Ifo-Institut-Chef: “Virus muss eingedämmt werden, bevor die Wirtschaft sich erholen kann”

Kellner, Gäste in venezianischem Café nach der Corona-Pause
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SPIEGEL: Herr Fuest, in den vergangenen Monaten hat der Staat in beispielloser Weise in das Alltagsleben und in die Wirtschaft eingegriffen: mit Verhaltensauflagen, Konjunkturprogrammen, Subventionen. War das alles nötig?
Fuest: Die Regierung hat im Großen und Ganzen richtig gehandelt, sowohl beim Kampf gegen das Coronavirus als auch in der Wirtschaftspolitik. In einer solchen Krise funktionieren Märkte nicht richtig, deshalb sollte der Staat eingreifen. Genauso wichtig aber ist, dass die Politik nach der akuten Krise den Ausstieg aus den Notmaßnahmen findet. Wir müssen aufpassen, dass wir keine staatlich gelenkte Wirtschaft bekommen.
SPIEGEL: Sehen Sie diese Gefahr?
Fuest: Ja, mir wird derzeit zu viel über öffentliche Ausgaben und zu wenig über den nötigen Freiraum für die Privatwirtschaft geredet. Unser Wohlstand wird aber nicht vom Staat erzeugt, sondern von Unternehmern und Beschäftigten. So reibungslos wie nach der Finanzkrise, wo die Konjunktur rasch wieder Tritt fasste, wird es diesmal nicht laufen.