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Irre Kiel-Wende im Abstiegskampf: BVB schreitet in einem Hauch von Neon ins Nichts

March 08
20:06 2025

Fußball

Julian Brandt und der BVB steuern in Richtung Bedeutungslosigkeit.

Julian Brandt und der BVB steuern in Richtung Bedeutungslosigkeit.

Immerhin die Trikots waren ein Erfolg. Doch auch die neonfarbenen Erinnerungen an das Meisterteam der Saison 94/95 helfen nicht. Gegen Augsburg gelingt dem BVB nur ein Abseitstor. Zu wenig. Ganz oben im Norden gelingt Kiel fast die Sensation gegen Stuttgart. Auch bei St. Pauli bleibt es in Wolfsburg beim "fast".

Borussia Dortmund – FC Augsburg 0:1 (0:1)

Nach dem Schlusspfiff gab es gehörig auf die Ohren: Gellende Pfiffe und wüste Beschimpfungen schallten den Dortmunder Profis entgegen, vorsichtig wagten sie sich nach dem x-ten Rückschlag in einer verkorksten Saison bis an den Strafraumrand. Näher ran an den wütenden Anhang auf der "Süd" trauten sich Kapitän Emre Can und Co. in ihren neonfarbenen Sondertrikots nicht.

"Es ist verständlich, dass sie so durchdrehen. Der Auftritt war schrecklich", gab Can nach dem blamablen 0:1 (0:1) der Borussia gegen den FC Augsburg bei Sky zu und fügte ratlos an: "Ich weiß auch nicht, was ich noch sagen soll. Ich kann es mir nicht erklären, ich weiß die Lösung auch nicht." Eines sei klar: "Wir sind keine Topmannschaft. Wenn wir so weitermachen, wird es eine ganz schlimme Saison." Als Grund machte der Kapitän Offensichtliches aus: "Es hat mit der Einstellung zu tun."

Statt Aufbruchstimmung vor dem richtungweisenden Achtelfinale der Champions League gab es wieder maßlose Enttäuschung. Vier Tage vor dem Duell beim OSC Lille offenbarte der BVB zahlreiche Mängel – und erzürnte seine Fans noch mehr als in den vergangenen Wochen. "Das tut mir im Herzen weh", sagte Abwehrspieler Nico Schlotterbeck, "das war gar nichts. Das kann echt nicht wahr sein."

In dieser Verfassung wird das Weiterkommen in der Königsklasse schwer, und auch bei der Aufholjagd in der Liga war es ein herber Dämpfer. Die Fans quittierten den Auftritt bereits zur Pause mit einem lauten Pfeifkonzert. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Augsburger Kapitän Jeffrey Gouweleeuw (23.) den FCA mit einem Kopfball aus größerer Distanz in Führung gebracht. Dortmund war dagegen völlig harmlos und ohne Ideen.

Die Wechsel von Niko Kovac als Erklärung heranzuziehen, wäre zu einfach. Der Dortmunder Trainer hatte den zuletzt formschwachen Julian Brandt, Jamie Gittens und Yan Couto eine Chance von Beginn an gegeben. Zudem begann im zentralen Mittelfeld Salih Özcan anstelle des Österreichers Marcel Sabitzer.

Doch nicht nur die vier neuen Spieler wirkten verunsichert und fahrig, sondern die gesamte Mannschaft. Dynamik und Zug zum Tor fehlten, die Laufwege passten nicht, die wenigen Abschlüsse waren lasch. Augsburg konzentrierte sich zunächst auf seine Defensive, nutzte dann aber die erste Chance eiskalt aus. Nach einem Freistoß des früheren Dortmunders Marius Wolf kam Gouweleeuw völlig frei zum Kopfball. Der Ball flog im hohen Bogen über den chancenlosen Gregor Kobel hinweg.

Eine Reaktion blieb zunächst aus, der BVB erspielte sich in der ersten Halbzeit zwar neun Ecken, aber keine nennenswerte Chance – und brachte das Publikum gegen sich auf. Brandt, der glücklos agierte, musste ebenso Pfiffe ertragen wie Pascal Groß, dessen Versuch, einen Eckstoß direkt aufs Tor zu ziehen, kläglich scheiterte.

Nach der Pause fiel der vermeintliche Ausgleich, Brandt stand aber im Abseits. Wenig später wurde auch das vermeintliche 2:0 zurückgenommen, bevor Özcan den Ball ins eigene Tor lenkte, hatte sich ein Augsburger im Abseits befunden. Kovac reagierte, brachte zunächst Maximilian Beier und Julian Ryerson sowie wenig später Marcel Sabitzer und Julien Duranville. Doch es gelang dem BVB weiter nicht, Augsburg unter Druck zu setzen.

Holstein Kiel – VfB Stuttgart 2:2 (1:1)

Kein Ende der schwäbischen Schwächephase: Der VfB Stuttgart droht mehr und mehr den Anschluss an die oberen Tabellenplätze zu verlieren. Auch beim Abstiegskandidaten Holstein Kiel kam der Vizemeister nicht über ein 2:2 (1:1) hinaus und verpasste erneut den 800. Bundesligasieg in der Vereinshistorie. In Unterzahl bewiesen die Stuttgarter aber große Moral.

