Kann Rishi Sunak Großbritannien heilen?
Der erste britische Premier indischer Herkunft steht vor schier unlösbaren Aufgaben: Die Wirtschaftskrise meistern, seine heillos zersplitterte Partei einen und das Image des schwerreichen Upperclass-Schnösels kontern.
Brexit? Welcher Brexit?
Die britische Regierung verhält sich momentan ein wenig wie die Gallier aus den Asterix-Comics, die nie etwas von der Niederlage bei Alesia gehört haben wollen. Dabei ist der Brexit neben den Auswirkungen von Pandemie und Krieg eine Hauptursache für die britische Wirtschaftskrise.
»Darüber wird aber einfach nicht geredet. Das ist sozusagen der Elefant im Raum«, sagt Jörg Schindler, SPIEGEL-Korrespondent in London, »jeder kennt ihn, jeder sieht ihn, aber alle tun so, als gäbe es ihn nicht. Und das macht die Sache hier manchmal so wirklich deprimierend«.
Hinzu kommt, dass die Bewohner Großbritanniens seit David Camerons Wahlsieg 2010 von der konservativen Partei regiert werden, den Tories, die schon damals ein rigides Sparprogramm etablierten, um die Folgen der Finanzkrise zu revidieren. Ein Austeritätsprogramm, das bis heute aktiv ist und dazu geführt hat, dass viele Kommunen kaum noch Möglichkeiten sehen, Gelder einzusparen.
»Und jetzt sind wir in der Situation, dass möglicherweise jetzt wieder gespart werden muss und kein Mensch weiß, wie eigentlich«, berichtet Jörg Schindler von seinen Gesprächen mit Stadtvertretern und kommunalen Vorständen. »Man kann ja nur einmal Sozialwohnungen privatisieren. Man kann nur einmal ein Schwimmbad und eine Bücherei schließen. Und wenn jetzt Rishi Sunak mit seinem Schatzkanzler auf die Idee kommen sollte ›Wir müssen jetzt aber trotzdem die öffentlichen Ausgaben noch mal drastisch senken‹ – das wird alles andere als vergnügungssteuerpflichtig«.
Nicht nur wirtschaftlich tritt Rishi Sunak ein schweres Erbe an der Spitze Großbritanniens an. Schottland strebt nach Unabhängigkeit vom Königreich, die Regierungsbildung in Nordirland scheint durch die Vereinbarungen des entsprechenden Brexit-Protokolls unmöglich und vor allem muss der neue Premier seine nach den wilden Johnson-Jahren heillos zersplitterte Partei einen. Sonst muss er mit massivem Widerstand für seine Pläne rechnen.
Immerhin kann Sunak auf ein gut eingespieltes PR-Team zählen, das sein Image des schwerreichen Upperclass-Bankers schon einmal erfolgreich verändert hat. Aber reicht das, um das Land zu heilen? Darüber spricht Jörg Schindler in dieser Folge des SPIEGEL-Auslandspodcasts »Acht Milliarden«.
Die aktuelle Folge hören Sie hier: