Hohenberg – eine Kleinstadt in Bayern wird isoliert: Es begann mit dem Kirchenchor
In Hohenberg an der Eger steht alles still – seit einer verhängnisvollen Chorprobe. Die Krise zeigt die guten Seiten einer kleinen Gemeinschaft, aber auch die schlechten.
Als niemand etwas ahnte, sang der Hohenberger Kirchenchor "Dank für Golgatha", eine Kantate, die an das Leiden und Sterben Jesu erinnert.
Dort am Kreuz hört man den Aufschrei, der die Dunkelheit zerreißt.
Denn um unsertwillen leidet, den der Glaube lobt und preist.
Es war ein Dienstag, der Chor probte im weiß gestrichenen Gemeindehaus für die Osterkonzerte in der Kirche nebenan, 17 Frauen und ein Mann. Der Tenor Hubert Dorschner, 63 Jahre alt, Industriekaufmann, singt seit dem Kindesalter. Dorschner ist ein zufriedener Mann mit einem verschmitzten Gesichtsausdruck und Brille. Am Musizieren gefalle ihm vor allem die Gemeinschaft, sagt er, als er später von diesem 10. März erzählt.
Vier Tage nach der Probe wurde bei Dorschner Covid-19 diagnostiziert. Er war der erste Erkrankte der Stadt. Weitere Chormitglieder wurden positiv getestet. Es wird vermutet, dass diese Chorprobe, bei der alle aus vollstem Herzen sangen, dazu beitrug, das Virus zu verbreiten. Neun Tage nach der Probe, am 19. März, verhängte die Stadt eine Ausgangssperre, als zweiter Ort in Deutschland.