Bahnbrechende Ergebnisse
Das Ergebnis: Nach acht Jahren war die Sterblichkeit in der aktiven Gruppe um 37 Prozent geringer. Außerdem hatten Teilnehmer dieser Gruppe ein um 28 geringeres Risiko, erneut an Krebs zu erkranken als die Patienten, die nur eine Gesundheitsberatung erhielten.

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"Nach erfolgter Operation und Chemotherapie kommt es bei rund 30 Prozent der Patienten mit Dickdarmkrebs im Hochrisikostadium zwei und drei zu einem Wiederauftreten der Krankheit", erklärt Christopher Booth von der Queen's University in Kingston (Kanada) und Hauptautor der Studie. "Als Onkologen werden wir von Patienten häufig gefragt: 'Was kann ich noch tun, um meine Prognose zu verbessern?'" Nun gibt es laut Booth eine klare Antwort: "Regelmäßige Bewegung senkt das Risiko für ein Wiederauftreten oder eine neue Krebserkrankung, sorgt für ein besseres Wohlbefinden und hilft, länger zu leben."

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Die Ergebnisse sind so beeindruckend, dass Fachleute von einer "besseren Alternative zu Medikamenten" sprechen. So sagte etwa Julie Gralow, leitende Asco-Medizinierin, die nicht an der Studie beteiligt war, dem britischen "Guardian": "Der Nutzen [von Bewegung] ist genauso groß wie von vielen Medikamenten: 28 Prozent geringeres Erkrankungsrisiko, 37 Prozent geringeres Sterberisiko." Doch diese seien teuer und hätten viele Nebenwirkungen. "Daher ist Sport besser als Medikamente."
Umdenken in der Krebsnachsorge
Obwohl in der Studie nur Patientinnen und Patienten mit Dickdarmkrebs untersucht worden seien, gebe es keinen Grund zur Annahme, dass die Ergebnisse nicht auch für andere Krebsarten gelten könnten, betont Gralow. Studienautor Booth zufolge sind jedoch Studien für andere Krebsarten erforderlich. Er fügte aber hinzu, dass die Daten dieser Studie bereits darauf hindeuteten, dass Brust- und Prostatakrebs in der Sportgruppe seltener auftraten.

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Booth und sein Team fordern ein Umdenken in der Krebsnachsorge. Ärzte weltweit sollten dazu übergehen, mit ihren Patienten nach der Behandlung Bewegungsprogramme zu besprechen. Die Umsetzung sei realistisch: Die Kosten pro Patient lagen bei 3000 bis 5000 US-Dollar (2635 bis 4400 Euro) – deutlich geringer als viele Krebsmedikamente. Entscheidend sei dabei, dass Patienten nicht nur Empfehlungen erhalten, sondern aktiv begleitet werden.
Quelle: ntv.de, hny