Jamie Leweling (15.) brachte den ersatzgeschwächten VfB sehenswert in Führung, Ermedin Demirovic (55.) traf nach dem Seitenwechsel. Dem bestens aufgelegten Steven Skrzybski, der in der zweiten Hälfte nur neun Sekunden für sein Tor benötigte, gelang für die Kieler ein Doppelpack (30./46.). VfB-Verteidiger Leonidas Stergiou sah nach einer Notbremse die Rote Karte (52.). Den Stuttgartern, denen in einer wichtigen Saisonphase etwas die Luft auszugehen scheint, gelang damit nur ein Sieg in der vergangenen sieben Bundesligaspielen. Kiel hingegen muss sich nach dem Remis gegen einen geschwächten Gegner über einen verpassten Befreiungsschlag im Tabellenkeller ärgern.

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Auf stolze sechs Innenverteidiger musste Trainer Sebastian Hoeneß im hohen Norden verzichten – und er reagierte kreativ auf die argen Personalprobleme: Die beiden gelernten Außenverteidiger Leonidas Stergiou und Ramon Hendriks bildeten gemeinsam mit dem eigentlichen Sechser Angelo Stiller die Dreierkette des VfB.

Kiel startete mit dem ersten Auswärtssieg der Bundesliga-Historie im Rücken (1:0 bei Union Berlin) selbstbewusst in die Partie und näherte sich mehrfach vielversprechend dem Stuttgarter Tor. Der erste Treffer fiel dennoch auf der Gegenseite. Leweling veredelte eine starke Vorarbeit von Enzo Millot aus halbrechter Position zur glücklichen Führung. Ein Klassenunterschied war auch im Anschluss nicht zu erkennen – und nach einer knappen halben Stunde offenbarte die schwäbische Notabwehr erstmals folgenschwere Mängel. Skrzybski nutzte eine unfreiwillige Kopfball-Vorarbeit des VfB-Verteidigers Hendriks nach einem Einwurf eiskalt aus.

Das 1:1 hatte im Anschluss Bestand – allerdings nur bis sehr kurz nach Wiederanpfiff. Gerade einmal neun Sekunden brauchte Skrzybski, um mit seiner herrlichen Bogenlampe aus rund 20 Metern den etwas zu weit vorne platzierten VfB-Keeper Alexander Nübel zu überrumpeln. Für Skrzybski war es der sechste Treffer in den vergangenen fünf Einsätzen, seine letzten sechs Torschüsse fanden allesamt den Weg ins gegnerische Gehäuse. Und es kam noch bitterer für die Stuttgarter Rumpfabwehr. Skrzybski luchste dem unaufmerksamen Stergiou den Ball ab und war vom VfB-Verteidiger nur durch eine Notbremse zu stoppen. Nübel lenkte den folgenden Freistoß von Shuto Machino an die Latte – und durfte wenig später über Demirovics Ausgleich aus dem Nichts jubeln. Nick Woltemade hatte den eingewechselten Stürmer mustergültig bedient. Stuttgart verteidigte leidenschaftlich.

VfL Wolfsburg – FC St. Pauli 1:1 (0:1)

Der FC St. Pauli hat im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga einen Statement-Sieg verpasst. Beim Europapokalanwärter VfL Wolfsburg kam der Aufsteiger trotz einer Führung am Samstag nur zu einem 1:1 (1:0). Im Rennen um den Klassenerhalt könnten die beiden verspielten Zähler die Hamburger noch teuer zu stehen kommen. Siebe Van der Heyden (38.) traf für den Underdog aus Hamburg, der die vergangenen sechs Ligaspiele nicht gewonnen hat. Mohamed Amoura (70./Foulelfmeter) war für Wolfsburg erfolgreich. Mit 22 Punkten steht St. Pauli zwar weiterhin vor Relegationsrang 16, doch die Konkurrenz ist in Schlagdistanz. Der favorisierte VfL (38 Punkte) dagegen hätte einen Erfolg benötigt, um die eigenen Europacup-Ansprüche mit Nachdruck zu untermauern.

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In Wolfsburg kamen die Hamburger gut in die Partie, Noah Weißhaupt (4.) und Lars Ritzka (7.) näherten sich früh dem VfL-Tor an. Die Niedersachsen agierten zu Beginn zu passiv, lediglich ein Fernschuss von Yannick Gerhardt (16.) versprühte einen Hauch von Gefahr. Im Laufe der ersten Halbzeit trauten die Wölfe sich mehr – doch insgesamt agierten die Gäste in Durchgang eins zielstrebiger. Erst zwang Oladapo Afolayan (37.) VfL-Torwart Marius Müller aus der Distanz zu einer Parade, beim Eckball danach hatte der Schlussmann aber keine Chance mehr. Den stark geschlagenen Ball von Danel Sinani verlängerte zunächst St. Paulis Kapitän Jackson Irvine, sodass er für Müller unberechenbar wurde – am zweiten Pfosten köpfte Van der Heyden ein.

Auch nach der Halbzeit hielt St. Pauli das Tempo hoch. Aber Wolfsburg, nach der Pause mit dem zuletzt wochenlang wegen einer Knieverletzung unpässlichen Kapitän Maximilian Arnold, ließ hier und da seine Qualität aufblitzen. Infolge einer sehenswerten Kombination tauchte Tiago Tomas (61.) frei vor dem Hamburger Tor auf, verzog letztlich jedoch. Mit Beginn der Schlussphase zog ausgerechnet Van der Heyde den eingewechselten Jakub Kaminski im Strafraum, Amoura verwandelte problemlos vom Punkt.

Quelle: ntv.de, sue/sid

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