Konflikt mit Russland: Füllstand der Gasspeicher steigt über 100 Prozent
Der Wert wirkt kurios – und ist eine gute Nachricht für Haushalte und Industrie: Der Füllstand der deutschen Gasspeicher ist über die Marke von 100 Prozent gestiegen.
Gute Nachrichten vom Gasmarkt: Der Füllstand der Erdgasspeicher in Deutschland hat am Dienstag die Marke von 100 Prozent geknackt. Dies geht aus Daten des europäischen Gasspeicherverbandes GIE hervor. Demnach wurden am Montagmorgen in den Speichern 245,44 Terawattstunden Erdgas registriert, was 100,02 Prozent entspricht. Das sogenannte Arbeitsgasvolumen, also die Kapazität der Speicher, wird mit 245,39 Terawattstunden angegeben.
Der Speicherstand von mehr als 100 Prozent wirkt kurios, ist technisch aber erklärbar. »Das von den Gasspeicherbetreibern ausgewiesene Arbeitsgasvolumen gibt die gesicherte Kapazität an«, erklärte der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, bereits am Montagabend. Da lag der Wert noch knapp unter 100 Prozent. Die physikalischen Möglichkeiten der Speicher lägen aber teilweise darüber, sodass einige mehr Gas einspeichern könnten. »Deshalb kann auch über 100 Prozent hinaus weiter eingespeichert werden«, so Müller.
Randvolle Speicher stellen laut Bundesnetzagentur kein Problem für die Stabilität des Gasnetzes dar, obwohl dann mitunter an einzelnen Tagen mehr Gas nach Deutschland fließt, als tatsächlich verbraucht wird. Das gesamte Gasnetz sei im Unterschied zum Stromnetz speicherfähig, da Gas kompressibel sei, sagte eine Behördensprecherin. Das Netz könne eine erhöhte Gasmenge aufnehmen, indem der Druck in den Leitungen etwas erhöht werde.
Auch auf EU-Ebene waren die Speicher am Montagmorgen gut gefüllt: Die AGSI-Seite verzeichnete einen Füllstand von 95,6 Prozent. Einen Füllstand von über 100 Prozent gab es neben Deutschland auch in Belgien. Dort lag der Wert sogar bei 118,2 Prozent.
Die Speicher gleichen Schwankungen beim Gasverbrauch aus und bilden damit ein Puffersystem für den Markt. Für gewöhnlich sind sie mit Beginn der Heizperiode im Herbst gut gefüllt. Die Gasmenge in den Speichern reicht in der Regel allein nicht aus, um den Bedarf im Winter zu decken. Es muss auch weiterhin Gas über Pipelines und LNG-Lieferungen ins Land kommen. Bis zum Frühjahr nehmen die Füllstände dann ab. Am 1. Februar sollen sie laut Energiewirtschaftsgesetz noch zu 40 Prozent gefüllt sein.