George Floyd: Donald Trump ordnet Abzug der Nationalgarde aus Washington an

Soldaten vor dem Weißen Haus: Das US-Militär hatte rund 1600 Soldaten auf Militärstützpunkte rund um Washington verlegt
Alex Brandon/ dpa
Nach erneut friedlich verlaufenen Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt in Washington hat US-Präsident Donald Trump den Rückzug der Nationalgarde aus der Hauptstadt angeordnet. Die Reservisten würden nach Hause gehen, könnten aber schnell wieder aktiviert werden, teilte Trump am Sonntag auf Twitter mit.
Auslöser der Proteste in Washington und etlichen anderen US-Städten ist der Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz am 25. Mai in Minneapolis im Bundesstaat Minnesota.
Zu Beginn kam es zu Ausschreitungen und Plünderungen bei den Protesten. Trump drängte die Gouverneure der betroffenen Bundesstaaten zum Einsatz der Nationalgarde, die zur Reserve der US-Armee gehört.
Das US-Militär hatte nach eigenen Angaben rund 1600 Soldaten auf Militärstützpunkte rund um Washington verlegt, um die Sicherheitskräfte in der Hauptstadt angesichts der anhaltenden Proteste bei Bedarf unterstützen zu können.
Zuvor hatte Trump angekündigt, "Tausende schwer bewaffnete Soldaten" des US-Militärs einsetzen zu wollen, um Ausschreitungen am Rande der friedlichen Proteste nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd zu unterbinden.
Die Demonstrationen in den vergangenen Tagen verliefen jedoch weitgehend friedlich. Am Samstag versammelten sich Tausende Menschen vor dem Weißen Haus, um gegen Rassismus zu protestieren. Weltweit kam es zu ähnlichen Demonstrationen, auch in Deutschland.
Trump: Alles "unter perfekter Kontrolle"
In Washington sei "alles unter perfekter Kontrolle", begründete Trump die Entscheidung, die Nationalgarde abzuziehen. Am Samstagabend waren demnach "viel weniger Demonstranten erschienen als erwartet". Washingtons Bürgermeisterin Muriel Bowser hatte Trump bereits am Donnerstag in einem offenen Brief aufgefordert, alle Soldaten und Sicherheitskräfte der Bundesregierung aus der Stadt abzuziehen.
Noch am Montagabend hatte Trumps Regierung eine Demonstration vor dem Weißen Haus gewaltsam auflösen lassen. Nach dem Polizeieinsatz war Trump zu Fuß zu einer Kirche nahe seinem Amtssitz gegangen. Die St.-John's-Kirche war am Tag davor bei den Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt durch ein Feuer beschädigt und mit Graffiti beschmiert worden. Der Präsident ließ sich vor dem Gotteshaus mit der Bibel in der erhobenen Hand fotografieren.
Der Polizeieinsatz vor dem Weißen Haus löste in den USA viel Kritik aus. Trumps designierter Herausforderer bei der Präsidentschaftswahl im November, Joe Biden, reagierte empört darauf, dass Trump "für einen Fototermin" Tränengas und Gummigeschosse auf Demonstranten habe feuern lassen.
Icon: Der Spiegel